HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN MASCHINENBAU
Heidelberger Druckmaschinen bei Stellenabbau auf der Zielgeraden 15. Oktober 2020 Autor: Tatjana Junker (tat) Wiesloch.Das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen kommt bei seinem geplanten Stellenabbau nach eigenen Angaben gut voran. Von den 1600 Arbeitsplätzen, die weltweit abgebaut werden sollen, fehlten nur noch etwa 150, der größte Teil davon soll noch im Stammwerk Wiesloch wegfallen, sagte Vorstandschef Rainer Hundsdörfer am Mittwochabend bei einem Pressetermin in Heidelberg. Der Abbau an den ausländischen Standorten sei bereits unter Dach und Fach. Transfergesellschaft gestartet „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch für diese 150 Stellen noch sozialverträgliche Lösungen finden“, ergänzte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Betriebsratsvorsitzender Ralph Arns sagte am Donnerstag, er sei „felsenfest überzeugt, dass wir es ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen“. In Wiesloch sollen nach dem Willen des Unternehmens insgesamt rund 1000 Arbeitsplätze wegfallen, wobei frühere Abbauprogramme teilweise berücksichtigt werden. Bei dem Schritt macht sich Heidelberger Druckmaschinen den relativ hohen Altersdurchschnitt der Belegschaft zunutze: Er liegt bei knapp über 50 Jahren. Mit vielen älteren Mitarbeitern hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten Altersteilzeit vereinbart. Zum 1. Oktober sind zudem die ersten Beschäftigten gegen eine Abfindung in eine Transfergesellschaft gewechselt. Dort werden sie weiterqualifiziert, um eine neue Stelle zu finden. Der Abbau betreffe alle Ebenen, bekräftigte Hundsdörfer: „Wir haben unsere Führungsstruktur deutlich verschlankt.“ Darauf hatten im Vorfeld vor allem Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall gedrängt. Obwohl die Corona-Krise das Geschäft insgesamt weiter belaste, sehe man bei den Aufträgen eine schrittweise Erholung, sagte der Vorstandschef: „Im April war der Tiefpunkt, im Juni, Juli lief es schon etwas besser, und der August und September waren sehr ordentlich“, sagte Hundsdörfer. Er gehe davon aus, dass man das aktuelle Level trotz wieder steigender Infektionszahlen halten könne. Im ersten Quartal konnte Heidelberger Druckmaschinen dank eines Sondereffekts ein positives Ergebnis erzielen. Das Unternehmen hat kürzlich seine Regelungen zur Betriebsrente geändert und muss deshalb nicht mehr so hohe Rückstellungen bilden. Für das Gesamtjahr wird aber nach wie vor ein Verlust erwartet.
Noch viele in Kurzarbeit Trotz der zuletzt leichten Erholung werde man das Instrument Kurzarbeit vermutlich bis zum Schluss – also bis Ende 2021 – brauchen, sagte Hundsdörfer. Von den insgesamt knapp 4900 Mitarbeitern in Wiesloch seien derzeit noch 50 Prozent davon betroffen. Aktuell sei geplant, die Kurzarbeit zum Jahresende zu reduzieren, in welchem Umfang hänge aber von der weiteren Entwicklung ab. Der Vorstandschef betonte, dass Heidelberger Druckmaschinen finanziell wieder solide aufgestellt sei. Nachdem man im September eine Hochzinsanleihe über 150 Millionen Euro vorzeitig zurückgezahlt habe, sei man jetzt „fast schuldenfrei.“ Die Nettoverschuldung liege unter 50 Millionen Euro – „und ohne Corona gäbe es sie gar nicht mehr“. Hundsdörfer sagte, er sei froh, dass das Unternehmen in der Pandemie ohne Staats- oder KfW-Kredit auskomme. „Das sind extrem teure Finanzierungen, außerdem kann man als Unternehmen nicht mehr frei agieren“.
|