Wiesloch.Eigentlich steht Heidelberger Druckmaschinen voll auf der Kostenbremse - an einer Investition hält das Unternehmen aber fest: Ab April will es in die industrielle Produktion gedruckter organischer Elektronik einsteigen und dafür eine eigene Fertigungslinie aufbauen. Fünf Millionen Euro sollen dafür in einem ersten Schritt fließen. Sensoren auf Folie gedruckt
Die organische Elektronik gilt als Zukunftstechnologie. In der Region wird seit vielen Jahren von verschiedenen Akteuren daran geforscht, unter anderem von dem Netzwerk InnovationLab, an dem Heidelberger Druckmaschinen schon seit der Gründung im Jahr 2008 beteiligt ist. Elektronische Bauteile werden dabei nicht mehr aus Silizium hergestellt, sondern aus Kunststoff. Sie sind nicht nur kostengünstiger, sondern auch aus flexiblerem Material. Mit dem Verfahren, das über das InnovationLab entwickelt wurde, können zum Beispiel Sensoren auf eine Folie gedruckt werden. Nach Angaben eines Sprechers werden im Auftrag eines Kunden derzeit bereits Folien hergestellt, die Zahnärzte einsetzen können, wenn sie einen Gebissabdruck ihres Patienten wollen. Beißt dieser auf die mit speziellen Sensoren bestückte Folie, bekommt der Arzt einen 3D-Abdruck des Gebisses am Computer angezeigt.
Während dieses Produkt bislang noch auf einer Druckmaschine im Labor hergestellt wird, soll im April die Serienfertigung auch für weitere Kunden starten. Dazu wird im Stammwerk Wiesloch eine speziell angepasste Druckmaschine aufgebaut. Anders als sonst werden wir in diesem Bereich keine Druckmaschinen herstellen, die wir weiterverkaufen, sondern die Produktion der gedruckten organischen Elektronik selbst für die Kunden übernehmen, erklärt Vorstandschef Rainer Hundsdörfer. Das Geschäft mit gedruckter organischer Elektronik ist ein riesiger Zukunftsmarkt. Wir haben hier sehr viel Geld investiert und können jetzt industriell in großen Mengen produzieren - davon wollen wir vor allem profitieren, sagt er.
Potenzielle Anwendungen sieht der Vorstandsvorsitzende viele. Im Pflegebereich zum Beispiel sind Einweg-Bettlaken mit Sensoren denkbar, die anzeigen können, wenn der Patient an einer Stelle wundzuliegen droht. In Autositzen wiederum könnten Sensoren den Fahrer erkennen und die Sitzhöhe und andere Einstellungen automatisch an ihn anpassen. Teilweise ist das vielleicht noch Zukunftsmusik, bald wird das aber ein riesiger Markt sein, glaubt Hundsdörfer.
Um den Ausbau des Geschäftsfeldes finanziell stemmen zu können, setzt der Vorstandsvorsitzende mittelfristig auf Risikokapital - also auf Investoren, die Geld in junge Unternehmen stecken. Heidelberger Druckmaschinen bündelt das Geschäft mit der gedruckten organischen Elektronik deshalb gleich in einer eigenen Gesellschaft. Jetzt muss erst einmal die Produktion richtig anlaufen, aber dann findet man in dem Bereich ganz sicher Investoren, die einsteigen wollen, sagt Hundsdörfer. |