Komm, mach Deinem Namen nicht allzu viel Ehre. Ich geb Dir mal einen Geheimtip, jede AG veröffentlicht einen Geschäftsbericht, in dem im Grunde alles Relevante steht. Gibts auf der Unternehmenshomepage zum Gratis-Download. Vorteil: Die Daten sind belastbar, vom Vorstand garantiert und von einem Wirtschaftsprüfer geprüft. Betrug nicht ausgeschlossen, aber dann eben strafrechtlich relevant. Steht also nicht so belangloses Gewäsch drin wie bei Analystenkommentaren, bei denen eine Fehlberatung lapidar mit "halt eben Pech gehabt, ist doch anders gekommen" abgetan werden kann. Und es steht kein Schwachsinn drin, z.B. nix über Charttechnik. Nachteil: Er ist kompliziert zu lesen und zu verstehen, man muss ich halt Mühe geben. Die aktuelle Frage nach Geschäftsfeldern außerhalb der Druckbranche ist etwas merkwürdig. Ungefähr so als würde man fragen, wie viel Geld VW mit dem Verkauf von Gummibärchen verdient. Natürlich ist das ein Geschäftsfeld ohne signifikanten Umsatz, denn HDM ist nun mal ein Lösungsanbieter für die Printmedienindustrie. Sollte sich das mal ändern, wird man es als interessierter Aktionär mitbekommen. Damit Du Dir die Mühe nicht machen musst, zitiere ich erneut aus dem Geschäftsbericht 2011/2012 (ich scheine der einzige zu sein, der Geschäftsberichte liest): Dort wird nach drei Geschäftsfeldern getrennt: Equipment, Services und Financial Services. Nach Deiner Definition ist nur Financial Services ein Nicht-Printmedien-Geschäftsfeld, hier geht es um Finanzierungen. Equipment ist das Neumaschinengeschäft, dessen Auslastung man als Mitarbeiter mit den Ohren feststellen kann. Alles andere ist in Services zusammengefasst, dabei handelt es sich z.B. um Wartung und Verbrauchsmaterialien. Equipment machte in dem Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,523 Mrd EUR (58,7% vom Gesamtumsatz) bei einem EBITDA von -83 Mio EUR. Services: Umsatz 1,058 (40,8%) mit EBITDA +72 Mio EUR. Financial Services: 0,015 Mrd EUR (0,6%) mit EBITDA +14 Mio EUR. Soweit die Zahlen, jetzt gehts an die Bewertung: Das Neumaschinengeschäft ist der Hauptumsatz- aber eben auch der Hauptverlustbringer. Mit jedem reinkommenden Euro verliert HDM 5,5 cent. Dieses Geschäftsfeld hat am stärksten mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, dazu muss man sich mehrere aufeinanderfolgende Geschäftsberichte ansehen. Dies deckt sich auch mit der Erkenntnis von Schmodos Ohren: es wird einfach weniger neu gebaut. Ob das für die Firma schlecht ist, ist eine andere Frage. In den anderen Geschäftsfeldern sieht es wesentlich besser aus. Financial Services ist hoch profitabel, aber vom Umsatzvolumen her unwichtig (eher als Support der anderen Geschäftsbereiche für Kunden mit mangelnder Liquidität). Services ist mit einer Umsatzrendite von 6,8% gut dabei und vor allem weniger konjunktursensibel. Welche Erwartungen diese Daten bzgl. des Aktienkurses auslösen, möge jeder selbst entscheiden. Signifikante Geschäfte außerhalb der Printmedienindustrie müssten jedenfalls erst noch entwickelt werden. Schreier hatte das mal mit der Montage von Cabriodächern versucht, fand ich aber eher lächerlich, wenn man das Marktvolumen der Cabriodachmontage mal verinnerlicht. Trotzdem, der Ansatz ist richtig, bestes Beispiel für Erfolg durch Wandel ist Nokia (aktuelle Probleme mal ausgeklammert). Nokia war zu Beginn der Firmengeschichte eine Holzverarbeitungsfabrik. Wer weiß, mit welchem Geschäftsfeld HDM in 20 Jahren Geld verdient. Mit der lärmenden Montage von Riesendruckmaschinen aber wohl eher nicht. --- Nur meine Meinung, keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung |