Hallo Leute,
gestern gab es die Bilanz von Greenlit die den einen oder anderen hier auf den ersten Blick in Angst und Schrecken versetzt hat (da nehme ich mich nicht aus). Mit einem Verlust in dieser Höhe hat wohl niemand von uns gerechnet. Jedoch lohnt sich ein tieferer Blick in die Zahlen um zu verstehen wie es dazu gekommen ist, welche Zukunftsstrategie das Unternehmen verfolgen könnte und was sich darauf für unsere Holding bedeutet. Doch eines nach dem anderen (Angaben in USD nicht EUR!)):
1) Die GuV:
Alles in allem ein Verlust von 288 Mio. Das ist natürlich eine Katastrophe, aber man muss das Ganze auch relativieren. 125 Mio davon machen unsere Greenlit General Merchandise Sparte aus, welche wie wir wissen verkauft wurde (in der Bilanz noch "verkauft wird"). Bleiben also -164 Mio die unser verbliebener Teil gemacht hat - schlecht für uns! Davon waren 178 Mio so genannte "restructuring and other non-reocurring costs". Lässt man diese mal beiseite hat Greenlit zwar trotzdem schlechter performt als im Vorjahr, würde aber (wenn man diesen Posten mal ausklammert) sogar gewinnbringend wirtschaften (6,4 Mio nach Zinszahlungen im Vergleich zu 32 Mio im Vorjahr - also schlecht, aber das wäre alles andere als eine Katastrophe).
Daher ist es jetzt wichtig sich die 178 Mio anzusehen um zu verstehen warum man so dermaßen schlecht performt hat. Hier werden wir auf Seite 27 fündig. Dort heißt es, dass 159 Mio davon außerordentliche Impairment Expenses waren. Versucht man nun nachzuvollziehen wo diese eingeschlagen haben wird man auf Seite 36 fündig, denn der Großteil davon belief sich auf Impairment on Goodwill.
Hat sich der Goodwill schon wieder vermindert? Ich denke nicht! Für das Geschäftsjahr 2018 steht dieser in der Greenlit Bilanz mit rund 400 Mio zu Buche, 2019 sind es 225 Mio USD. Jedoch wird im Halbjahresbericht von Steinhoff auch darauf verwiesen, dass bei den Household Goods (!) im März 2018 215 Mio EUR impaired wurden (Seite 46, Halbjahresbericht). In der Steinhoff Bilanz von 2018 wird der Goodwill mit 172 Mio EUR angeführt (also um die 200 Mio USD, je nach Wechselkurs, Quelle Steinhoff Jahresabschluss 2018, Seite 177). Diese Bilanz wurde aber viel später veröffentlicht als die Greenlit Zahlen von 2018.
Lasst es mich zusammenfassen was ich meine: - In der Greenlit Bilanz von 2018 beträgt Goodwill rund 400 Mio und in jener von 2019 nur mehr rund 200 Mio. - In der Steinhoff Bilanz ist dieser bereits 2018 bei umgerechnet rund 200 Mio USD.
Es sieht also so aus als hätte man in der Greenlit Bilanz von 2019 nachträglich den Goodwill von 2018 impaired, da der PwC Bericht zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Greenlit Zahlen 2018 noch nicht veröffentlicht war und es noch keine Steinhoff Zahlen für 2017 und schon garnicht die von 2018 gab. Das würde bedeuten, dass wir in der Steinhoff Bilanz von 2019 dieses Impairment nicht sehen würden und (wie bereits in den Halbjahreszahlen) ein EBIT von +/- Null EUR für unseren verbliebenen Teil von Greenlit sehen (also Household Goods). Der Goodwill bliebe ebenfalls so gut wie unverändert. Bin gespannt ob ich recht habe!
2) Die Bilanz:
Bei den Current Assets sind von Inventories 189 Mio. die zu Greenlit GM zählen zu den Assets held for sale gewandert (wird auf Seite 33 erwähnt). Das ist auch schon der größte Teil von den 261 Mio. Interessant ist hier, dass sich in der Auflistung der zu verkaufenden Assets auf Seite 30 keine Liegenschaften befinden (!), sich jedoch property, plant & equipment stark reduziert hat. Wo sind die also? Auf Seite 34 sind disposals z.B. bei Land & Buildings von fast 75% des Gesamtbestandes vermerkt, die sich jedoch nicht bei den zu verkaufenden Assets finden. Scheinbar wurde hier bereits im Vorfeld kräftig verkauft. Schaut man sich das Cash Flow Statement an wurde mit diesen Erlösen auch bereits kräftig getilgt. Das Fazit lässt sich auf Seite 37 erkennen, es wurden nämlich die Bank loans (2018 waren es noch 116 Mio) fast vollständig getilgt, während mit Greenlit GM rund 217 Mio an Schulden noch rausfallen (primär trade payables). Somit finden sich jetzt der Großteil der verbleibenden Schulden bei den Borrowings unter den Non-current liabilities - der Großteil davon relatd party loans mit Laufzeit bis 2021.
Alles in allem sind die Zahlen also nicht gut, aber viel, viel besser als auf den ersten Blick, denn: Greenlit Household Goods (der in der Holding verbleibende Teil) trägt seine Finance Costs und hat unter dem Strich auch noch ein leichtes Plus. Das Impairment auf Goodwill wurde in der Bilanz 2018 der Holding bereits verbucht und somit wird der Großteil des Impairments sich nicht negativ auf die Bilanz 2019 auswirken. Nebenbei hat man Schulden getilgt und diese werden weiter vermindert wenn der Teil wegfällt, der mit der General Merchandise Division abgeht.
Kann natürlich sein, dass ich mich in der einen oder anderen Betrachtungsweise geirrt habe, aber so ist mein erster Eindruck. Ich glaube, dass das eine Ausgangsbasis für Greenlit ist die zwar herausfordernd ist, aber mit der man auf alle Fälle arbeiten kann. Somit auch kein Grund in Panik auszubrechen.
Liebe Grüße stksat |