Hannover Rück erholt sich
Von Anja Krause
Für die Rückversicherer war das Jahr 2005 aufgrund der schweren Naturkatastrophen eines der teuersten Jahre ihrer Geschichte. Dennoch bewerten Analysten die Aktie der weltweiten Nummer vier der Branche positiv.
§ FRANKFURT. Für die Rückversicherer war das Jahr 2005 aufgrund der schweren Naturkatastrophen eines der teuersten Jahre ihrer Geschichte. Der Wirbelsturm „Katrina“ war mit Abstand die bislang teuerste Naturkatastrophe überhaupt. Allein für den Rückversicherer Hannover Rück entstand durch ihn eine Nettoschadensbelastung von 310 Millionen Euro. Der vier Wochen später wütenden Sturm „Rita“ verursachte eine Nettoschadensbelastung von rund 130 Millionen Euro.
Nichts desto trotz bewertet ein Großteil der Analysten die Aktie des weltweit viertgrößten Rückversicherers mit „kaufen“, mindestens aber mit „halten“. So auch Werner Schirmer, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg. Obwohl das Gesamtergebnis für dieses Jahr voraussichtlich nur ausgeglichen ausfallen wird, empfiehlt er die Aktie weiterhin zum Kauf und gibt das Kursziel mit 34 Euro an. Zur Zeit steht die Aktie bei rund 30 Euro.
Der Ausblick auf 2006 sieht nach Schirmers Bewertungen sehr gut aus. „Der Preisrückgang im Schaden- und Unfallrückversicherungsgeschäft dürfte aufgrund der hohen Schäden durch die US-Hurrikans zunächst gestoppt sein“, so Schirmer. „Preiserhöhungen werden durchgesetzt und die Magen werden steigen“.
Auch die Analysten von Sal. Oppenheim haben die Aktie der Hannover Rück vor allem auf Grund des für 2006 erwarteten Anstiegs der Margen von „neutral“ auf „kaufen“ hochgestuft. Sie gehen von einem Kursziel von 35 Euro aus. Allerdings wird die Schadensbelastung nach Analyse der Landesbank Baden- Württemberg auch in den nächsten Jahren überdurchschnittlich hoch sein.
Zum einen liegt das an der generellen globalen Erwärmung, zum anderen an einer Warmwasserphase im Atlantik, die Forschern zufolge noch gute zehn Jahre anhalten wird. Dadurch würden sich Hurricans in der Menge zwar nicht erhöhen, doch ihre Vernichtungskraft nehme zu. Auch die Hypo-Vereinsbank sieht Potenzial und bewertet die Aktie positiv mit einem Kurspotenzial von 32 Euro je Aktie. Das AA- Rating von Standards & Poor’s kann sich die Hannover Rück nach Meinung der Analysten bewahren, ohne dass Kapitalmaßnahmen getätigt werden müssen.
Für positive Stimmung bei den Anlegern könnten ebenfalls so genannte Cat-Bonds sorgen, mit denen Hannover-Rück-Chef Wilhelm Zeller demnächst etwa 500 Millionen Dollar einnehmen will. Mit diesen Katastrophenanleihen wird das Risiko auf den Kapitalmarkt übertragen. Für diese Cat-Bonds würden Anleger einen auf dem Markt überdurchschnittlich hohen Zinssatz erhalten. Bei Großschäden sei das Kapital der Anleger allerdings ganz oder teilweise verloren.
Mit solchen Katastrophenanleihen könnte das MDax-Unternehmen auch gestärkt in die neuen Verhandlungsrunden für Policen gehen.
Der Börsenbrief „Frankfurter Tagesdienst“ ist einer der wenigen, der den Anlegern rät, die Aktie der Hannover Rück zu meiden. Da die Hannover Rück im drittel Quartal ein Verlust von 184 gemacht habe, obwohl sie von nur 48 Millionen ausgegangen war, werde im Gesamtergebnis kein Gewinn gemacht, sondern nur ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. „Für eine positive Bewertung reicht dies nicht aus“, so Oliver Kantimm vom Frankfurter Tagesdienst. Für eine negative Beurteilung spricht Kantimms Meinung nach auch, dass es in diesem Jahr wohl auch keine Dividendenausschüttungen geben soll.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 28. Dezember 2005, 07:02 Uhr
Gruß
uS |