Ich habe jetzt noch mal die Geschäftsberichte 2018 von S&T, Cancom und Bechtle näher auf die Höhe der Forschungs- und Entwicklungkosten (F&E) untersucht, was durchaus zu einem beachtlichen Ergebnis führt.
S&T hat in 2018 ca. 12% des Umsatzes bzw. 123 Mio. Euro für F&E ausgegeben, wovon nicht einmal 20 Mio. Euro aktiviert wurden. Und auch in 2019 will man massiv in wegweisende Technologien investieren.
Bei Cancon kann man nachlesen, dass es keine nennenswerten Aufwendungen für F&E gab.
Bei Bechtle wird das nicht so deutlich ausgeführt, aber von nennenswerten F&E-Aufwendungen ist dort auch nicht die Rede.
Jetzt muss man daraus natürlich zu dem Ergebnis kommen, dass S&T wohl in 2018 auch ein deutlich höheres EBIT (fast um 100 Mio. Euro höher) hätte ausweisen können, wenn man sich wie Cancom und Bechtle vor allem auf das Bestandsgeschäft konzentriert und nicht massiv zusätzlich in zukünftige wegweisende Technologien investiert hätte. Dadurch hätte dann auch S&T das EBIT fast verdreifachen (!) können.
Was kann man hieraus nun folgern:
-entweder haben Bechtle und Cancom ohne Offenlegung auch entsprechend hohe Investitionen in F&E (zB in Personalkosten), woran ich angesichts von deren Geschäftsberichten nicht glaube, oder
-die Investitionen von S&T waren Fehlinvestitionen und sind sinnlos verpufft (woran ich auch nicht glaube) oder
-es steht bei S&T eine Umsatz- und/oder Gewinnexplosion bevor, wenn man zukünftig die Ernte aus diesen ganz massiven F&E-Kosten einfährt und zusätzlich dann evtl auch gar nicht mehr in entsprechend massivem Umfang in F&E investieren muss.
Ich halte die letzte Option für das Wahrscheinlichste, warum S&T derzeit hinsichtlich Profitabilität noch nicht das zeigt, was wir uns erhoffen. Hier wird einfach ganz massiv in die Zukunft investiert.
Wenn meine Vermutung stimmt, müsste eigentlich spätestens 2020 das Jahr von S&T werden, in dem S&T dann diesen Rückstand auf Cancom und Bechtle aufholt bzw. beide massiv überholt, wenn diese massiven F&E-Kosten dann irgendwann starke Umsätze und Gewinne bringen (und der Gesamtmarkt nicht wegbricht).
So schwer es einem als Aktionär angesichts des derzeitigen Börsenkurses (gerade im Vergleich zu den Kursen von Cancom und Bechtle) fällt, so sehr muss man den Unterschied beachten, dass S&T einfach ganz massiv höhere Investitionen in F&E hat (zB geschätzt ca. 80-100 Mio. Euro mehr als Cancom). In so einer Situation ist es dann einfach nicht fair, Cancom mit S&T zu vergleichen, weil bei S&T ein deutlich höheres zukünftiges Umsatzpotential vorbereitet wird.
Das ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt, auf den sich die PR von S&T konzentrieren müsste, dass sie bei jeder nur denkbaren Gelegenheit diesen Alleinstellungsfaktor der hohen F&E von S&T noch klarer herausstellt (und vielleicht auch darauf hinweist, welches EBIT ohne Investitionen in zukünftige Technologien derzeit möglich wäre) und insbes. viel deutlicher herausstellt, was man sich von diesen massiven Investitionen in F&E zukünftig umsatz- und gewinnmäßig erwartet. Ansonsten wird S&T auch weiter pauschal mit den Istzahlen mit Cancom und Bechtle verglichen und jeder oberflächliche Investor fragt sich, warum es bei Cancom und Bechtle besser läuft und lässt dann S&T auf Basis der Istzahlen links liegen.
Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, müsste somit 2020 das Jahr von S&T werden und auch zukünftig das organische Wachstum deutlich über der Roadmap aus der IR-Präsentation liegen; denn wenn es nicht gelingen sollte, trotz dieser massiven F&E-Kosten das in der Präsentation geplante organische Wachstum ganz massiv zu überschreiten (und somit auch an die Wachstumsraten von Cancom (derzeit 30% organisch) anzuknüpfen bzw. diese zu überschreiten), müsste man sich wirklich fragen, ob die massiven F&E-Kosten gute Investitionen sind oder nicht. Sollte dies nämlich nicht gelinge, wäre es wohl deutlich besser, S&T aktuell durch Verzicht auf größere F&E Kosten massiv von den Kennzahlen her aufzuhübschen und dann möglichst teuer komplett an Foxconn zu verkaufen.
Aber wie gesagt, ich erwarte mir hier zeitnah einen massiven Return aus den ganzen F&E, die S&T ja schon in großem Umfang getätigt hat. Ich glaube, hier könnte eine deutlich bessere PR Wunder wirken, denn der Markt will nicht wissen, was uns diese Investitionen vielleicht in 5 Jahren mal bringen, sondern in 12-18 Monaten. Ich glaube, der Kapitalmarkt hat einfach noch gar nicht realisiert, was bei S&T zeitnah möglich sein sollte, denn 120 Mio. Euro Investment in F&E können sich normalerweise nicht einfach mal so in Luft auflösen, wenn S&T dadurch zum Technologieführer wird. |