Vielleicht verrenne ich mich hier gerade, aber ich denke, SNH hat das genial gelöst.
Der COMI shift erfolgte nicht nur zeitgerecht, sondern -wie man auch in Teilen des LUA sehen kann- mit allen beeindruckenden Details. Es wurden bereits im LUA neue Adressen öffentlich den Gläubigern mitgeteilt. Ganz wichtiger Punkt, denn ein erheblicher Anfechtungsgrund beim COMI shift liegt darin, zu beweisen, daß man lediglich Insolvenztourismus betrieben hat. Einer der zentralen Prüfungspunkte ist dabei (vor allem bei Privatinsolvenzen ist das ein Totschläger), ob man seine Gläubiger darüber in Kenntnis setzt oder der Eindruck entsteht, man wolle den Sittich machen. Es war also zugleich ein guter Schachzug, das mit im LUA zu verfrühstücken, da hatte man dann gleich noch die Zusage der Gläubiger zu diesem Punkt mit drin. Und die extrem hohe Zustimmungsquote ist ein weiteres Argument für good forum shopping.
SNH hat das hier alles sehr zeitig und äußerst transparent gelöst. Da wurden auch Meetings in London abgehalten, da wird man auch sicher dran gedacht haben, in England ein oder mehrere Bankkonten eröffnet zu haben. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, daß die Spezis, die Steinhoff da im Rudel eingekauft hat, dort was ausgelassen hätten. Ein ähnlich gelagerter Fall war mal die Luxemburger Hellas Telecommunications. Denen hatte man auch mal bad forum shopping nachzuweisen versucht. Die sind praktisch eine Blaupause für das, wie man bei SNH vorgegangen ist. Am Ende waren es genau die Transparenzgründe, die das Gericht positiv überzeugten, deren COMI sei in England.
Die Nähe zu den in London sitzenden Gesellschaften und Gläubigern ist da ein weiterer untermauernder Punkt.
Jeder dressierte Ameisenbär weiß nach drei Minuten, warum die nach England gegangen sind, aber nachweisen kann man eben das nicht. Die sind schlicht umgezogen, haben ihren Geschäftsbetrieb in ein anderes Land verlegt und können dafür etwaige Gründe anführen.
Eigentlich ist das relativ eindeutig, insofern stellt man sich wirklich die Frage, warum es dazu noch keine finale Entscheidung gibt. Vielleicht ist es nur so, daß man sich aktuell gegenseitig mit Anträgen und Gegenreden überzieht und der Richter die erstmal machen und sich abkühlen läßt. Irgendwie sehe ich insofern auch einen No-Deal-Brexit nicht als Problem, denn wenn die schlicht als englisches Unternehmen gesehen werden, spielt das keine Rolle. Der Umzug erfolgte ja demnach regelkonform vor dem offiziellen Brexit, lange davor sogar. Man hat ja schon in 06/18 die neuen Adressen mitgeteilt, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.
Nun ja, just my2ct. |