von Sebastian Engelmannn (Berlin)
Die Wirtschaftskorruption konnte in den vergangenen Jahren nicht bedeutend eingedämmt werden: Eine neue Studie zeigt: Die Unternehmen leiden weltweit vielfach unter korrupten Mitbewerbern, tun selbst aber wenig für eine erfolgreiche Korruptionsbekämpfung.
Die Wirtschaftskorruption ist in der internationalen Geschäftswelt weiterhin ein großes Problem. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung im Auftrag der Wirtschaftsdetektei Control Risks und der Anwaltskanzlei Simmons & Simmons. Demnach ist der Anteil der Unternehmen, die Aufträge aufgrund korrupter Mitbewerber verloren haben, im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2002 erheblich gestiegen. Zudem lassen die Unternehmen ihrerseits nach wie vor konsequente Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung vermissen, trotz neuer rechtlichen Regelungen und einem wachsenden öffentlichen Druck.
Die Studie basiert auf einer Umfrage bei Managern von 350 internationalen Firmen, darunter 50 Unternehmen aus Deutschland. Abgefragt wurden die Einstellung und der Umgang der Unternehmen mit Korruption.
Aus Unternehmersicht nimmt die Korruption weiter zu. Insgesamt 43 Prozent der befragten Unternehmen meinen, dass ihnen in den letzten fünf Jahren Aufträge entgangen seien, weil ein Konkurrent Schmiergelder bezahlt habe.
In Deutschland leiden 36 Prozent der Befragten unter korrupten Konkurrenten. Der Anteil der Unternehmen, die sich durch Korruption geschädigt sehen ist damit im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2002 erheblich gestiegen. So meinten vor fünf Jahren nur gut ein Viertel der befragten deutschen Unternehmen, an korrupte Mitbewerber Aufträge verloren zu haben. Control Risks kommt deswegen zum dem Schluss, "die Zahlen vermuten lassen, dass die internationalen Maßnahmen gegen Korruption nicht so gut greifen wie erhofft".
Eigentlich ist der rechtliche Rahmen zur Bekämpfung von Korruption in den vergangenen Jahren verschärft worden. Es bestehen mittlerweile Grundzüge eines völkerrechtlichen Rahmens für die Bekämpfung der länderinternen und grenzüberschreitenden Korruption. Gemäß einer OECD-Konvention haben alle ihre Mitgliedsstaaten Gesetze erlassen, um im eigenen Land ansässige Firmen zu belangen, die im Ausland Schmiergeld zahlen. Vor zwei Jahren trat zudem die Antikorruptionskonvention der Vereinten Nationen in Kraft und verheißt laut Studie eine "globale Rechtsgrundlage für den Kampf gegen Korruption". Die Unterzeichnerstatten haben sich dazu verpflichtet, aktive und passive Bestechung, auch von Privatpersonen unter Strafe zu stellen. Allerdings hat Deutschland die Konvention nicht unterzeichnet.
Die fehlende konsequente Umsetzung der Gesetze ist ein großes Problem bei der Korruptionsbekämpfung. "Die viel zu geringe Zahl der eingeleiteten Verfahren lässt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der internationalen Gesetze gegen Korruption aufkommen", heißt es dazu in der Studie. Es müsse schneller und konsequenter gegen korrupte Unternehmen vorgegangen werden, sagte der Autor John Bray von Control Risks der FTD. In Deutschland gilt zwar seit 1998 das internationale Bestechungsgesetz, welches auch das Schmieren im Ausland unter Strafe stellt, aber bisher gab es nach dem Gesetz nur drei Verfahren.
Ein weiteres Problem ist die Unkenntnis der Führungskräfte über die bestehende Rechtslage. So ergab die Studie "erschreckende" juristische Wissenslücken der Befragten über die Rechtsvorschriften ihres Landes bezüglich Schmiergeldzahlungen im Ausland. In Deutschland kennt fast die Hälfte der Unternehmen das Antikorruptionsgesetz nicht.
Die Studie bemängelt auch das mangelnde Präventionsverhalten der Unternehmen. In Deutschland verbieten zwar 92 Prozent der Befragten Korruption, tun jedoch nur wenig für die Einhaltung des Verbots. Denn nur wenige Unternehmen bieten eigene Ausbildungs- und Aufklärungsprogramme für ihre Mitarbeiter an: Nur die Hälfte der befragten Unternehmen aus Europa schult seine Mitarbeiter in der Korruptionsbekämpfung.
"Unternehmen könnten mehr machen", sagt auch der Geschäftsführer der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International Deutschland, Christian Humborg der FTD. Zwar hätte sich schon manches bei der Korruptionsbekämpfung getan, aber viele Maßnahmen seien noch nicht ergriffen worden. So gibt es laut Humborg zu wenige Ombudsmänner bei den Unternehmen, ebenso fehle vielfach die Verpflichtung, dass auch leitende Manager die Anti-Korruptionsrichtlinien verbindlich zu befolgen haben. "Ein großes Problem in Deutschland ist zudem, dass wir kein Unternehmensstrafrecht haben", sagt Humborg.
Für die Zukunft erwarten die Unternehmer keine Besserung: So äußerten sich die Teilnehmer der Umfrage pessimistisch über ihre Zukunftserwartungen. Das Niveau der Korruption werde auch in den nächsten fünf Jahren gleich bleiben, sagten 42 Prozent der Befragten, dagegen glaubt nur ein Viertel, dass es sinken werde. "So pessimistisch sehe ich das nicht, es geht vorwärts, wenn auch langsam", sagt dagegen John Bray.
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