Gladbach: Abschiedstournee beginnt Planspiele und ein Strohhalm In München beginnt in knapp zwei Wochen die Gladbacher Abschiedstournee. Sechs weitere Auftritte folgen im Anschluss, bis der Vorhang am 14. Mai endgültig fällt. Hamburg heißt die letzte Station in der Bundesliga, bevor man die große Bühne verlässt. Zum dritten Mal nach 1999 und 2007. Der Anfang vom Gladbacher Ende: Keeper Bailly faustet den Ball ins eigene Tor. © imago Beifall ist zum Abschied keiner zu erwarten. Zu fehlerhaft, bisweilen dilettantisch verlief die Mehrzahl der Vorstellungen im zu Ende gehenden Spieljahr. Wer sich jedoch mit Schadenfreude am Leid anderer ergötzt, wird die Borussen-Profis vermissen. Dass sich ein Torhüter, wie Logan Bailly (25) am Freitag, unbedrängt den Ball ins Netz boxt, erleben die Zuschauer nicht alle Tage. Mag dies auch die bisher lächerlichste Fehlleistung gewesen sein - die Blackouts anderer Borussen in der Saison stehen nicht weit hinter Baillys Aussetzer zurück. Die Rest-Hoffnung, die nach dem 0:1-Desaster geäußert wurde, entbehrt nach den Eindrücken des Spiels jeglicher Grundlage. Wenn eine Mannschaft im "Spiel der letzten Chance" derart kläglich versagt, dürfte dies auch den letzten Optimisten die Augen geöffnet haben. Immerhin tasten sich Borussias Verantwortliche nach wochenlanger Verweigerung an das Thema Abstieg heran. "Wir werden um den letzten Strohhalm kämpfen", kündigt Sportdirektor Max Eberl (37) an. Trainer Lucien Favre (53) erklärt zwar, man sei "noch nicht tot", appelliert vorsorglich aber schon einmal an die Ehre: "Wir müssen bis zum Saisonende Profis sein." Es ist leicht vorherzusehen, welche Themen die Borussia fortan beschäftigen werden. Mit der Ruhe im Umfeld, die nach dem Trainerwechsel von Michael Frontzeck zu Lucien Favre einigermaßen eingekehrt war, ist es vorbei. Die Gegner des aktuellen Führungsteams um Präsident Rolf Königs, zu denen besonders die "Initiative Borussia" zählt, werden noch lauter Kritik üben. Auch drohen Sportdirektor Max Eberl (Vertrag bis 2014) äußerst ungemütliche Zeiten, da neben Trainern naturgemäß auch die Sportdirektoren für einen Abstieg den Kopf hinhalten müssen. Favre (Vertrag bis 2013) hingegen kann ab sofort das Unternehmen "direkter Wiederaufstieg" vorbereiten. Das Scheitern der komplizierten Mission Klassenerhalt wurde bei seiner Verpflichtung einkalkuliert. Klar ist, dass nun der Kampf um die Filetstücke in Borussias Kader beginnt. Einen hochgradig veranlagten Spieler mit Nationalmannschaftsambitionen wie Marco Reus (21, Vertrag bis 2015) in Liga 2 halten zu können, dürfte utopisch sein. Das gleiche gilt für den begehrten Abwehrchef Dante (27, Vertrag bis 2014). Michael Fink (28) ist von Besiktas nur bis zum Sommer ausgeliehen; nur der bis 2012 laufende Vertrag von Juan Arango (30) ist nicht für die 2. Liga gültig. Die verliehenen Michael Bradley (23, Aston Villa) und Raul Bobadilla (23, Aris Saloniki) haben zwar Verträge in Gladbach ab Sommer, doch ob sie zurückkommen, steht in den Sternen. Genau wie der Verbleib einiger anderer "Wackelkandidaten" wie Martin Stranzl (30) oder Karim Matmour (25) offen ist. Der Etat wird bei Abstieg deutlich gekürzt. Auf rund 28 Millionen Euro beläuft sich der Aufwand für die Profiabteilung. In der 2. Liga stehen für die Profis 40 bis 50 Prozent weniger zur Verfügung. |