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: USA: Schwindet das Vertrauen der Investoren?
Greenspan erfüllte die Erwartungen. Die US-Notenbank erhöhte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent und setzte damit ihre Politik der graduellen Zinserhöhungen fort. Es gab auch keinen Grund hiervon abzuweichen: Die Konjunktur zeigt sich weiterhin robust und die Inflation ist moderat, wenn auch nicht zu vernachlässigen.
Obwohl das Niveau der kurzfristigen Zinsen in den USA nunmehr erstmals seit Langem wieder über dem in der Eurozone liegt, stand in der vergangenen Woche nicht die Zinsdifferenz, sondern wieder einmal das Handelsbilanzdefizit im Fokus des Devisenmarktes. Mit 55,5 Mrd. US-Dollar gab es im Oktober einen neuen Rekordwert, bedingt durch einen starken Anstieg der Importe. Vor allem die Einfuhren von Rohöl und Konsumgütern legten deutlich zu. Die Zunahme des Defizits ist damit auch auf Sonderfaktoren zurückzuführen, die sich in den folgenden Monaten wieder abschwächen dürften. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung des Handelsbilanzdefizits ist also nach wie vor realistisch.
Noch bedenklicher ist allerdings der Rückgang bei den Netto-Kapitalimporten, die im Oktober immerhin um 29 Prozent gegenüber dem Vormonat auf 48,1 Mrd. US-Dollar fielen. Damit reichen die Netto-Kapitalimporte erstmals seit Oktober 2003 in einem einzelnen Monat nicht aus, um das Handelsbilanzdefizit zu „decken“. Aufs Gesamtjahr 2004 gesehen liegen die Netto-Kapitalimporte allerdings deutlich über den Abflüssen aufgrund des Defizits in der Handelsbilanz.
Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Netto-Kapitalimporte war allerdings ein deutlich sinkendes ausländisches Interesse an amerikanischen Unternehmensanleihen. Das könnte darauf schließen lassen, dass die Investoren mit weiter steigenden Zinsen und damit fallenden Anleihekursen in den USA rechnen.
Noch bemerkenswerter ist der Anstieg der Investitionen von Amerikanern im Ausland auf das höchste Niveau seit Januar 2004, der für den Rückgang der Netto-Kapitalimporte mitverantwortlich war. Das ist möglicherweise ein Hinweis auf ein schwindendes Vertrauen der US-Anleger in die amerikanische Wirtschaftspolitik. Die Pläne der Bush-Regierung, den notwendigen Umbau des Rentensystems in den nächsten Jahren mit Krediten zu finanzieren, wird dies kaum ändern. Im Moment ist die Geldpolitik der Fed das Einzige, was für Vertrauen in die US-Wirtschaft sorgen und den Fall des US-Dollars bremsen kann.