Wall Street: Ausgerechnet die Bären sorgen für steigende Kurse New York (BoerseGo.de) - Allem Anschein nach werden die Korrekturen immer kürzer. Die gestrige Korrektur hatte keine 24 Stunden Bestand. Heute griffen bereits wieder Schnäppchenjäger zu. Anlass dazu gaben vor allem die zahmen Inflationsdaten, die wieder Hoffnung auf eine Zinssenkung weckten. Dazu trugen auch die schwachen Einzelhandelszahlen bei.
So paradox es klingen mag: Ausgerechnet die vielen Bären sorgen für steigende Kurse. Viele Investoren, darunter eine Menge Fondsmanager, haben den Zug verpasst. Die Pessimisten sitzen auf hohen Kassenbeständen und warten Hände ringend auf eine Gelegenheit einzusteigen. Besonders schlimm geht es der großen Schar von Leerverkäufern. Sie hatten sich von der Bank Aktien geliehen und auf den Markt geworfen, in der Hoffnung, die Papiere wieder billiger zurückkaufen zu können. Viele wurden von der zügigen Erholung überrumpelt.
Kein Wunder also, dass der Dow Jones wieder in seinen Aufwärtstrend einschwenkte. Das alt-ehrwürdige Börsenbarometer gewann heute 0.84% und schloss auf 13,326.22 Punkten. Der S&P 500 avancierte um 0.96% auf 1,505.85 Zähler. Der Nasdaq Composite Index verbesserte sich um 1.12% auf 2,562.22 Zähler.
Im Vergleich zur Vorwoche kletterte der Dow um 0.5%, der S&P 500 stagnierte und Nasdaq Composite gab 0.4% ab.
Branchen: Tops und Flops
Am stärksten war in der vergangenen Woche die stark konjunkturabhängige (zyklische) Stahlbranche gefragt, die gegenüber der Vorwoche 4% gewann. Der Bereich Verteidigung legte 1,84% zu und die Computer-Laufwerke 1,55%.
Verlierer war die Pharmabranche, die 1,86% abgab. Die Begeisterung für die alternative Energie schien sich in Grenzen zu halten, jedenfalls verlor die Branche 1,63%. Die Goldminen gaben 1,59% ab.
Dow: Gefragte Schwergewichte
Der König des Dow war heute der Energie-Sumo Exxon Mobil, der 2.32% auf 81.23 Dollar gewann.
Der Pharmagigant Merck strebte um 1.80% nach oben und beendete die Woche auf 52.00 Dollar
Der Telefongigant AT&T kam um 1.75% auf 39.59 Dollar voran.
S&P 500: Verstärktes Brautwerben
Gewinner im S&P 500 war die Derivatebörse Chicago Mercantile Exchange Holdings Inc. Der Handelsplatz hat sein Kaufangebot für die Börse CBOT Holdings angehoben, um den Nebenbuhler IntercontinentalExchange Holdings abzuwehren, der ebenfalls um die CBOT wirbt. Der Wall Street scheint das verstärkte Brautwerben zu gefallen, jedenfalls kletterten die Aktien der Chicago Mercantile Exchange um 7.70% auf 536.30 Dollar.
Nasdaq: Lust auf Chips
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der die wichtigsten Chip-Titel bündelt, kletterte um 1,19% auf 504.86 Zähler und zog die technologielastige Nasdaq mit sich.
Der hellste Stern am Firmament der Nasdaq war Nvidia. Der Halbleiterkonzern hatte gestern nach Börsenschluss Quartalszahlen vorgelegt, die über den Erwartungen lagen, und zugleich seinen Ausblick angehoben. Der Lohn: Plus 7.07% auf 35.14 Dollar.
Der Intel-Rivale Advanced Micro Devices kam um 4.48% auf 14.68 Dollar voran. Der Chip-Hersteller hatte bereits gestern einen Jobabbau angekündigt. Sowas mag die Wall Street.
Applied Materials, ein Zulieferer für die Halbleiterindustrie, sonnte sich heute in der Gunst eines Brokerkommentars. Analyst Stephen Chin von der UBS sieht starke Nachfrage aus Asien und von der Solarindustrie. Applied gewann 3.08% auf 19.77 Dollar.
Der Apfel, der nicht fällt, sondern steigt
Wenn das Sir Isaac Newton noch erlebt hätte. Der Physiker hatte die Gesetze der Schwerkraft durch die Beobachtung eines fallenden Apfels entschlüsselt. Was würde Newton aber zu Apple sagen? Der High-Tech-Apfel steigt seit Tagen auf neue Rekordhöhen. Heute wieder um 1.30% auf 108.74.
Auch Microsoft kam gut voran. Heute um 1.01% auf 30.89 Dollar
Internet: Fast alles im grünen Bereich
Der heute nachrichtenarme Internetsektor schloss weitgehend im grünen Bereich. Yahoo gewann 1.18% auf 30.05 Dollar. Google kam um 1.14% auf 466.74 Dollar voran. Der chinesische Google-Rivale Baidu.com kletterte 2.59% auf 128.12 Dollar.
Gefragt war auch E-Commerce: Amazon.com gewann 1.05% auf 61.56 Dollar. Ebay legt 1.00% zu und schloss auf 34.20 Dollar.
Enttäuschung über Mamma
Nur wenige Internet-Titel landeten heute im roten Bereich. Die kanadische Bonsai-Suchmaschine Mamma.com, gestern noch Tagesgewinner der Branche, wurde heute für enttäuschende Quartalszahlen mit einem Minus von 15.32% auf 4.70 Dollar abgestraft.
Die koreanische Handelsplattform GMarket, gestern noch einer drei Gewinner der Branche, gab heute 2.34% auf 19.15 Dollar ab.
Der Online-Juwelier Blue Nile verlor 1.31% auf 54.44 Dollar. Der Broker AmericanTech Research gab eine Verkaufsempfehlung. Angeblich ist der E-Commcerce-Titel zu teuer.
Bildstörung bei Syntax-Brillian
Kurzen Prozess machte die Wall Street mit Syntax-Brillian. Bei dem Hersteller von High-Definition TVs trübten schwache Quartalszahlen das Bild. Dafür brach der Hoffnungswert um 16.8% auf 7.00 Dollar ein.
Öl : Benzin macht Sorgen
Sorgen bereitet weiter das angeblich knappe Benzin, das um 2.6 Cents teurer wurde und auf 2.35 Dollar schloss. Das sind 6.1% mehr als in der Vorwoche. Das Rohöl setzte seinen Aufwärtstrend ebenfalls fort. Light Crude Oil verteuerte sich heute um 56 Cents und schloss auf 62.37 Dollar. Das sind 44 Cents mehr als in der Vorwoche. Erdgas kletterte um 17.3 Cents auf 7.89 Dollar.
Gold: Wochenverlust 1,5%
Das Gold konnte heute einen Teil seines Wochenverlusts ausgleichen und gewann 5.30 Dollar um auf 672.30 Dollar zu schliessen. Das sind allerdings 1.5% oder 17.40 Dollar weniger als in der Vorwoche. Silber verbesserte sich um 16.5 Cents auf 13.305 Dollar Platin gewann 17 Dollar und schloss auf 1.341 Dollar.
Ausblick:
Am Dienstag gibt es wieder das wichtigstee aller Inflationsthermometer, nämlich die Verbraucherpreise. Außerdem den New York Empire State Index, der das Wirtschaftsklima in dem Ballungsgebiet misst.
Am Mittwoch geben die Neubaubeginne und die Baugenehmigungen Auskunft auf den Stand der Immobilienkrise. Außerdem wird die Industrieproduktion gemeldet.
Am Donnerstag folgen die Führenden Indikatoren und das von der Philadelphia Fed ermittelte Stimmungsbarometer der Wirtschaft im US-Nordosten.
Am Freitag meldet die Universität von Michigan, das von ihr erfragte Verbrauchervertrauen. Servus, J.B. |