Stell dir Lithium-Direktextraktion als einen Oberbegriff wie z. B. "Verbrennungsmotoren" vor. Die eint dass auf der einen Seite ein Kraftstoff-Luftgemisch rein- und auf der anderen Seite mechanische Leistung rauskommt. Da gibt es dann aber welche die einen Kolben oder einen Läufer (Wankelmotor) antreiben. Einen Otto- oder einen Dieselmotor, einen Zweitakter oder einen Viertakter, beim Kraftstoff kommt Benzin, Diesel oder Erdgas zum Einsatz. Usw, usw. Letztlich haben alle diese Verbrennungsmotoren eine Existenzberechtigung weil sie unterschiedliche Anforderungen abdecken können.
So ist das auch bei der Lithium-Direktextraktion. Es gibt jede Menge unterschiedlicher Verfahren die sich beispielsweise durch die vorhandene Sole (Salzsole, Geothermiesole, Sole von Öl- und Gasfeldern) unterscheidet und mit sehr hohem Aufwand und in einem langwierigen Prozess an die vorhandene Lithiumresource angepasst werden muss. Das von Standard Lithium entwickelte Verfahren ist auf die "Abfallsole" der Lanxess-Bromproduktion hinoptimiert. Das Verfahren könnte daher bestenfalls mit überschaubaren Aufwand auf die an Lanxess angrenzende Bromproduktion von Albemarle angewandt werden. Für das Tetra-Projekt von Standard Lithium lassen sich zweifellos ein paar Grundprinzipien weiterverwenden, aber auch da ist trotzdem ein erheblicher Anpassungsaufwand erforderlich.
Klar sollte einem auch sein dass es Unternehmen gibt deren Geschäftsmodell ausschließlich darauf ausgelegt ist, die Technologie der Lithium-Direktextraktion zu entwickeln und als Anlage zu verkaufen (z.B Lilac Solutions), andere sehen sich primär als Lithiumproduzent und benötigen dafür die am besten geeignete Technologie, die dann entsprechend entwickelt wird (z. B. Standard Lithium).
Der Spruch mit dem "statt viele Monate nur wenige Stunden" ist eher Marketing. Da spielt die Erfüllung von Umweltkriterien eine weitaus bedeutendere Rolle.
Die große Bewährungsprobe der Lithium-Direktextraktion steht noch aus. Es ist bisher keinem Unternehmen gelungen damit Lithium im kommerziellen Maßstab zu produzieren. Auch bei Standard Lithium hat sich die final investment decision für den Bau der Produktionsanlagen zum x-ten mal verschoben. Dabei läuft die Pilotanlage auf dem Areal von Lanxess bereits seit über 20 Monate. |