... stimmt, Zahlen muss man lesen können - auch noch ein halbes Jahr später!
Wer sich den jüngsten Halbjahres-Finanzbericht (1.HJ 2009) genau anschaut muss erkennen, dass 2009 mit einem Desaster beendet werden wird.
• Der Gesamtumsatz ist um 8% eingebrochen. • 88% des Gesamtumsatzes werden im Altsegment Mailroom erwirtschaftet. • 71% davon werden durch Service der installierten Maschinen erbracht und nur • 19% durch neuverkaufte Maschinen (der Produktverkauf ist um 27% eingebrochen). • Das Neusegment Mailstream tritt mit nur 12% Umsatzbeitrag auf der Stelle, • holt keine Neuaufträge, • ist im EBITDA um 75% eingebrochen und • zeigt bereits dort bei freesort ein Minus, was letztlich ein tiefrotes EBIT bedeutet. • Zusätzlich weist das Neusegment Mailstream mit 37.600€ Pro-Kopf-Umsatz nur die Hälfte des Altsegments Mailroom aus. • Der niedrige Mailstream-Pro-Kopf-Umsatz ist u.a. durch einen absurden 17%-Personalaufbau um 10% eingebrochen und zeigt, dass die tatsächliche Ergebnissituation im Mailstream noch wesentlich schlechter sein muss.
Zusammenfassung:
• Der dramatische Geschäftsrückgang geht ungebrochen weiter. • Dreiviertel des Umsatzes kommt aus dem Service von ständig abnehmenden installierten Maschinen. • Der Neumaschinen-Verkauf ist komplett eingebrochen und hat keine technologische Zukunft. • Das Neusegment Mailstream bringt keinen nennenswerten Umsatz und verbrennt dabei noch gutes Geld.
Die FP-Story nähert sich dem Ende einer langen Skandalkette, in der ein ehemals gesunder Mittelständler aus Südhessen
• aus „strategische Gründen“ mit üppigen öffentlichen Fördergeldern in den „neuen Osten“ verschoben wurde, • dort versäumt hat, sich in der Produktentwicklung auf den absehbaren Rückgang des Frankiermaschinengeschäftes einzustellen, • überstürzt und kopflos mit dem total überteuerten Kauf einer Briefsortierbude namens freesort für 20 Millionen €, die beim Kauf höchstens ein Zehntel und heute gerade mal ein Fünftel wert ist und mit seinen Dienstleistungen tote Pferde reitet, verhoben hat, • innerhalb von 2 Jahren 3 Vorstände durch den eigenen Börsengang zu Millionären gemacht und anschließend in die Wüste geschickt hat, • den nächsten Vorstand über Nacht mit einem noch teuer werdenden Rechtsstreit an die Luft gesetzt hat, • sich mit Szymanski („dem Undertaker“) einen ausgewiesenen Spezialisten in Unternehmensnotschlachtungen an Land gezogen hat und nun • trotz eines erpressten „Beschäftigungspaktes“ mit weiteren Einbußen der Beschäftigten nun so nackt und konzeptlos wie nie zuvor dasteht.
Auch wenn es in den letzten Jahren relativ hilflose Rettungsversuche gab, das unaufhaltsam schwindende Mailroom-Maschinengeschäft mit neuen (???) Mailstream-Dienstleistungen zu kompensieren, ist der Versuch zwischenzeitlich ziemlich gescheitert. Briefe drucken, kuvertieren und für ein paar Rabatt-Cent sortieren ist eben nicht furchtbar neu und wird von vielen angeboten.
Jemanden, dem an Unternehmen und dessen Mitarbeitern etwas liegt, stimmt diese Story sehr traurig, für jemanden, dem es nur um den schnellen Euro geht, steckt hier natürlich ein riesen Potenzial aus zwei Gründen drin:
• Erstens kann es kaum noch tiefer gehen mit der Aktie, obwohl sie schon bei 0,5 Euro lag (von ehemals 20 Euro!), und • zweitens wird es Szymanski bestimmt hinbekommen, die Braut für einen Investoren rauszuputzen, der eine überzogene Ablöse mitbringt und den Aktienkurs für ein paar Stunden hochtreiben wird. Es wiederholt sich halt alles, freesort hat damals auch einen gefunden.
Also genau das richtige für Zocker: gut beobachten und den richtigen Zeitpunkt abwarten, der irgendwo im zweiten Halbjahr 2009 liegen wird. |