Hier der Originaltext aus Taipan-Online: British Biotech – Wie Phönix aus der Asche Eine volatile und hochspekulative Biotech-Aktie, die auf jede Nachricht sofort reagieren wird von Dr. Georg Melmer Der Aufstieg von British Biotech, dem ersten 1985 gegründeten Biotechnologieunternehmen in Großbritannien, war kometenhaft. Investoren und Analysten waren begeistert, Forschungsgelder überhaupt kein Problem. Die Ziele waren hoch gesteckt und die Selbstüberschätzung eklatant. British Biotech wollte ein voll integriertes Pharmaunternehmen werden. Obwohl noch kein einziges Produkt in Sicht war, hatte man schon einen Marketingleiter mit dem Aufbau eines Vertriebs beauftragt. Hochmut kommt vor dem Fall – Wie aus 100 DM ganz schnell 6 DM werden Doch dann gab es 1997 Auseinandersetzungen um die Resultate der klinischen Phase III des Pankreatitismittels Zacutex; der Aktienkurs geriet erheblich unter Druck. Als Dr. Millar, der ehemalige Leiter der klinischen Forschung von British Biotech, Anschuldigungen wegen Falschinformation bis hin zum Betrug erhob, brach der Kurs völlig zusammen. Aus 100 DM, Ende 1996 investiert, waren somit nicht einmal 6 DM übrig geblieben. Der Kurs fand dann Mitte 1999 seinen Tiefpunkt bei 0,21 Euro und notiert jetzt bei 0,50 Euro. Nach diesem enormen Kursverfall ist eine schnelle Verdopplung nichts Ungewöhnliches. Entscheidend für unseren Einstieg jetzt ist, dass sich British Biotech berappelt hat. Die von der Börsenaufsicht (London wie auch New York) eingeleiteten Untersuchungen wurden in der Zwischenzeit eingestellt, ohne dass es zu einer Verurteilung gekommen ist. Eine Reihe von Veränderungen im Management zeigen auch, dass man die Vergangenheit hinter sich lassen will und aus den Fehlern gelernt hat. Aus den Fehlern der Vergangenheit hat man gelernt Das veränderte Management hat eine neue Strategie erarbeitet und will sich jetzt auf das Machbare konzentrieren und nicht schon Präparate vertreiben, die noch gar nicht auf dem Markt sind: Konzentration der Forschung auf die Klasse der Substanzen, in denen British Biotech führend ist, die sogenannten Metall-Enzym-Inhibitoren. Jedes Jahr 1 neue Substanz von der Forschung in die klinische Entwicklung bringen. Erweiterung des Produktportfolios durch externe Kooperationen. Viele Möglichkeiten wurden in der Vergangenheit verschenkt, weil man zu überheblich war. Es ist unrealistisch zu glauben, dass man alles kann. Vielmehr wird der zukünftige Erfolg auch davon abhängen, ob es gelingt, ein Netzwerk an Kooperationen aufzubauen. Konzentration der Entwicklungsabteilung auf die Fähigkeit, das Wirkungsprinzip der neuen Substanz klinisch zu beweisen. Das heisst: Der Plan, eventuelle Produkte auch zu vertreiben, wurde – zumindest vorläufig – aufgegeben. Hierdurch gibt man zwar einen Teil des möglichen Profits auf, doch wird das Risiko erheblich minimiert. Wenn diese Leitlinie strikt umgesetzt wird, kann man auch auf breite und teure und daher sehr risikoreiche Studien der Phase III verzichten. Stattdessen will sich British Biotech Kooperationspartner suchen, die einen großen Teil des Risikos mittragen. Dies ist der wesentlichste Punkt der neuen Unternehmensstrategie. Nachricht über Kooperation mit Schering-Plough führte zu Kursverdopplung Der amerikanische Pharmariese Schering-Plough hat die exklusiven weltweiten Rechte erworben, die Matrix- Metalloproteinase-Inhibitoren (MMPI) als neue Krebsmittel zu entwickeln, zu produzieren und zu vermarkten. Diese Nachricht der Zusammenarbeit mit Schering-Plough führte fast zu einer Kursverdoppelung in wenigen Tagen. Für die Börse war dies ein Zeichen für die Werthaltigkeit der Produkte und den festen Willen des Managements, die beschlossene Strategie erfolgreich umzusetzen. Es zeigt aber auch, wie sensibel noch mit Verlust arbeitende Biotech-Unternehmen im Aktienkurs auf Nachrichten reagieren. Schering-Plough hat sich auch mit 4,0 Millionen US$ an British Biotech beteiligt und hierfür 4,5 Millionen Aktien erhalten. Schering-Plough hat also fast 0,90 Euro pro Aktie gezahlt. Außerdem hat British Biotech noch 4 Millionen US$ an Lizenzvorauszahlungen erhalten. Insgesamt könnten bis zu 60 Millionen US$ an Meilensteinzahlungen fällig werden. Auch die Entwicklung weiterer Krebsmittel aus der Produktpipeline von British Biotech soll von Schering-Plough aktiv vorangetrieben werden. Aus allen Verkäufen stehen British Biotech dann Lizenzzahlungen zu. Warten Sie nicht, bis weitere wichtige Ergebnisse bekannt gegeben werden Kürzlich wurden weitere Ergebnisse aus Studien von Marimastat, dem führenden British-Biotech-Produkt, bekannt gegeben. Nach dem Ende einer Phase-III-Studie an 369 Patienten mit inoperablem Magenkrebs lebten noch 22,7% der Patienten, die Marimastat erhalten hatten. Ohne Marimastat überlebten nur 14,1%. Den Gesundheitsbehörden reichen diese Ergebnisse für eine direkte Zulassung nicht. Im weiteren Verlauf der Studie zeigten sich aber immer positive Effekte einer Marimastat-Behandlung. British Biotech wird in Kürze die Ergebnisse der Studie mit den amerikanischen, europäischen und japanischen Zulassungsbehörden diskutieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man zumindest eine eingeschränkte Zulassung erhält, denn es gibt keine anderen erfolgversprechenden Behandlungsoptionen. Da Marimastat auch relativ wenige Nebenwirkungen zeigt, bin ich durchaus optimistisch. Dies würde dem Kurs sofort starken Auftrieb geben! Noch wichtiger werden aber die Ergebnisse der sogenannten "Studie 193" sein, die im Frühjahr erwartet werden. In Kombination mit einem anderen Medikament (Gemcitabine) wird die Wirkung von Marimastat bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs untersucht. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der größten Herausforderungen der Krebstherapie mit einer Überlebensrate von lediglich 0,5%. Zeigt Marimastat in der Kombinationstherapie Anzeichen einer Verbesserung, wird man einer Zulassung sicher positiv gegenüberstehen; ein Umsatz von mehreren 100 Millionen US$ ist möglich. Krebsmittel vor dem Durchbruch, Aktienkurs vor dem Ausbruch? Das Jahr 2000 wird ein entscheidendes Jahr für British Biotech, denn noch 4 weitere Studien werden beendet. Die Anwendung von Marimastat bei Eierstockkrebs hat eine besondere Bedeutung, da es auch für diese Krankheit einen großen Bedarf an neuen Therapieansätzen gibt. Auch positive Ergebnisse der beiden Studien zum Lungenkrebs werden bis Ende 2000 den Aktienkurs nochmals kräftig anschieben. Entscheidend ist auch, dass weitere Substanzen aus der gleichen Wirkstoffklasse als Kombinationspräparate für diese Indikationen getestet werden können. Damit würden MMPI ein völlig neues Therapiekonzept darstellen. Genauso wichtig ist aber auch der Nachweis von positiven Effekten bei Kombinationstherapien, wie sie heute bei vielen Medikamenten und Indikationen wie zum Beispiel AIDS üblich sind. Es könnte hier eine ähnliche Geschichte geben wie bei den Interferonen und Interleukinen. Unternehmen wie Biogen oder Chiron haben sehr lange suchen müssen, um für die Erfolg versprechenden Substanzklassen die richtigen Krankheiten und Anwendungen zu finden. Auch British Biotech hat lange experimentiert und könnte jetzt vor dem Durchbruch stehen. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass die Substanz BB-2827 bei Rheumatoider Arthritis, also Entzündungen, und Multipler Sklerose zu wirken scheint. Ähnliches gilt auch für die Interferone und wir wissen, welches Potenzial in diesen Mitteln steckt. Celebrex (Monsanto) und Avonex (Biogen) sind absolute Blockbusterprodukte mit Millionenumsätzen. Allerdings steht man hier noch sehr am Anfang, doch ... Ausreichend Geld, um mehr als 3 Jahre zu forschen Verglichen mit vielen anderen Biotech-Unternehmen ist British Biotech in einer hervorragenden Ausgangslage. Man hat ein Produkt für verschiedene Indikationen in einer Reihe von Studien der Phase III und deckt hierbei ein sehr breites Gebiet der Krebsbehandlung ab. Diese teuren Studien werden zu einem großen Teil von einem kompetenten Partner finanziert und gestaltet. Gleichzeitig verfügt man aber noch über 85,6 Millionen Pfund an flüssigen Mitteln. Nimmt man die 11,4 Millionen Pfund Verlust bzw. die Verminderung der Liquidität von 12,1 Millionen Pfund in den vorangegangenen 6 Monaten, so verfügt British Biotech über Kapital für mehr als 3 Jahre Forschungstätigkeit. Bis dahin dürften die Studien zu BB-2827 so weit fortgeschritten sein, dass man auch hier einen interessanten Partner finden wird. Schering-Plough käme im Übrigen auch hierfür in Frage. Die Substanz BB-10153 hat auf Blutgerinsel eine auflösende Wirkung und ist damit von großem Interesse bei Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt, aber auch beim Schlaganfall könnte das Medikament eingesetzt werden. Für diese Erkrankung könnte besonders die präventive Wirkung von BB-10153 von Interesse sein. In Kürze wird man hier mit Studien der Phase II beginnen. Gleichzeitig ist man in Gesprächen mit potenziellen Partnern zur weiteren Entwicklung dieses gentechnisch hergestellten Proteins. Für Japan arbeitet man schon mit Japan Tobacco zusammen. Jede positive Nachricht wird sich im Kurs bemerkbar machen. Sollte diese Substanz die Zulassung erreichen, so würde es sich hier um einen absoluten Blockbuster handeln. British Biotech hat noch 2 weitere potenzielle Knaller in der Pipeline Die 2. sehr interessante Substanz befindet sich noch im Forschungsstadium. Es handelt sich wieder um einen Metallo-Protein-Inhibitor. Weltweit besteht ein riesiger Bedarf an neuen Antibiotika. So erzielte das Antibiotikum Ciprofloxacine von Bayer innerhalb kurzer Zeit einen Umsatz von 1 Milliarde DM. Vor allem handelt es sich hierbei um eine völlig neue Klasse von Antibiotika, auf die British Biotech in der Zwischenzeit einen breiten Patentschutz beantragt hat. Erfahrungsgemäß lassen sich verschiedene neue Produkte mit unterschiedlichen Einsatzgebieten aus einer solchen neuen Wirkstoffklasse entwickeln. Hiermit könnte man auch dem immer drängender werdenden Problem der Antibiotikaresistenz zu Leibe rücken. Genauso wie in der Pharmaindustrie wird es auch in der Biotechnologie zu einer verstärkten Konsolidierung durch Fusionen und Übernahmen kommen. Nicht alle der über 1.000 Biotech-Firmen können überleben. Denn auch wenn es noch zu keinem vermarktbaren Produkt gekommen ist, war die Forschung meist nicht völlig nutzlos. Neben wesentlichen Erkenntnissen, die sich in Patenten oder Technologien niederschlagen, gibt es eine Produktpipeline und hervorragend ausgebildete und motivierte Mitarbeiter. Dies stellt gerade für viele mittelgroße Pharmaunternehmen, die im Kampf der Großen drohen, zerrieben zu werden, einen erheblichen Wert dar. Selbst wenn hier ein Aufschlag von 100% auf den aktuellen Aktienkurs gezahlt würde, bekäme man die geleistete Forschung bei vielen Biotech-Unternehmen immer noch deutlich billiger, als wenn man sie selbst durchführte. British Biotech ist ein interessanter Fusionspartner In Großbritannien haben Celltech und Chiroscience den Anfang bei den Fusionen zwischen Biotech-Unternehmen gemacht; dieser Trend wird sich fortsetzen. So gibt es eine Reihe von Unternehmen, die Liquiditätsschwierigkeiten haben, aber sehr aussichtsreiche Produkte. British Biotech kann hier aufgrund seiner sehr guten Liquiditätssituation aktiv mitmischen. Es ist auch möglich, dass die größeren Anteilseigner wie Royal and Sun Alliance oder Prudential Corp., die bei vielen Biotech-Unternehmen engagiert sind, eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der Branche übernehmen. Eine solche Fusion könnte den Aktienkurs von British Biotech schnell verdoppeln, denn noch ist der Kurs aufgrund der Vergangenheit übermäßig gedrückt. Taipan-Tip Kaufen Sie British Biotech bei 30 Pence und investieren Sie nochmals, falls der Kurs auf 27 Pence fällt. Im Frühjahr erwarten wir positive Ergebnisse der Phase-III-Studie zu Marimastat. Eine schnelle Kursverdopplung halte ich für möglich. Sollten auch die weiteren Studien im Jahr 2000 positive Resultate bringen, sind auch wieder Kurse von 1, 2 bis 1,8 Pfund und mehr möglich. Bei einem schnellen Anstieg (z. B. wegen Fusionsgerüchten) empfehle ich Ihnen schon jetzt Teilgewinnmitnahmen (50%) bei einem Kurs um 50 Pence, denn British Biotech arbeitet noch auf längere Sicht mit Verlust und ist hochspekulativ und sehr volatil. Aufgrund der vielen zu erwartenden Nachrichten sollten Sie die Aktie genau im Auge halten und bei Kursrückschlägen wieder zurückkaufen. Ein Kursrückgang unter 25 Pence signalisiert allerdings eine völlige Kurswende des Unternehmens. Die Aktien notiert auch in Deutschland, aufgrund des geringen Volumens raten wir aber zu Käufen an der Heimatbörse in London. |