Die USA stecken trotz Trumps Twitter-Erfolgsmeldungen schon seit Obamas Amtszeit im Reformstau. Nicht einmal die Gesundheitsreform war letztlich erfolgreich, geschweige denn eine Überholung des Bildungssektors oder eine Lösung der Einwanderungsgesetze. Keines dieser Probleme lässt sich durch Drehen an der Zinsschraube oder dem Aufkaufen immer neuer Wertpapiere lösen.
Und mit jedem neuen Akt von Zentralbankakrobatik wächst das Risiko eines Absturzes. Fast unbemerkt von den Medien blieb die jüngste Rettungsaktion der Fed nur wenige Stunden vor der Zinsentscheidung. Anfang der Woche drohte dem US-Geldmarkt eine Liquiditätskrise. Prompt pumpte die Fed über Nacht 75 Milliarden Dollar in diesen Markt. Denn wenn dieser Markt, über den sich Banken und Großkonzerne refinanzieren, zum Stillstand käme, käme das einem Infarkt des Finanzsystems gleich.
Noch ist nicht klar, was den Engpass ausgelöst hat. Laut der Fed war es lediglich die Tatsache, dass viele Unternehmen kurzfristig Cash für ihre Steuerzahlungen auftreiben mussten und sich nicht genug Kreditgeber fanden. Doch skeptische Marktteilnehmer beruhigt das wenig. Das letzte Mal, als der Geldmarkt austrocknete, war nach dem Kollaps von Lehman Brothers. Es war ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftskrise, die darauf folgte. Die Folgen sind bis heute spürbar. Es ist die Politik billigen Geldes, von der die Zentralbanken sich offenbar nicht mehr verabschieden können. |