HV der Deutschen Börse spannend wie ein Krimi

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HV der Deutschen Börse spannend wie ein Krimi - Breuer im Visier

FRANKFURT (dpa-AFX) -
Selten ist eine Hauptversammlung (HV) der Deutschen Börse mit so viel Spannung erwartet worden wie das kommende Aktionärstreffen. Und keiner der Anteilseigner will sich vorab in die Karten schauen lassen. Doch eines ist sicher: Die Nachfolge von Vorstandschef Werner Seifert samt seiner Abfindung in Höhe von zehn Millionen Euro dürfte an diesem Mittwoch die Investoren beschäftigen und Aufsichtsratschef Rolf Breuer wird wohl harsche Aktionärsschelte einstecken müssen.

Breuers sofortiger Rücktritt aber könnte nach einer am Montagabend erfolgten Ankündigung des kritischen Großaktionärs TCI (The Children's Investment Fund; mit rund 8 Prozent beteiligt) vom Tisch sein. Der Hedgefonds TCI will eigenen Angaben zufolge nicht mehr auf die sofortige Abwahl Breuers bestehen und sich dafür aussprechen, auf die Abstimmung zu verzichten.


KOMMT TCI-CHEF HOHN PERSÖNLICH?
Angeblich kommt der sonst so publikumsscheue TCI-Chef Christopher Hohn sogar persönlich zur HV. TCI hatte den Antrag zur Abwahl Breuers nachträglich auf die Tagesordnung setzen lassen. Kurz darauf, Anfang Mai, war dann zunächst Seifert quasi erzwungenermaßen zurückgetreten und Breuer hatte seinen Rücktritt angekündigt, sobald ein neuer Vorstandschef gefunden sei - spätestens aber zum Jahresende.
Außer inzwischen TCI, wollte hingegen keiner der zahlreichen kritischen Aktionäre sein Stimmverhalten offen legen. Nur DekaBank-Chef Fritz Oelrich hatte vor mehreren Wochen angekündigt: "Wir werden uns bei dem Abwahlantrag gegen Breuer der Stimme enthalten." Seither gab es diesbezüglich keinen weiteren Kommentar mehr.


TCI BRACHTE ABWAHL BREUERS AUF TAGESORDNUNG
TCI-Chef Hohn, der am heftigsten gegen die Übernahmepläne der London Stock Exchange (LSE) durch die Deutsche Börse vorgegangen war und damit die Lawine losgetreten hatte, hatte den Tagesordnungspunkt 10 über die Abwahl Breuers nachträglich auf die Einladung zur Hauptversammlung setzen lassen. Dabei gab sich Hohn stets zuversichtlich, dass er zahlreiche weitere Großaktionäre hinter sich wisse, die ebenfalls extrem unzufrieden mit der Unternehmensstrategie des Frankfurter Börsenbetreibers seien und seinen Kurs stützen würden.


Insgesamt hatten sich Anteilseigner mit zusammen mindestens 35 Prozent des Aktienkapitals der Deutschen Börse nach Bekanntwerden der LSE-Übernahmepläne Mitte Dezember zum Teil öffentlich gegen das Vorhaben ausgesprochen. TCI wirkte dabei wie ein Sprachrohr der allmählich gegen die Ignoranz der Führungsriege Seifert/Breuer revoltierenden Aktionäre, zu denen die US-Hedge-Fonds Atticus Capital und Harris Associates zählen sowie Fidelity, Merrill Lynch und die Capital Group.


AUFSICHTSRAT SOLL ENTLASTUNG VERWEIGERT WERDEN
Mit Spannung wird außerdem die Abstimmung über die Nichtentlastung des gesamten Aufsichtsrates erwartet. Er wurde von der Bank Morgan Stanley gestellt, die sich durch TCI vertreten lässt. Neue Aufsichtsratsmitglieder hingegen dürfen nicht gewählt werden, selbst wenn am Mittwoch außer dem frei gewordenen Platz von Peter Levene und dem demnächst frei werdenen Vorsitz Breuers mindestens drei weitere Mitglieder zurücktreten und ihre Plätze für die Neuaktionäre räumen dürften. Dabei gilt als sicher, dass etwa der stellvertretende AR-Vorsitzende, der Ex-DekaBank-Chef Manfred Zaß, seinen Sitz abgibt.

Die neuen Aufsichtsräte werden voraussichtlich vom Registergericht auf Vorschlag des Managements oder gegebenenfalls der Industrie- und Handelskammer nachbestellt, da es keinen Tagesordnungspunkt zur Neuwahl von Aufsichtsratsmitgliedern gibt.
Zudem verlangen die kritischen Aktionäre eine höhere Ausschüttung des Bilanzgewinns. Die Börse dagegen will den 2004 ausgewiesenen Gewinn von rund 227 Millionen Euro nur zu einem Drittel als Dividende von 0,70 Cent je Aktie an die Anteilseigner auskehren. Zwei Drittel sollen in "andere Gewinnrücklagen" einfließen. Die mit rund 4 Prozent an der Börse beteiligte Fondsgesellschaft Union Investment fordert die vollständige Ausschüttung. "Die Deutsche Börse AG ist als Unternehmen - vor allem ohne absehbare Akquisitionen - überkapitalisiert", lautet die Begründung.

Gruß Moya

 

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