HV-Bericht Deutsche Börse AG - Kriegskasse voll

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HV-Bericht Deutsche Börse AG



Pünktlich zur ersten Hauptversammlung - nach der am 05. Februar erfolgreich vorgenommen eigenen Börsennotierung - präsentierte Börsenchef Werner G. Seiffert seinen Anteilseignern ein Rekordergebnis für das erste Quartal 2001. Entgegen den Erwartungen und der deutlich abflauenden Stimmung an den Börsen konnte der Umsatz um 4,6 Prozent auf 191,7 Millionen Euro und der Gewinn vor Steuern um 57,1 Prozent auf nunmehr 98,8 Millionen Euro gesteigert werden. Das gesamte Handelsvolumen an allen deutschen Börsen war im April auf 368,8 Milliarden Euro zurückgegangen, und lag damit um 16 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.
Zur Veranstaltung haben sich etwa 600 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter eingefunden, darunter Alexander Langhorst für GSC Research. Aufsichtsratschef und Deutsche Bank Vorstandsvorsitzender Rolf E. Breuer begrüßte die Erschienen sehr herzlich und dankte für das Interesse an der Gesellschaft. Nach Erledigung der Formalia, sowie der Mitteilung, dass sich auch Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der Gesellschaft den Bedingungen für Directors Dealings (aus dem neuen Regelwerk zum Neuen Markt) unterworfen haben, erteilte er dem Vorstand das Wort


Bericht des Vorstands

Vorstandschef Dr. Seiffert begrüßte die Aktionäre ebenfalls sehr herzlich zur ersten Hauptversammlung der Deutschen Börse AG. Aufgrund der vielen neu hinzugekommen Aktionäre habe er seinen Vortrag folgendermaßen gegliedert. Beginnend mit dem Geschäftsmodell werde er weiter über die derzeitige Marktposition, das künftige Konzept erläutern, mit dem noch mehr Nutzen für die Kunden geschaffen und damit letztlich auch der „Shareholder Value“ der deutschen Börse AG gesteigert werden könne.

„Mit einem überlegenen Geschäftsmodell an die Spitze“, dies beschreibe am besten die Entwicklungen in den letzten Jahren. So habe man alle Funktionen der Wertschöpfungskette im Wertpapiergeschäft in einen einzigen nahtlosen Prozess integriert. Neben den vielfältigen Handelsmöglichkeiten an der Deutschen Börse im Termin und Kassamarkt biete man darüber hinaus auch umfangreiche Informationsdienstleistungen und vertreibe Indices wie den DAX, NEMAX oder STOXX. Seit einigen Monaten sei auch der Handel in Produkten außerhalb des Kapitalmarktes möglich (z. B. EEX European Energy Excthange).

Die hohe Frequentierung der eigenen Handelsplattformen erfordere auch entsprechende Abwicklungs- und Clearingkapazitäten. Durch die Fusion von DB Clearing und der luxemburgischen Cedel zur Clearstream sei man in diesem Bereich europaweit die Nummer eins geworden. Für den Kunden biete das Geschäftsmodell den Vorteil, dass er zum einen die gesamte Dienstleistungspalette aus einer Hand angeboten bekomme, unabhängig davon bestehe aber auch die Möglichkeit, nur auf einzelne Teile der Angebotspalette zurückzugreifen.

Die Ganzheitlichkeit der Angebotspalette führe neben ganz klaren Vorteilen auf der Kostenseite auch zu weitern positiven Nebeneffekten. So erhöhe sich beispielsweise die Liquidität im Kassamarkt (Xetra und Parketthandel), mit positiven und belebenden Effekten für den Terminmarkt, sowie den Clearingbereich.

Das Erfolgsrezept der Deutschen Börse AG liegt nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden in der Skalierbarkeit. Die Deutsche Börse baue Systeme, betreibe diese und fülle sie mit Inhalten und Transaktionen. Ein wesentlicher Anteil der eigenen Fixkosten resultiere aus den notwendigen Investitionen in diese Systeme. Je mehr Transaktionen nun von diesen fast uneingeschränkt skalierbaren Systemen verarbeitet werden, desto höher nähern sich die daraus erzielten Erlöse dem Betriebsergebnis an. Wichtig für eine hohe Zahl an getätigten Transaktionen sei eine größtmögliche Verbreitung bei den Marktteilnehmern.

Diese einheitliche Technologieplattform ermögliche es zudem auch anderen Börsenplätzen den Betrieb ihrer elektronischen Handelsplattform auf das Deutsche Börse System zu verlagern. Dies werde bereits mit den Börsen in Wien, Dublin und Helsinki, sowie der Chicagoer Terminbörse (CBOT) praktiziert.

Mittels dieser Strategie habe man in den vergangenen Jahren eine Europa und teilweise auch weltweit führende Stellung erarbeitet. So liege man mit London beim Handelsvolumen in inländischen Aktien an der Spitze, vor Euronext und der italienischen Börse, der Neue Markt sei die mit großem Abstand führende europäische IPO Plattform, Eurex die weltweit größte Terminbörse und der Partner Clearstrem (Wertpapierabwicklung, 50 Prozent Beteiligung) sei europaweit in einer Spitzenposition. Diese führende Position habe man zum einen durch die Preisführerschaft, konsequente Investitionen in bestehende Infrastruktur, die Verlängerung von Handelszeiten, aber auch durch eine Vielzahl an Innovationen erreicht. Nicht zuletzt das Infoportal www.neuermarkt.com, sowie die von Xlaunch konzipierten Handelplattformen (EEX) hätten dazu beigetragen.

Diese gute Positionierung werde man durch internes und externes Wachstum und die Nutzung von Konsolidierungschancen weiter ausbauen. Neben möglichen internationalen Zusammenschlüssen habe man folgende strategischen Initiativen gestartet, so Dr. Seiffert weiter. Ausbau der führenden Position als europäische Plattform im Kassamarkt, durch die Ausweitung des Teilnehmerkreises und die Geschäftsbesorgung für kleinere und mittlere Börsen. Im Terminmarkt werde man die globale Marktführerschaft durch neue Produkte (z.B. Optionen auf ausländische Aktien sowie Futures und Optionen auf Branchenindizes) nachhaltig absichern und ausbauen. Daneben werde man die Expansion in den USA und Asien vorantreiben.

Der Bereich Clearing erhalte weitere wesentliche Clearingfunktionalitäten für den Aktienhandel und werde auch für ausländische Clearingmitglieder ausgebaut. Hiervon verspreche man sich erhebliche Kostenvorteile bei grenzüberschreitenden Transaktionen. Mittelfristig strebe man eine europäische Lösung an, zusammen mit anderen großen Anbietern im Clearingbereich. Ebenfalls positiv für die weitere Entwicklung der Deutschen Börse AG sei der erhebliche Nachholbedarf des deutschen Kapitalmarktes im Vergleich zu anderen europäischen Märkten.

Die Überlegenheit des eigenen Geschäftsmodells habe sich auch deutlich im 2000er Zahlenwerk niedergeschlagen. So konnte der Umsatz von 476,2 Millionen Euro in 1999 um 47 Prozent auf nunmehr 702,3 Millionen Euro gesteigert werden. Das Ergebnis vor Steuern stieg um 129 Prozent auf 218,9 Millionen Euro (Vorjahr: 95,6 Millionen Euro). Der Jahresüberschuss legte von 72,0 auf 220,5 Millionen Euro zu. Die Umsatzrendite erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr 31 Prozent (Vorjahr: 20 Prozent). Das Ergebnis pro Aktie stieg von 9,54 Euro auf 19,88 Euro. Aus dem Bilanzgewinn von 41,83 Millionen Euro wird eine Dividende von 30,828 Millionen Euro ausgeschüttet, dies entspricht einer Ausschüttung von 3 Euro je Aktie.

Der Start in das laufende Geschäftsjahr sei ebenfalls geglückt, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Trotz des wenig erfreulichen Kapitalmarktumfeldes stieg das Quartalsergebnis vor Steuern von 62,9 Millionen Euro auf 98,8 Millionen Euro. Der Zwischengewinn, bereinigt um außerordentliche Erträge des Vorjahres stieg von 45,5 Millionen auf 65,2 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie erhöhte sich von 6,2 auf 7,2 Euro (Anzahl der Aktien erhöhte sich gegenüber dem Vergleichszeitraum von 7,34 Millionen auf 9,06 Millionen Stück.)


Allgemeine Aussprache

Klaus Nieding, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) merkte zu Beginn seiner Ausführungen an, dass es wohl sinnvoller gewesen wäre, angesichts von Außentemperaturen nahe der dreißig Grad Marke, Handtücher an die Aktionäre zu verteilen anstelle der Lunchpakete. Ansonsten könne man ja eigentlich kaum klagen, strahlendes Wetter und gute Zahlen.

Im Zusammenhang mit der geplanten und letztlich doch nicht zustandegekommen Fusion der Deutschen Börse mit der Londoner Börse fragte Herr Nieding welche künftige Strategie man bei Akquisitionen oder strategischen Partnerschaften anstrebe. Hierzu erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass man alles andere als froh sei, dass diese Fusion letztlich doch nicht zustandekam. Die industrielle Logik, die sich hinter dieser Maßnahme verbirgt sei noch so aktuell wie im letzten Jahr. Das strukturelle Problem von Europa sei die geringere Effizienz des europäischen Kapitalmarktes. Grund dafür sei die starke Fragmentierung.

Aus diesem Grund trägt eine Konsolidierung zu einer Verbesserung der Kapitalmarkteffizienz bei. iX wäre die größte denkbare Möglichkeit gewesen. Trotzdem wolle man die weitere Konsolidierung aktiv vorantreiben, so Börsenchef Werner Seiffert weiter. Man denke zu kurz, wenn man meint, dies sei nur zu erreichen, wenn „eine Börse die andere fresse“. Es gebe auch erfolgversprechende andere Wege, z.B. beim technischen System. So arbeiten derzeit bereits die Börsen in Wien, Dublin und Helsinki mit dem Deutschen Börse System. Ähnliche Möglichkeiten seien auch in den Bereichen Wertpapierabwicklung (Clearing) und Settlement (Termingeschäfte) denkbar.

Die Wettbewerbssituation sei nicht so eindeutig wie man es auf den ersten Blick vielleicht meinen könne. Wettbewerber bei der weiteren Konsolidierung seien zu einen die Börsenallianz aus den Börsen in Paris, Brüssel und Amsterdam, die bei den europäischen Marktanteilen jedoch deutlich hinter der Deutschen Börse zurücklägen, sowie natürlich die London Stock Exchange. Bei der London Stock Exchange sei jedoch zu beachten, dass diese nur im Bereich Handel, nicht aber im Clearing oder Terminmarkt aktiv sei.

Die ebenfalls bekannte schwedische Börse (OM Gruppen) sei aufgrund des geringeren Volumens im Heimatmarkt verstärkt in den Bereichen Technologieentwicklung und Vertrieb aktiv. Die Deutsche Börse werde weiterhin alles daran setzen, die Fragmentierung zu beseitigen.

Der Emissionserlös aus dem Börsengang werde zu einem wesentlichen Teil für die Innenfinanzierung verwendet, habe man so die Möglichkeit die vielen guten Ideen umzusetzen. Ein weiterer Teil des Erlöses stelle die Kriegskasse dar, um Akquisitionen im Kerngeschäft zu tätigen. Hier habe man aber keine Eile und werde vermutlich erst in einigen Monaten Mittel hieraus in Anspruch nehmen. Überdies sei in der heutigen Zeit eine volle Kriegskasse sehr vorteilhaft, so der Vorstandschef weiter.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Deutschen Börse, weg von einem reinen Handelsplatz, hin zu einem ganzheitlichen Anbieter, auch und verstärkt in den Bereichen Technik, Software und Systementwicklung, erkundigte sich der DSW Geschäftsführer, ob die Trägerschaft der Börse nicht besser auf einen privatrechtlichen Verein übertragen werden solle, wie z.B. in Stuttgart geschehen. Diesen Vorschlag wies Vorstand Potthoff entschieden zurück. Ein nicht unerheblicher Teil des inzwischen erreichten Standings sei auf die Trägerschaft zurückzuführen und stehe daher auch nicht zur Disposition.

Zur Entwicklung bei der „Neuer Markt.com AG“, die das gleichnamige Investmentportal der Deutschen Börse AG für Privatanleger betreibt, nahm Vorstand Potthoff wie folgt Stellung: Start war Anfang 2000, die monatlichen Pageimpressions belaufen sich nach Unternehmensangaben auf ca. 3,5 Millionen. Vorstandsmitglied Potthoff erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Verlust von ca. 16 Millionen Euro, den break-even erartet er für das Jahr 2003.

Angesprochen auf die mögliche Konkurrenz durch Wettbewerber - wie vwd Tradelink oder Quotrix - antwortete er, dass in den Kassamärkten neue Wettbewerber auf den Plan träten. Dies sei ein ganz normaler Vorgang. Strategie der Deutschen Börse sei es die Marktteilnehmer von der hohen Qualität und Liquidität der eigenen Kassamärkte (Xetra und Parketthandel) zu überzeugen. Dabei seien als besondere Stärken die ausgereifte Technologie, das internationale Netzwerk, sowie Schnelligkeit (Ordereingang bis zur Abwicklung) und Transparenz zu nennen. Weiterhin werde man die eigene Unabhängigkeit bewahren und nicht mit einem Marktteilnehmer Exklusivvereinbarungen treffen. Letztendlich entscheide der Anleger wohin seine Order gehe. Daneben wolle man auch die Produktpalette für Intermediäre weiter ausbauen und optimieren.

Zum Neuen Markt erklärte Herr Nieding, gut dass schnell reagiert wurde. Auch sei es wichtig aus den teilweise sehr unerfreulichen Vorkommnissen die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Man dürfe dabei jedoch nicht den eigentlichen Sinn und Zweck des Neuen Marktes aus dem Auge verlieren, nämlich die Kapitalbeschaffung für junge Unternehmen.

Aus seiner Sicht unhaltbar und halbherzig ist die Meldeverpflichtung bei Aktientransaktionen von Vorständen und Aufsichtsräten (Directors Dealings), erst drei Tage später. Hier forderte er die Meldung im Vorfeld und die Ausdehnung dieser Meldeverpflichtung auch auf andere Primär- und Sekundärinsider. Um das Vertrauen in den Neuen Markt wieder herzustellen, sei es wichtig, dass die vorliegenden Regelungen nun auch konsequent angewendet werden müssen.

Vorstandsmitglied Potthoff erklärte dazu, dass der Neue Markt im Jahr 2000, das Erfolgssegment gewesen sei. Nicht nur das eingesammelte Kapitalvolumen von etwa 13 Millionen Euro, sondern auch die volkswirtschaftliche Vorbildfunktion seien hier zu nennen. Trotz der schwierigen letzten Wochen und Monate sei der Neue Markt aber mit Nichten zu einem Spielfeld der Zocker verkommen. Um den einstmals guten Ruf wieder herzustellen, habe man das Regelwerk geändert. Gespräche mit internationalen Investoren hätten gezeigt, dass dort keineswegs das Vertrauen in den Neuen Markt verschwunden sei, Verbesserungspotential sei jedoch aufgezeigt worden.

Zur Kritik an den Directors Dealings erklärte Potthoff, dass diese Mitteilung an der immer als Vorbild genannten US-Wachstumsbörse „NASDAQ“ teilweise erst 65 Tage nach dem Geschäft erfolge, Grund seien umfangreiche Befreiungstatbestände. In diesem Punkt werde in absehbarer Zeit keine Nachbesserung im Regelwerk erfolgen.

Derzeit überlege man, aber ob beispielsweise generelle Delistings für Penny Stocks (dauerhafter Kurs von unter einem Euro) eingeführt werden sollten. Es sei jedoch noch keine abschließende Meinung zu diesem Thema vorhanden. Konsequent werde man die Regelwerksverstöße veröffentlichen. Damit habe der Investor dann die Möglichkeit zu handeln. Man dürfe bei allen guten Ratschlägen jedoch nicht vergessen, dass die Börse nur der Handelsplatz sei. Es sei daher nicht die Aufgabe der Börse eigene Plausibilitätsprüfungen bei den Emittenten durchzuführen, dies sei die Aufgabe der Investmentbanken.

Angesprochen auf die künftige Dividendenpolitik erklärte Finanzvorstand Hlubek, dass die Deutsche Börse eine progressive Dividendenpolitik anstrebe. Sofern die geplanten Wachstumsraten bei Umsatz und Ergebnis realisiert werden könnten, sei auch mit einem Dividendenanstieg zu rechnen.

Herr Schneider, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) bezeichnete das Going Public der Börse als großen Erfolg, ebenso wie eine Umsatzrendite von über 30 Prozent, die ihres gleichen suche. Auf die Frage nach dem Ergebnisrückgang bei der Eurex von über 40 Millionen Euro in 1999 auf etwa 16 Millionen Euro in 2000 erklärte Finanzvorstand Hlubek, das der Rückgang aus umfangreichen Investitionsprogrammen resultiere. Große Projekte, wie die Einführung der Strombörse „EEX“ (European Energy Exchange), Eurex Bonds, das Projekt mit der „CBOT“ (Chicagoer Terminbörse), sowie die neue Front-End Software für „EUREX“ fielen darunter. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet er ein Ergebnis auf dem 1999er Niveau.

Des weiteren erkundigte sich Herr Schneider nach dem aktuellen Stand beim Projekt mit der „CBOT“. Nach Vorstandsangaben wurde die „EUREX“ in Chicago im Jahr 2000 in Betrieb genommen. Das Ergebnis sei teilweise eine Umsatzverdreifachung des elektronischen Handels gewesen. Besonders gut liefe das Geschäft im Bereich mit Derivaten auf US-Staatsanleihen. Verzögerungen im ursprünglich angedachten Zeitplan hätten sich durch die Umstrukturierung der „CBOT“ von einer Mitglieder in eine Full Profit Organisation sowie der Umstellung von „Parkett“ zu elektronischem Handel ergeben. Inzwischen sei bei der „CBOT“ ein neues Management aktiv, welches versichert habe, die vertraglich vereinbarte Plattform aufrecht zu erhalten.

Auf die Frage, ob im Bereich der Wertpapierabwicklung die Fusion zwischen der Clearstream und dem großen Wettbewerber Euroclear denkbare sei, erklärte Börsenchef Seiffert, das man für solche Gespräche immer offen sei, und Fusionen in diesem Bereich ebenso zur Konsolidierung des europäischen Marktes beitrage.

Sehr besorgt zeigte sich der SdK Vorsitzende über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates der Börse, dem auch einige Bankenvorstände angehörten, die in Ihren eigenen Häusern laut über eigene Handelsplattformen nachdächten. Vorstandschef Seiffert meinte hierzu, dass es schlimm sei, wenn sie, die Banken, dies nicht täten“. Es sei ohnehin davon auszugehen, dass man in ein paar Jahren mit Wettbewerbern konfrontiert sei, von denen man es heute noch nicht erwarte. Die Aktivitäten der Investmentbanken werde man sehr genau beobachten. Man kenne jedoch die eigenen Stärken und Schwächen, daher erwarte er keinen nachhaltigen Schaden für das Geschäft der Deutschen Börse.

Aktionär Scharweih erkundigte sich nach den Beteiligungsmöglichkeiten für Mitarbeiter der Deutschen Börse beim IPO. Finanzvorstand Hlubek erklärte hierzu, dass Mitarbeiter eine bevorrechtigte Zuteilung erhalten hätten, der Zuteilungskurs habe wie bei allen anderen Anlegern 335 Euro betragen. Insgesamt wurden etwa 0,6 Prozent des Grundkapitals der Deutschen Börse AG von den Mitarbeitern bezogen.

Auf die Frage nach einer Versicherung die Schäden aus Systemausfällen etc. abdecke, erklärte der Finanzvorstand, man habe eine Vermögensschadenshaftpflichtversicherung mit einer Einmalleistung von 52,5 Millionen Euro, deren Höhe aber laufend geprüft und gegebenenfalls angepasst werde.

Die Kosten für den Börsengang wurden auf etwa 35 Millionen Euro beziffert, wovon etwa 25 Millionen Euro an Provisionen für die begleitenden Banken und 10 Millionen Euro für weitere Maßnahmen, wie Rechts- und Beratungskosten, Marketing usw. angefallen seien. Die Kosten der Hauptversammlung wurden auf Nachfrage mit 0,8 Millionen Euro beziffert. Die liquiden Mittel belaufen sich per 02. Mai auf 946,9 Mio. Euro, die in kurzfristige Laufzeiten bei Zinssätzen zu etwa 4,8 Prozent angelegt seien. Die Verschiebung des vor dem IPO angekündigten Aktiensplitts erklärte der Finanzvorstand mit verfahrenstechnischen Gründen. So habe man den Termin für den Börsengang nicht durch zusätzliche Punkte gefährden wollen. Der Aktiensplitt werde, die Zustimmung der Hauptversammlung vorausgesetzt, in Kürze erfolgen.

Herr Dr. Laslow, vom österreichischen Anlegerverband erkundigte sich nach dem aktuellen Stand bei der Osteuropabörse „NEWEX“ in Wien. Bei der „NEWEX“, handelt es sich um eine Börse mit Lizenz in Wien, die ein Joint Venture zwischen Wiener und Deutscher Börse für den Handel mit mittel- und osteuropäischen Werten ist. Derzeit sind an der „NEWEX“ 10 Unternehmen gelistet, weitere 86 Unternehmen sind zum Handel zugelassen.

Ziel sei es für die mittel- und osteuropäischen Werte einen qualitativ hochwertigen Handelsplatz zu etablieren, die Kriterien für ein Listing an der „“NEWEX“ entsprechen denen des Neuen Marktes in Deutschland. Der Start im November erfolgte in einem sehr schwierigen Umfeld, jedoch habe sich der Handelsplatz gut entwickelt. Mittelfristig verspricht sich Vorstandsmitglied Potthoff einiges von der „NEWEX“, derzeit würden umfangreiche Verbesserungen bei der technischen Anbindung vorgenommen, was zusätzliche Impulse geben werde.

Die Auswirkungen der Marktentwicklung auf die Ertragssituation der Deutschen Börse beschrieb Vorstandschef Seiffert folgendermaßen. Aufgrund jahrelanger Vergleichswerte habe man keine direkte Korellation zwischen steigenden und fallenden Märkten und den getätigten Umsätzen feststellen können. Auch wenn der Kassamarkt (Parkett und Xetra) in den vergangenen Monaten eher schwächer waren, wies die Terminbörse „EUREX“ im vierten Monat hintereinander einen neuen Volumenweltrekord aus. Problematisch könnte für die Ertragslage lediglich ein sehr lang andauernder Bärenmarkt mit geringen Umsätzen und Volatilitäten sein. Aber auch bei diesem Szenario könne man relativ lange durchhalten.

Daneben versuche man unabhängig vom Finanzmarkt Handelsplattformen zu etablieren. Beispiel hierfür sei der Start der Strombörse, es seien aber auch andere b2b Plattformen denkbar. Diese Aktivitäten seien in der Tochtergesellschaft „Xlaunch AG“ gebündelt.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 16:50 Uhr wurde die Präsenz mit 6.587.338 Millionen Aktien oder 64,1 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Den Tagesordnungspunkten wurde mit großer Mehrheit bei einigen Gegenstimmen und Enthaltungen zugestimmt. Im einzelnen wurde über folgende Tagesordnungspunkte beraten: Ausschüttung einer Dividende von 3,00 Euro je Stückaktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), Satzungsänderungen im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Namensaktie und zur Erleichterung der Stimmrechtsausübung (NaStraG) (TOP 5), Ergebnisabführungsverträge mit den Tochtergesellschaften „Neuer Markt.com AG“ (TOP 6) und „Xlaunch AG“ (TOP 7). Unter Tagesordnungspunkt 8 wurde über eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln und ein Aktiensplitt im Verhältnis 1:10 (d.h. aus einer „alten“ Aktie werden nun zehn „neue“ Stückaktien), die Erhöhung der genehmigten Kapitalia I und II (TOP 9), sowie die Wahl der KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft-Aktiengesellschaft-Wirtschaftsprüfungsgesel­lschaft als Abschluss und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2001.


Fazit

Die vorgelegten Zahlen, insbesondere für das in einem sehr schwierigen Marktumfeld stattgefundene erste Quartal 2001, haben positiv überrascht und durchaus überzeugt. Spannend und sicher ausschlaggebend für die weitere Entwicklung der Aktie der Deutschen Börse AG dürften vor allem folgende zwei Faktoren sein. Zum einen muss die selbst geforderte Konsolidierung des europäischen Finanzmarktes konsequent vorangetrieben werden, auch wenn der größtmögliche Schritt auf diesem Gebiet, die Fusion mit der Londoner Börse gescheitert ist. Zum anderen bleibt abzuwarten, ob und inwieweit die von führenden Investmentbanken angedachten eigenen Handelsplattformen zu einer wirklichen Konkurrenz der Börse werden.

Für den längerfristig disponierenden Anleger ist eine Investition in die Deutsche Börse AG grundsätzlich eine Überlegung wert. Bei dieser Überlegung müssen jedoch die zuvor genannten Punkte sowie die doch schon recht angemessene Bewertung der Aktie der Deutschen Börse AG im Vergleich mit anderen börsennotierten Wertpapierhandelsplätzen im Auge behalten werden.


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