Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) wollen in Spandau und Marzahn je eine Anlage zur Gewinnung von Biogas bauen. Dafür sollen ein 20 000 und ein 25 000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft werden. „Die Vertragsverhandlungen sind sehr weit fortgeschritten“, heißt es bei der BSR, deren Aufsichtsrat das Vorhaben am Mittwoch beschlossen hat. Beide Areale lägen in Industriegebieten. Die genauen Orte hält das Unternehmen aber noch geheim. In den Anlagen sollen ab 2010 die Abfälle aus den Biotonnen der Stadt vergoren werden – zurzeit rund 50 000 Tonnen jährlich. Bisher werden sie überwiegend im Umland kompostiert. Vier von fünf Berliner Haushalten sind zurzeit an das Sammelsystem angeschlossen. Die 50 000 Tonnen Laub und Grünschnitt, die die BSR außerdem pro Jahr entsorgt, sollen weiter kompostiert werden, weil sie sich nicht zur Gaserzeugung eignen.
Etwa 25 Millionen Euro sind für die Vorhaben avisiert. Die BSR will entsprechende Kredite aufnehmen. Zwar verspricht das gewonnene Biogas auch größere Einnahmen oder Kostenersparnisse als die bisher erzeugte Komposterde, aber auf höhere Gebühren müssen sich die Berliner dennoch einstellen. Denkbar ist sowohl eine Preiserhöhung für die Biotonnen als auch für die Restmülltonnen. Auf beides hält die landeseigene BSR in Berlin das Monopol. Ab 2009 könnten die Gebühren steigen. „Wir werden uns aber bemühen, bei der Erhöhung unter der Inflationsrate zu bleiben“, hieß es.
Aus ihrer Kalkulation macht die BSR noch ein Geheimnis, aber sie versichert, dass die Anlage dem neuesten Stand der Technik entsprechen und gekapselt sein werde, so dass keine Gerüche nach außen dringen sollen. Belästigungen durch die anliefernden Müllwagen sind aber nicht ausgeschlossen. Unklar ist auch noch, wie die Anlagen aussehen werden.
Wie sehr sich die Vergärung finanziell lohnt, hängt stark von der Energiepreisentwicklung ab. Die BSR will das Biogas entweder ins Erdgasnetz einspeisen oder nutzen, um ihre erdgasbetriebenen Müllwagen zu betanken oder Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung zu betreiben. In denen wird nicht nur Strom erzeugt, sondern auch die dabei ohnehin entstehende Wärme zum Heizen genutzt. Die Einspeisung ins Gasnetz böte sich ebenfalls an, weil sowohl Erd- als auch Biogas aus Methan bestehen und sich mischen lassen. Man sei mit der Gasag im Gespräch, hieß es. Dem Gasversorger dürfte die Zulieferung von der BSR – gute Qualität vorausgesetzt – recht sein: Anfang dieser Woche hatte die Gasag angekündigt, ab 2009 dem Gas an ihren 13 Berliner Tankstellen ein Drittel Biogas beizumischen. Das soll aber zunächst aus Rathenow kommen.
Wie viel Energie die BSR-Anlagen letztlich liefern werden, war nicht zu erfahren. Lediglich von jährlich etwa 14 000 vermiedenen Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid war die Rede. Die BSR hat sich in einem Vertrag mit der Umweltverwaltung im März dieses Jahres zu umfassendem Klimaschutz verpflichtet: Von 1999 bis 2010 will die BSR ihre die CO2-Emissionen um 87 Prozent senken. Politisch sind Anlagen wie die jetzt geplanten deshalb erwünscht. http://www.tagesspiegel.de/berlin/Biogas;art270,2429782 |