Die Allianz trimmt das operative Geschäft auf Rendite. Höhere Prämien sollen die Gewinne steigern. Ganz nebenbei profitiert der Versicherer von der Börsenerholung.
Von FOCUS-MONEY-Redakteur Markus Voss
ddp
Als Michael Diekmann 2003 zum Chef der Allianz aufstieg, war der Versicherungsriese schwer angeschlagen: Die Terroranschläge des 11. September und die nachfolgende Börsenkrise hatten tiefe Löcher in die Bilanz gerissen: 1,2 Milliarden Euro Verlust, die die Allianz für 2002 meldete, waren nur die halbe Wahrheit: Binnen einem Jahr hatte die Allianz 11,4 Milliarden Euro ihrer Kapitalanlagen verloren, wodurch das Eigenkapital von 36 Milliarden Euro Ende 2000 auf 22 Milliarden zusammenschnurrte.
Neben den Verlusten der Dresdner Bank, die Diekmanns Vorgänger Henning Schulte-Noelle 2001 gekauft hatte, waren auch handwerkliche Fehler dafür verantwortlich: Das Aktienportfolio war kaum abgesichert, die Sachversicherungen so schlecht kalkuliert, dass die Ausgaben für Schäden und Unfälle die Einnahmen aus Versicherungsprämien um sechs Prozent überstiegen, was sich in einer Schaden-Kosten-Quote von 106 Prozent niederschlug. Die Lücke hatte der Versicherungskonzern jahrzehntelang mit Gewinnen vom Aktienmarkt gedeckt. Das ging nun nicht mehr.
Im März 2003 retteten Diekmann und sein Finanzvorstand Paul Achleitner die Allianz mit der größen Kapitalerhöhung ihrer Geschichte. Sie erhöhten die Zahl der Aktien um ein Drittel und nahmen so 4,4 Milliarden Euro frisches Eigenkapital ein. Die Aktien gab es zum Schlussverkaufspreis von 38 Euro – so billig will man sich nie wieder anbieten.
Sieben Jahre später leidet die Allianz wieder unter einer Finanz- und Börsenkrise. Doch diesmal könne der Crash der Allianz nicht mehr gefährlich werden, betont das Führungsgespann. Die deutschen Lebens-, Kranken-, Haftpflicht-oder Kfz-Versicherungen tragen nur noch 36 Prozent des Gewinns bei, und ihr Anteil schrumpft beständig. Dafür wachsen die Geschäfte in Osteuropa und Asien zweistellig. Die Dresdner Bank wurde im August 2008 verkauft – 14 Tage vor der Lehman-Pleite.
Umfassend abgesichert
Diekmann und Achleitner haben sich geschworen, dass sich Börsenverluste nie wieder zu einer existenziellen Bedrohung auswachsen dürfen. Heute sind fast zwei Drittel des 27,1 Milliarden Euro großen Aktienportfolios über Futures und Optionen abgesichert. Selbst wenn die Allianz mit den restlichen 10,7 Milliarden Euro Total-Verblust erlitten, wäre noch genügend Kapital da, um das Geschäft fortzuführen.
Die Allianz berechnet ihren Kapitalbedarf anhand der Solvency-II-Regeln. Nach dieser Messzahl hatte sie im Juni 57 Prozent mehr Geld zur Verfügung, als sie zur Unterlegung des Geschäfts benötigt. Würden die Börsen um 30 Prozent nach-geben, betrage der Puffer immer noch 46 Prozent, rechnete Allianz-Chef Michael Diekmann seinen Investoren am 1. Oktober auf einer Konferenz in London vor.
Versteckte Gewinne
Weil Kursgewinne aus Kapitalanlagen überwiegend nicht durch die Gewinn- und Verlust-Rechnung laufen, legt der Buchwert der Allianz weit stärker zu als die offiziell gemeldeten Gewinne.
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Gruss
C H R I S