Essen - Das Schreiben sei verschickt worden, sagte ein Highstreet-Sprecher am Dienstagabend. Das Treffen finde am 28. Juli in London statt. Berggruen hatte die Einladung zu diesem Treffen zur Bedingung dafür gemacht, mit Highstreet bei den inzwischen fast vier Wochen andauernden Verhandlungen in die Verlängerung zu gehen.
Laut Kaufvertrag soll eigentlich bis zum 15. Juli eine Einigung erzielt werden, damit das Essener Amtsgericht einen Tag später über das Inkrafttreten des Insolvenzplans und damit die Entschuldung des Unternehmens entscheiden kann.
Vergangene Woche hatte Berggruen dann erklärt, er sei bereit, die Frist bis zum 30. Juli zu verlängern. Dabei hatte er zur Voraussetzung gemacht, dass Highstreet - wie nun erfolgt - bis zum 6. Juli um 24 Uhr zu einem Gläubigertreffen lädt. Einer Fristverlängerung müsste aber Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg noch zustimmen.
Die Verhandlungen zwischen dem Karstadt-Investor und Highstreet hatten sich zuletzt immer mehr zu einer Hängepartie entwickelt. Eine Einigung bei den Mieten ist die Voraussetzung dafür, dass der von Berggruen Anfang Juni unterzeichnete Kaufvertrag rechtskräftig wird. Im schlimmsten Fall droht Karstadt ähnlich wie der früheren Schwestergesellschaft Quelle die Zerschlagung.
Frühere KarstadtQuelle-Bank sperrt sich
Highstreet ist der Hauptvermieter von Karstadt. Dem Fonds, hinter dem unter anderen die Investmentbank Goldman Sachs steht, gehören 86 der 120 Karstadt- Warenhäuser. Eine grundsätzliche Übereinkunft über die Miethöhe war nach Angaben von Berggruen bereits vor knapp zwei Wochen bei einem Treffen in London erzielt worden. Doch längst ziehen nicht, wie für eine abschließende Einigung notwendig, alle Highstreet-Gläubiger an einem Strang. Zu dem Konsortium gehören unter anderem Goldman Sachs , die Deutsche Bank , die Immobilientochter von Pirelli und der italienische Kaufhausunternehmer Borletti.
Die frühere KarstadtQuelle-Bank Valovis ist zwar bereit, auf Mieteinnahmen zu verzichten. Sie will aber nicht die von Berggruen gewünschte Klausel unterschreiben, dass dies auch im Fall eines Eigentümerwechsels gelten soll. Valovis verlangt daher separate Verhandlungen mit Berggruen.
Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Margret Mönig-Raane, machte vor allem die komplizierten Verhältnisse bei Highstreet für die Schwierigkeiten bei den Gesprächen verantwortlich. Insbesondere die Valovis-Bank sperre sich als Darlehensgeberin dagegen, getroffene Vereinbarungen abzusegnen, sagte sie. Mönig-Raane forderte alle Beteiligten auf, sich schnell zusammenzusetzen. "Die Zeit läuft ab", sagte die Gewerkschafterin am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
Nachdem Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) einer aktiven Vermittlerrolle der Politik eine Absage erteilt hatte, rief ihn die Verdi-Vizechefin zum Handeln auf. SPD-Chef Sigmar Gabriel attackierte den Wirtschaftsminister. "Es ist eine Schande, dass Herr Brüderle tatenlos zusieht, wie die Karstadt-Rettung zu scheitern droht", sagte Gabriel der "Frankfurter Rundschau" (Dienstagausgabe).
ak/dpa-afx
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