de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE93D00L20130414 Frankfurt (Reuters) - Commerzbank-Vorstandschef Martin Blessing hat die 2,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung der zweitgrößten deutschen Bank verteidigt. Mit dem Geld will das Institut die restlichen Stillen Einlagen des Staates und der Allianz vollständig tilgen. "Nach der Rettung durch den Staat war es die Aufgabe des Vorstands, dieses Geld so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Das war von Anfang an klar", sagte Blessing in einem am Sonntag veröffentlichten Interview des Magazins "Der Spiegel". "Wir konnten uns als Management nicht zurücklehnen und sagen: Schön, dass wir den Staat jetzt auf Dauer drin haben." Das Geld wie vorgesehen aus den künftigen Gewinnen der Bank zurückzuzahlen, sei unter anderem wegen der Euro-Schuldenkrise nicht gelungen, sagte Blessing. Allein der Schuldenschnitt in Griechenland habe die Bank fast drei Milliarden Euro gekostet. Die Kapitalerhöhung soll von der Hauptversammlung am kommenden Freitag beschlossen werden. Dazu müssen je zehn Aktien zu einer zusammengelegt werden. Über die Bühne gehen soll sie bis Juni. Die bis auf 1,17 Euro gesunkene Commerzbank-Aktie dürfte danach - bereinigt um den Effekt der Zusammenlegung - noch weiter in die Knie gehen. Die neuen Aktien werden nach Berechnungen von Kapitalmarktexperten für weniger als sieben Euro ausgegeben, nach heutigem Stand also für weniger als 70 Cent. Der Commerzbank-Chef äußerte Verständnis für den Unmut vieler Investoren über den Kurs des Managements: "So mancher Aktionär hätte vielleicht die stillen Einlagen am liebsten so lange wie möglich behalten; dem einen oder anderen Steuerzahler konnte es dagegen gar nicht schnell genug gehen; die Mitarbeiter hätten gern mehr Arbeitsplätze behalten, die Gläubiger wollten ihre Zinsen und Kreditkunden möglichst viel Kredit", sagte er. "Es gab keine Lösung, die alle glücklich macht. Wir mussten aber einen Ausgleich der unterschiedlichen Interessen finden. Da sind jetzt nicht alle begeistert. Das kann ich verstehen." Die Rückzahlung der Stillen Einlagen sei aber ein Schlüssel dazu, die Skepsis gegenüber der Commerzbank-Aktie abzubauen. Der zweite sei der Abbau der gewerblichen Immobilien-, der Schiffs- und Staatsfinanzierung. Ihr Volumen soll bis 2016 auf 90 von 151 Milliarden Euro schrumpfen und dann nur noch 15 Prozent der Bilanzsumme ausmachen. "Im Moment geht der Abbau sogar schneller als geplant", sagte Blessing. In der Schiffsfinanzierung, die 19 Milliarden Euro umfasst, sei 2013 aber "weiterhin mit einem hohen Niveau an Risikovorsorge" zu rechnen. Die Schifffahrtsbranche steckt in der Krise, weil hohe Überkapazitäten die Charterraten drücken. Die Einnahmen der Reeder reichen oftmals nicht aus, um Kosten einschließlich Zinsen zu decken - geschweige denn, Tilgung zu leisten. Der Staat hatte die Commerzbank 2008 mit 18,2 Milliarden Euro gerettet, 16 Milliarden davon entfielen auf die Stillen Einlagen. Daneben ist der Bankenrettungsfonds SoFFin mit 25 Prozent direkt an der Bank beteiligt. Der Anteil sinkt im Zuge der Kapitalerhöhung auf rund 18 Prozent. Damit der Staat ohne Verlust aus dem Engagement herauskommt, muss sich der Kurs der Commerzbank-Aktie verdreifachen. Blessing selbst geht es mit seinen Papieren, die er im Lauf der Jahre gekauft hat, genauso, wie er dem "Spiegel" sagte. Erst im März hatte er zu Kursen um 2,20 Euro für weitere 238.000 Euro zugekauft: "Ich bin langfristiger Investor und überzeugter Commerzbanker. In der Kombination fühle ich mich mit meinem Investment wohl." BLESSING FÜR BONI-, ABER GEGEN GEHALTSDECKEL Blessing wandte sich gegen Forderungen, eine Obergrenze für die Gehälter von Unternehmensvorständen per Gesetz einzuführen. "Davon halte ich nichts. Wenn, dann sollen die Aktionäre in der Hauptversammlung Höchstgrenzen festlegen. Es ist ja ihre Firma." Auch eine Abstimmung der Aktionäre über die Gehälter der Vorstandsmitglieder "wäre nur konsequent", sagte er. Blessings Gehalt war für 2012 erstmals nicht mehr auf eine halbe Million Euro gedeckelt, so dass er 1,31 Millionen Euro erhielt. Auf Boni von bis zu 700.000 Euro verzichtete er wegen des geringen Nettogewinns der Bank. Blessing stellte sich hinter Bestrebungen der Europäischen Union, die Boni zu begrenzen: "Wenn die Vergütung zu hohe variable Anteile hat, verteilen sich die Risiken asymmetrisch: Läuft es gut, gewinnt der Mitarbeiter in exorbitanter Höhe. Und wenn es danebengeht, muss das Unternehmen dafür geradestehen. Das führt zu hohen Systemrisiken, die - wenn wir Pech haben - der Steuerzahler ausbügeln muss." |