"...Bisher war Friedrich Merz ein politischer Charakter, der inhaltlich für einen gesellschaftlich vergleichsweise liberalen Kurs stand, ökonomisch zugleich für Neoliberalismus pur und damit für die politische Deregulierungs-Agenda der 1980er und 1990er Jahre, in denen er politisch sozialisiert wurde. In seinem Politikverständnis ist März ebenfalls Oldschool: von oben herab, hierarchisch und autoritär.
Noch mehr Konservativismus braucht aber eine Partei nicht, deren Wähler zu den Grünen und SPD abgewandert sind, analysiert Gustav Seibt in der SZ. Für den Charakter des Kandidaten ist die Diagnose einfach: Der Wolf hat Kreide gefressen. Aber er ist so machthungrig wie eh und je. Er ist nicht bescheidener geworden, er tut nur bescheidener. Und in dem Augenblick, in dem er Oberwasser spürt, wird er alle Hemmungen fahren lassen. Der politische InsolvenzverwalterÜbersehen wir nicht: Ob gewollt oder nicht, Friedrich Merz ist im Herbst 2021 jetzt als politischer Insolvenzverwalter ins Amt gewählt worden. Mit ihm könnte die CDU zur Splitterpartei werden, schreibt der Freitag. Er soll eine tief erschütterte und in sich orientierungslose Partei neu aufstellen; und er soll mit 66 Jahren vor allem die Zukunft der Partei in die Wege leiten. Sollte ihm das nicht gelingen, könnte es sein, dass die CDU zwischen einer radikalisierten AfD, einer zunehmend eigene Wege gehenden CSU und einer regierenden Ampel, in der die FDP einige der alten neoliberalen Merz-Anhänger bedient, und die Grünen ehemalige Merkel Wähler der Union abschöpfen, marginalisiert wird. Zwei Jahrzehnte lang war Friedrich Merz der Maulheld der CDU. Er verkörperte alles, das die CDU gerne sein wollte, aber sich nicht traut zu sein. Zwei Jahrzehnte lang war dieses Gerede folgenlos. Jetzt muss er liefern." (Rüdiger Suchsland)
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