Aktien Deutschland & Europa Muehlhan-Aktie schlägt Leck [15:15, 28.02.07]
Von Christian Scheid
Von 12,7 auf rund drei Millionen Euro ist das operative Ergebnis von Muehlhan eingebrochen. In einem ohnehin schwachen Marktumfeld führte das zu einem Crash der Aktie von rund 35 Prozent. Das erscheint zwar übertrieben, dennoch stufen wir den Small Cap auf Halten herab.
MUEHLHAN AG Dass der Spezialist für maritimen Oberflächenschutz 2006 einen Gewinnrückgang erleiden würde, war zwar allgemein erwartet worden. Jedoch überrascht das Ausmaß, schließlich ging das operative Ergebnis um satte 76 Prozent zurück. BÖRSE ONLINE hatte eine Verminderung von "lediglich" 43 Prozent prognostiziert.
Auch die WestLB - das Institut hatte Muehlhan im Oktober 2006 immerhin an die Börse begleitet – zeigte sich von den schwachen Zahlen überrascht und stufte den Titel heute morgen von "Kaufen" auf "Verkaufen" herab. Das neue Kursziel der Analysten: 6,50 Euro. Diese Marke hatte der Small Cap sofort nach Börseneröffnung gerissen. In einem schwachen Marktumfeld geht es bis dato um rund 35 Prozent auf 5,95 Euro herab.
Zahlreiche Sondereinflüsse macht das Unternehmen für den Geschäftseinbruch verantwortlich: Da ist zum einen der Großauftrag der US Navy im Volumen von 14 Millionen Euro, der den Umsatz im Vorjahr beflügelt hatte. Doch obwohl eine solche Order im abgelaufenen Geschäftsjahr fehlte, reichte Muehlhan mit Erlösen von 183 Millionen Euro bis auf eine Million Euro an das 2005er-Niveau heran.
Schlimmer ist: Nach einer insgesamt planmäßig verlaufenen Geschäftsentwicklung in den ersten drei Quartalen 2006 haben neben geplanten Einmalkosten für den Börsengang und die Emission einer Industrieanleihe (zusammen rund vier Millionen Euro) auch unvorhergesehene Verluste bei der Projektsteuerung in den USA und Norwegen das Jahresendviertel verhagelt.
Damit noch nicht genug: Zudem haben Vorlaufkosten im Zusammenhang mit einem avisierten Auftrag zur Beschichtung von drei Offshore-Bohrplattformen in der Nordsee, die Entwicklung des Geschäftes im Nahen Osten sowie die anhaltend mäßige Entwicklung des im internationalen Geschäft wichtigen US-Dollar-Kurses das Ergebnis belastet.
Die alles in allem wenig erbauliche Entwicklung hat Muehlhan dazu veranlasst, zusätzliche Rückstellungen im Volumen von fünf Millionen Euro zu bilden. Diese herausgerechnet hätte das operative Ergebnis bei rund acht Millionen Euro – und somit leicht oberhalb unserer Schätzung von 7,2 Millionen Euro – gelegen. Unterm Strich wird lediglich ein leicht positives Nachsteuerergebnis verbleiben.
Für 2007 ist Muehlhan optimistisch: Die wichtigen Umstrukturierungen innerhalb der Gruppe sind abgeschlossen und die Marktsituation ist aussichtsreich. Wegen des Booms bei Schiffsneubauten ist auch die Nachfrage nach Anti-Rost-Beschichtungen, wie sie Muehlhan anbietet, groß.
Weil die Hamburger zudem den schwierigen Eintritt in den Industriemarkt im Nahen Osten bereits frühzeitig im Geschäftsjahr 2007 geschafft haben, sieht der Muehlhan-Vorstand gute Voraussetzungen, den Umsatz gegenüber 2006 im zweistelligen Prozentbereich zu steigern und die Ertragslage deutlich zu stärken.
Im Gegensatz zur WestLB senken wir unsere Gewinnschätzungen für 2007 und 2008 nur leicht. Insgesamt halten wir den heutigen Kursverfall zwar für übertrieben. Doch da Muehlhan viel Anlegervertrauen verspielt hat und dieses erst wieder neu erarbeiten muss, stufen wir die Aktie dennoch auf "Halten" herab.
Empfehlung: HALTEN Kurs am 28. Februar: 5,95 Euro Stoppkurs: 4,95 Euro
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