Ich weise hier ja immer wieder auf die Zinsen hin. Da gibt es viele jüngere Anleger, die das nicht verstehenund immer wieder auf tolle Unternehmensaussichten hinweisen. Ich möchte das jetzt mal versuchen zu erklären. Was macht die FED? Zunächst kauft sie weniger Papiere am Markt. Die Nachfrage wird geringer, prinzipiell nicht so schlimm. Dann kauft sie gar nichts mehr und dann erhöht sie die Zinsen. Das ist schon viel schlimmer. Momentan können sich viele Unternehmen nur finanzieren weil die FED auch Unternehmensanleihen kauft. Wir kehren hier dann zur Marktwirtschaft zurück und manche - schlechtere- Unternehmen müssen deutlich höhere Zinsen zahlen - schon allein wegen der fehlenden FED-Käufe. Dann erhöht die FED die Zinsen. Das trifft alle. Und seit gestern spricht man davon, dass die FED die Bilanz verkleinern möchte, d.h. sie verkaufen Anleihen im Bestand. Es gibt dann also sogar noch ein höheres Angebot. Indirekt wird auch die Nachfrage nach Aktien geringer werden. Aktienrückkäufe auf Kredit werden teurer. Wir müssen davon ausgehen, dass das Volumen hier deutlich zurückgehen wird. Im letzten Jahr waren die Unternehmen selbst in der USA der größte Käufer von Aktien. Wir sehen bereits seit Dezember Umschichtungen aus dem Wachstumsbereich in den Valuebereich. Das ist logisch. Wachstumsunternehmen werden von Zinserhöhungen richtig getroffen. Da die Cash-Flows meistens weit in der Zukunft liegen, müssen die jetzt mit höheren Zinssätzen auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst werden. Zudem brauchen solche Unternehmen häufig Kapital und das wird teurer. Es fallen also perspektivisch auch die Erträge. Deshalb ist es momentan auch sehr wichtig zu schauen wann ein Unternehmen profitabel wird. Je weiter dieser Zeitpunkt in der Zkunft liegt umso schlechter. Das trifft auch Zukunftsbranchen stark. Mir fallen da Lithium-Unternehmen ein, aber auch Wasserstoff wird es schwer haben wenn der Staat da nicht hilft. Und es trifft natürlich umso stärker umso mehr Wachstum erwartet wird. Insofern muss man Aktien wie Nvidia und Tesla genau beobachten. Phantasien wie Autonomes Fahren oder Metaverse bringen heute noch keine Umsätze, sind aber eingepreist. Ebenfalls wichtig ist es auf die Bilanz zu schauen. Wie hoch ist die Verschuldung? Kann ein Unternehmen die Kredite auch bei höherem Zinsniveau bedienen. Kann man die Dividende halten? Können weiter Aktien zurückgekauft werden? Mir fällt hier z.B. Netflix ein. Hier ist das ARP höher als der Cash Flow. Das wird in der Zukunft nicht mehr haltbar sein. Vermeintliche Valuewerte könen aber auch riskant sein . Es gibt Versorger, Ölkonzern und Telekomfirmen mit extrem hoher Verschuldung. Das muss man sich genau anschauen. Wobei Telcos relativ stabile Cash Flows haben und Ölkonzern nicht immer. Auf der anderen Seite muss ein Tech-Unternehmen nicht grundsätzlich schlecht sein in einer solchen Situation. Mir fällt da Apple ein, die auf einer Cashposition sitzen und von höheren Zinsen weniger betroffen sein werden. Hier wird momentan vielleicht nur das Wachstum zu stark eingepreist und da muss man ein wenig korrigieren. Was jetzt keine Kaufempfehlung darstellt. Man muss sich einfach die Charakteristika jedes Unternehmens anschauen. Die Quants werden das sicher tun. Wir stehen m.E. gerade erst am Beginn einer Neubewertung. Es heisst also alles zu meiden, wo es zu viele der aufgezeigten Risiken gibt und das zu kaufen wo diese Risiken eine untergeordnete Rolle spielen.
|