Tschernobyl und seine Folgen

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11.04.06 10:53
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95441 Postings, 8864 Tage Happy EndTschernobyl und seine Folgen

Fernsehtipp für johannah

 

'Foto

Strahlendes Erbe –Tschernobyl und seine Folgen

Sendetermin: 11.04.2006, 21.00 Uhr, WDR
Autoren: Reinhart Brüning, Vera Pfister,
Silvio Wenzel, Heinz Greuling
Redaktion: Wolfgang Lemme


Der Super-Gau – der größte anzunehmende Unfall – passierte am 26. April 1986: Im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl wurde der vierte Reaktorblock durch eine nukleare Explosion vollständig zerstört. Eine riesige Wolke aus frei gesetzter Radioaktivität verteilte sich über ganz Europa. Besonders betroffen waren und sind die ehemaligen Sowjetrepubliken Weißrussland, Ukraine und Russland. Hundert-tausende Betroffene wurden umgesiedelt, aber viele leben immer noch in verseuchten Gebieten. Einige sogar heimlich in der 30-Kilometer-Sperrzone, die rund um das Kraftwerk gezogen wurde.

Quarks & Co fährt an den Ort des Geschehens, spricht mit den Menschen über ihr Leben 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe und erzählt ganz persönliche Geschichten des Unfalls und der Aufräumarbeiten.

Um den Austritt weiterer Radioaktivität zu verhindern, wurde nach der Katastrophe in größter Eile und unter enormer radioaktiver Belastung der Beteiligten ein so genannter Sarkophag um den zerstörten Reaktorblock gebaut – bestehend aus 7.000 Tonnen Stahl und 410.000 Kubikmetern Beton. Inzwischen wird die im November 1986 fertig gestellte Schutzhülle immer undichter; der Betonmantel hat Risse bekommen. Bei einem Einsturz würde eine riesige radioaktive Staubwolke frei gesetzt.

Ranga Yogeshwar geht mit Atemschutzmaske und Strahlenmessgerät in die Sperrzone und sieht sich den so genannten Sarkophag an, der den explodierten Reaktorblock umschließt.

 

11.04.06 10:55
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61594 Postings, 7847 Tage lassmichreinWeißrussland will Schlusstreich unter Katastrophe

'Hilfe
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Hilfe für zwei verstrahlte Kinder: Sauerstofftherapie in einer Klinik bei Dresden (dpa)
11. April 2006

"Die Kinder von Tschernobyl": Ein Leben voller Leiden

Von Burkhart Vietzke und Jürgen Prause

Sie wuchsen in radioaktiv verseuchten Gebieten auf. Viele von ihnen sind krebskrank oder immungeschädigt, andere kamen mit Missbildungen zur Welt. Die «Kinder von Tschernobyl» litten am meisten unter den Folgen der Reaktorkatastrophe in der Ukraine vor 20 Jahren. Sie gaben daher auch zahlreichen Gruppen und Netzwerken, die sich hier zu Lande für die Strahlenopfer einsetzen, ihren Namen.

Mehr als 500 Initiativen in Deutschland leisten Tschernobyl-Hilfe. Im Zentrum der Unterstützung steht nicht die Ukraine, sondern der nördliche Nachbar Weißrussland. Dorthin blies der Wind nach dem Unglück bis zu 70 Prozent des radioaktiven Fallouts und machte weite Gebiete im Süden um die Stadt Gomel unbewohnbar. Fast ein Viertel der Fläche Weißrusslands wurde radioaktiv verstrahlt.

Die frühere Sowjetrepublik ist ohnedies ein geschundenes Land. Im Zweiten Weltkrieg starb fast ein Drittel der Einwohner unter dem Angriff und der Besatzung der Deutschen. Heute sagt Wladimir Skworzow, Botschafter Weißrusslands (Belarus): «Deutschland war und bleibt eines der Länder, das am meisten Verständnis für die Situation von Belarus nach Tschernobyl zeigt.»

'Krebskranke
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Krebskranke Kinder in einem Minsker Krankenhaus vier Jahre nach der Katastrophe (dpa)

Rund 200.000 Kinder nach Deutschland geholt

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund listet in seinem «Initiativenhandbuch Belarus» mehr als 500 Hilfsorganisationen auf, von Ostfriesland bis Bayern. Sie arbeiten mit einheimischen Partnern zusammen, leisten Austausch und Hilfe, bauen Brücken zwischen den Ländern. Wie viele große und besonders auch kleine Hilfstransporte nach Weißrussland gehen, kann niemand zählen.

Viele der Gruppen, die sich für die Tschernobyl-Geschädigten engagieren, kommen aus dem kirchlichen Bereich. So hätten sich zahlreiche kirchliche Friedensgruppen der Tschernobyl-Hilfe zugewandt, berichtet der Münsteraner Pfarrer Burkhard Homeyer. Er ist Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft «Den Kindern von Tschernobyl», die rund 250 Gruppen vereint. Bei vielen Gruppen habe auch der Gedanke der Versöhnung mit dem ehemaligen Kriegsgegner Sowjetunion eine wichtige Rolle gespielt.

1991 begann die «Arbeitsgemeinschaft Hilfe für Tschernobyl-Kinder» der hannoverschen Landeskirche mit ihrer Kindererholung. Seither haben über 16.000 Kinder je vier Wochen in Gastfamilien aus der Landeskirche verbracht. Bundesweit mögen es inzwischen an die 200.000 Kinder sein, die sich in Deutschland erholen konnten. Andere Initiativen unterstützen Kindererholung im Land selbst, in unverstrahlten Gebieten. Mit westlicher Hilfe entstand «Nadeschda», ein Schul- und Erholungszentrum im Nordosten des Landes. «Heim-Statt Tschernobyl» im westfälischen Bünde hat Häuser für Evakuierte gebaut.

'Missbildungen
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Missbildungen bei der 12-jährigen Alina: Dank Operation in Rostock kann sie wenigsten einen Bleistift halten (dpa)

Krebserkrankungen Gefahr Nummer 1

Schilddrüsenkrebs gilt bis heute als anerkannte Folge des Reaktorunglücks, das aber auch Ursache vieler anderen Krankheiten und Schäden ist. Der Göttinger Radiologe Professor Heyo Eckel sieht die Gefahren wachsen: «Sorgen macht mir, dass sich in zehn bis 30 Jahren die Art der Krebserkrankungen wandeln könnte.» Schon heute nähmen Krebserkrankungen von Organen und Knochen zu. Eckel ist Vorsitzender der Landesstiftung «Kinder von Tschernobyl», die 1992 in Niedersachsen gegründet wurde. Sie versorgt die Krankenhäuser des Gebiets Gomel mit Ultraschall-Geräten zur Diagnostik.

Auch Burkhard Homeyer ist überzeugt, dass die Unterstützung für die Tschernobyl-Geschädigten noch lange notwendig sein wird. Die Zusammenarbeit westlicher Initiativen mit Gruppen in Weißrussland sei zudem ein wichtiger Faktor, der zur Demokratisierung des autoritär regierten Landes und zum Aufbau einer Zivilgesellschaft beitragen könne. Deshalb seien die Hilfen aus dem Ausland und das Netzwerk von Gruppen dem soeben unter fragwürdigen Umständen wiedergewählten Präsidenten Alexander Lukaschenko ein Dorn im Auge.

«Für Lukaschenko ist das ein Störfaktor ohnegleichen», sagt Homeyer. Die deutschen Tschernobyl-Gruppen bekommen das in ihrer Arbeit zu spüren. So würden Erholungsreisen von Kindern von den weißrussischen Behörden stark behindert und mit Auflagen versehen, berichtet Homeyer. Lukaschenko wolle am liebsten einen «Schlussstrich» unter das Unglück von Tschernobyl und die ausländische Hilfe ziehen, befürchtet der evangelische Pfarrer. (N24.de, epd)

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Mörderische "Leopardenflecken"  

11.04.06 11:12

6506 Postings, 8647 Tage Bankerslastund nicht zu vergessen, die

Krebsrate ist seit und durch Tschernobyl bei uns sprunghaft angestiegen.

Ich weiß, natürlich kann das nicht sein. Nein wirklich nicht. Kein wissenschaftlicher Nachweis. Was nicht sein darf, kann nicht sein. Und dann noch ein russisches Kernkraftwerk, das kann doch dann überhaupt nicht sein. Es gibt ja auch keine randomiesierte Doppelblindstudie hierzu... *gg*  

12.04.06 08:56

61594 Postings, 7847 Tage lassmichreinDie Todesspur nach dem Super-Gau

'Operationssaal
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Operationssaal in Minsk: 200-prozentiger Anstieg von Schilddrüsenkrebs bei Kindern (AP)
12. April 2006

"Tschernobyl-Aids": Die Todesspur nach dem Super-Gau

Seit der Katastrophe im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl streiten Wissenschaftler, Atomexperten und Umweltaktivisten über die Zahl der Opfer, die der Super-Gau zur Folge hatte. Einigkeit besteht nur darin, dass es wohl kaum je genaue Zahlen geben wird. Fest steht aber, dass der Reaktorunfall die Gesundheit zehntausender Menschen in der Ukraine, Weißrussland und Russland ruinierte.

Am 26. April 1986 wurden unmittelbar nach der Explosion 31 Feuerwehrmänner und Kraftwerksmitarbeiter so stark verstrahlt, dass sie in den kommenden Wochen qualvoll starben. Noch Jahre nach der Katastrophe nannten die offizielle Sowjetpropaganda und die Weltgesundheitsorganisation WHO diese Opferzahl.

Dabei war in den Wochen nach dem Unglück eine Fläche von 200.000 Quadratkilometern radioaktiv verseucht worden. Unter den Einwohnern der am stärksten belasteten Regionen, aber auch bei den schätzungsweise 600.000 Katastrophenhelfern, die in Tschernobyl im Einsatz waren, treten Krebs-, Herz-Kreislauf- und Immunschwäche-Krankheiten (das so genannte «Tschernobyl-Aids») deutlich häufiger auf als im Landesdurchschnitt.

200 Prozent mehr Schilddrüsenkrebs bei Kindern

In Weißrussland und der Ukraine nahm die Anzahl von Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen bei Kindern im Vergleich zu der Zeit vor der Atomreaktorkatastrophe um 200 Prozent zu. Das ukrainische Gesundheitsministerium sprach von mehreren Millionen Krebserkrankungen, die durch die Katastrophe verursacht worden seien. Über 50.000 der meist jungen, als «Liquidatoren» bezeichneten Katastrophenhelfer waren allein bis zum Jahr 2000 gestorben. Ein erheblicher Teil der Überlebenden ist inzwischen schwerbehindert.

Im vergangenen September veröffentliche die Internationale Atomenergie-Behörde IAEO einen von Atomkraftgegnern scharf kritisierten Bericht, der die Opferzahl des Tschernobyl-Unglücks stark nach unten korrigierte. Insgesamt sei mit knapp 4.000 Todesfällen zu rechnen, die nachweislich dem Unglück zugerechnet werden könnten, so die IAEO-Experten.

Unabhängige Schätzungen: 500.000 Tote

Erst vor einigen Tagen warfen Wissenschaftler der Internationalen Atomenergie-Organisation und der Weltgesundheitsorganisation vor, die Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl klein zu reden. Um der Atomenergie nicht zu schaden, werde die Botschaft «kein Grund zur Beunruhigung» ausgegeben, sagte der Physiker Sebastian Pflugbeil zum Auftakt einer internationalen Konferenz zu «20 Jahren nach Tschernobyl» in Berlin.

Als Beispiel nannte der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz eine UN-Tagung im vergangenen September in Wien. Dort sei die Anzahl der Toten der Reaktorkatastrophe in der ehemaligen Sowjetunion unter Verweis auf den heutigen Leiter der ukrainischen Strahlenschutzbehörde offiziell mit 50 angegeben worden. Unabhängige Beobachter gingen dagegen von rund 500.000 Menschen aus, die direkt oder indirekt durch die Explosion oder durch Strahlung zu Tode kamen.

Die gesundheitlichen Folgen des Reaktorunfalls in der Ukraine seien «weit verheerender als von der IAEO berichtet», sagte Pflugbeil. Es sei zwar schwer, im Einzelfall eine Erkrankung auf das Reaktorunglück zurückzuführen. Allerdings seien Rückschlüsse möglich, wenn eine Krankheit in einer Region gehäuft auftritt, betonte der Physiker.

Die von der IAEO vorgelegten Zahlen seien «falsch und wissenschaftlich nicht zu halten», sagte die Vorsitzende der Ärzteorganisation IPPNW Deutschland, Angelika Claußen. Laut einer Studie von IPPNW und der Gesellschaft für Strahlenschutz sind seit dem Unglück am 26. April 1986 zwischen 50.000 und 100.000 so genannte Liquidatoren, die mit Aufräumarbeiten in dem Atomkraftwerk beschäftigt waren, gestorben. Zwischen 540.000 und 900.000 Liquidatoren seien Invaliden. Dabei stützt sich die Studie unter anderem auf entsprechende, wenn auch unvollständige «Register» in der Ukraine.

Zweifel an offiziellem Unglückshergang

Umstritten ist bei den Wissenschaftlern auch die offizielle These, wonach das Unglück durch Überhitzung des Reaktors ausgelöst wurde. Zudem sollen 97 Prozent des Kernbrennstoffs nach der Explosion wieder in die Räume unter den Reaktor zurückgefallen sein. Der Moskauer Physiker Konstantin P. Checherov vom Kurchatov-Institut bezeichnete dies als «Mythen», die hartnäckig gepflegt würden. Checherov zufolge handelte es sich um eine Kernexplosion, wenngleich auch eine schwache. Dabei sei fast alles radioaktive Material in die Atmosphäre verpufft. Checherov: «Einen größeren Unfall kann es nicht geben.»

Dramatisch sind bis heute die gesundheitlichen Folgen vor allem in den betroffenen Gebieten der Ukraine, Weißrusslands und Russlands. Allein in der Ukraine seien heute rund 60 Prozent der Kinder durch Strahlung belastet, sagte die Kiewer Radiologin Angelina L. Nyagu von der Medizinischen Akademie der Ukraine. Bis heute würden in Kiew Kinder geboren, die Leukämie auslösendes Strontium in den Knochen hätten. Rund 1,5 Millionen Menschen lebten nach wie vor in strahlenbelasteten Gebieten, 167.000 seien bisher an Leukämie erkrankt, so Nyagu weiter.

Erhöhte Säuglingssterblichkeit auch im Ausland

Die Säuglingssterblichkeit habe nach Tschernobyl in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, zugenommen, heißt es weiter. Die Studie spricht von rund 5.000 Todesfällen unter Säuglingen. Allein in Bayern sei es zu zusätzlichen 1.000 bis 3.000 Fehlbildungen gekommen. Unter Bezugnahme auf ein Wissenschaftsgremium der UN kommt Pflugbeil auf 12.000 bis 83.000 mit genetischen Schäden geborene Kinder in der Tschernobyl-Region und etwa 30.000 bis 207.500 weltweit.

Allein in Weißrussland seien seit 1986 über 10.000 Menschen an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Die Zahl der durch Tschernobyl bedingten Schilddrüsenkrebsfälle in Europa außerhalb der ehemaligen Sowjetunion liege zwischen 10.000 und 20.000 Fällen. Für Deutschland könne die Zahl nur geschätzt werden, da entsprechende Daten nicht freigegeben worden seien, so Pflugbeil. (N24.de, epd,dpa, AP)


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13.04.06 08:32

61594 Postings, 7847 Tage lassmichreinAkute Einsturzgefahr: Tschernobyl- Sarkophag brüch

Sarkophag des Unglücksreaktors Tschernobyl (AP) - Akute Einsturzgefahr: Tschernobyl-Sarkophag brüchig
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Sarkophag des Unglücksreaktors Tschernobyl (AP)
13. April 2006

Akute Einsturzgefahr: Tschernobyl-Sarkophag brüchig

Der Zustand des havarierten Reaktors 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl in der Ukraine ist zwanzig Jahre nach dem Unfall katastrophal. Das geht aus einem Bericht hervor, den Greenpeace vorlegte. Die Schutzhülle aus Stahl und Beton, mit der die Reaktorruine von der Umwelt abgeschottet werden soll, ist vom Einsturz bedroht. Von acht Projekten, mit denen der so genannte Sarkophag stabilisiert werden sollte, sind nur drei umgesetzt worden. Ursprünglich sollten die Maßnahmen bis 2006 abgeschlossen sein. Bis heute gibt es kein Gesamtkonzept zur langfristigen Absicherung der Ruine.

"In den letzten 20 Jahren ist viel zu wenig geschehen, um die Region vor dem explodierten Reaktor zu sichern", sagt Thomas Breuer, Atom-Experte von Greenpeace. "Auch die Atomindustrie und der Einsatz von Milliarden Steuergeldern aus den Staatskassen der Industrieländer brachten keine Lösung für Tschernobyl."

Löcher in der Außenwand

Die Schutzhülle wurde im ersten halben Jahr nach der Reaktorkatastrophe hastig und unter schwierigsten Bedingungen errichtet. Die Konstruktion ist instabil. In der Außenwand klaffen Löcher, durch die der Wind radioaktiven Staub herausbläst und Regenwasser eindringt. Würde der Reaktor einstürzen, würde eine radioaktive Staubwolke die Menschen in der Region erneut bedrohen und zusätzlichen Strahlenbelastungen aussetzen.

Greenpeace stellt sich gegen den Plan eines Konsortiums aus 28 Geberländern und der ukrainischen Regierung, die bestehende Hülle zu stabilisieren und eine zweite Schutzhülle darüberzuschieben. Das sei keine Lösung zur Behandlung der radioaktive Masse im inneren der Ruine. Auch sei dieser Plan nur eine Übergangslösung für 50 bis 100 Jahre.

"Damit überlassen wir die Probleme von Tschernobyl den nachfolgenden Generationen, weil niemand in der Lage ist, die Folgen der Katastrophe auch nur annähernd zu lösen", kritisierte Breuer. "Die Baustelle Tschernobyl zeigt: Wir Menschen beherrschen nicht einmal die Aufräumarbeiten eines Atomunfalls. Geschweige denn die Atomkraft selber."

Studie: Atombehörde verharmlost Opferzahl

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat nach einer neuen Studie weitaus mehr Opfer gefordert als bislang von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/Wien) angegeben. Während die UN-Behörde von rund 4.000 Todesfällen ausgehe, liege die tatsächliche Zahl bei mindestens 30.000 bis 60.000, erklärte die Europaabgeordnete der Grünen, Rebecca Harms, in Hannover.

Die Studie wurde von zwei britischen Wissenschaftlern aus Anlass des 20. Jahrestages der Reaktorkatastrophe im Auftrag der Grünen erstellt. Grundlage seien ausschließlich offizielle Zahlen gewesen, betonte Harms. Dies mache umso mehr deutlich, dass die von der Internationalen Atomenergiebehörde in Umlauf gebrachte Zahl von 4.000 Opfern absolut unglaubwürdig sei. «Das ist eine politische Zahl, nicht eine wissenschaftlich gestützte.»

Die Europaabgeordnete erklärte, die IAEA betrachte die Untersuchungen über die Folgen des Reaktorunglücks als abgeschlossen und wolle das Kapitel Tschernobyl schließen. «Das darf aber nicht sein. Viele Folgen sind noch gar nicht absehbar.» So dauere es bei fast allen Krebsarten bis auf Leukämie und Schilddrüsenkrebs länger als 20 Jahre, bis klar sei, ob die Zahl der Erkrankungen steige oder nicht. (N24.de, epd, dpa)

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18.04.06 12:06
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95441 Postings, 8864 Tage Happy EndDie Todeswolke, die ganz Europa verseuchte

TELEPOLIS

Die Todeswolke, die ganz Europa verseuchte

Wolf-Dieter Roth 17.04.2006

Vor 20 Jahren explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl

"Atomkraftwerke können nicht explodieren, nur ihr Kern kann durchschmelzen, und dieser größte anzunehmende Unfall (GAU) passiert statistisch nur alle 2 Millionen Jahre." Sagte die Atomenergiebranche. Doch die Technik ist nicht so sicher, wie die Kraftwerksbetreiber vorgeben. Atomkraftwerke können sehr wohl explodieren und tatsächlich hätte der GAU in Tschernobyl für Europa noch viel schlimmer ausgehen können, wenn nicht ganze Armeen meist nichtsahnender Helfer ihr Leben gelassen hätten, um den Graphit- und Uranbrand zu stoppen. Ein Themenschwerpunkt auf Arte TV widmet sich mit teils sehr persönlichen Dokumentationen den Folgen des bislang größten zivilen Atomunfalls.

Die Atomexplosion in Tschernobyl hatte sowohl technische wie menschliche Ursachen. Der in der UdSSR verbreitete Reaktortyp RBMK (1) war durch entsprechende Vergrößerung aus militärischen Reaktoren entwickelt worden, die atombombengeeignetes Plutonium produzieren sollten und deshalb mit Graphit statt Wasser als Moderator arbeiteten.


Die radioaktive Wolke, die aus dem explodierten Reaktor 4 in Tschernobyl aufstieg und sich über ganz Europa verteilte (Bild: Arte France)

Zudem hatten die Reaktoren weit weniger Sicherheitssysteme als westliche Systeme, und diese waren für einen Test auch noch großenteils abgeschaltet worden. Außerdem hatte sich eine Blockade durch ein Spaltprodukt, Xenon 135, aufgebaut ( "Xenonvergiftung" (2)), weshalb der Reaktor eigentlich sofort abgeschaltet gehört hätte, bis das Xenon 135 durch radioaktiven Zerfall wieder ausreichend abgebaut gewesen wäre. Stattdessen wurde der Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl übermüdet mitten in der Nacht im Rahmen eines technischen Experiments in einen instabilen Zustand gefahren, was schließlich zu einer sogenannten "Leistungsexkursion" um das 1000-fach innerhalb von Millisekunden führte.

Man kann also zu Recht davon sprechen, dass der Atomreaktor versehentlich in eine Atombombe verwandelt worden war. Lediglich die Tatsache, dass ein Atomkraftwerk weniger kompakt ist als eine Atombombe, nicht extra zur Auslösung einer Explosion implodiert wird und der kritische Punkt nur leicht und nicht massiv überschritten wurde, verhinderte einen Atompilz, der um Größenordnungen über dem einer gewöhnlichen Atombombenexplosion gelegen hätte.

Tschernobyl hat gezeigt, wie grauenvoll ein Atomkrieg wäre.
Wladimir Gubarew

Auf den ersten Blick schienen die Folgen deshalb harmlos: Ein nur in der näheren Umgebung zu hörender Knall, ein gewöhnlicher Brand. Kein Atompilz. Doch im Gegensatz zu einer Atombombe, bei der ja erst im Moment der Explosion radioaktive Spaltprodukte entstehen und den tödlichen Fallout erzeugen, hat ein Atomkraftwerk, das mit einer Ladung Brennstäbe bereits geraume Zeit läuft, diese Spaltprodukte längst erzeugt. Durch die Explosion, bei der die Betondecke vom Reaktorblock 4 in Tschernobyl flog, und den anschließend folgenden Graphit- und Uranbrand wären diese im Laufe der Monate beim regulären Reaktorbetrieb erzeugten Spaltprodukte ohne menschliches Eingreifen komplett in die Atmosphäre übergegangen und hätten in ganz Europa ein Vielfaches der ohnehin bereits erheblichen radioaktiven Umweltbelastung angerichtet.


Warnschilder im auch heute noch gesperrten Gebiet (Bild: Arte France)

Stattdessen wurde der Brand gelöscht und der zerstörte Reaktor unter einem Sarkophag begraben, was aber die dazu eingesetzten "Liquidatoren" (3), teils aus Unkenntnis, teils weil es in Kauf genommen wurde, mit ihrer Gesundheit bezahlen mussten. Die für Atomeinsätze nicht konstruierte Elektronik technischer Geräte wie ferngesteuerter Roboter und Baumaschinen brach unter der enormen radioaktiven Strahlung in wenigen Minuten zusammen, während die Menschen erst Tage, Wochen, Monate oder Jahre später die Folgen zu spüren bekamen und so in die Todeszone geschickt werden konnten, um dort die notwendigen Arbeiten durchzuführen. Und auch so waren die Folgen für die Umwelt enorm, die in Weißrussland heute sogar teils massiver zu spüren sind (4) als in den ersten Jahren nach dem Unglück , und die Zone von -zig Kilometern um den Reaktor selbst noch auf Jahrhunderte unbewohnbar machen.

Tschernobyl, das ist ein Teil des Krieges des Menschen gegen die Natur und sich selbst
Dmitrij Gutin

Im April und Mai 1986 wurden in Europa die möglichen Folgen völlig unterschätzt. Mancher empfand sogar klammheimliche Freude, dass beim "bösen Klassenfeind" etwas in die Luft geflogen war und der damalige Innenminister Friedrich Zimmermann (5) verkündete, es sei völlig ausgeschlossen, dass die Radioaktivität aus Tschernobyl bis nach Deutschland kommen könne, als die radioaktiven Wolken bereits im Land waren und durch erste Maigewitter über Bayern ausgewaschen wurden. Die Strahlenwerte waren so hoch, dass der Forschungsreaktor Garching sogar automatisch wegen überhöhter Strahlung versperrt wurde (6).

Auch heute, 20 Jahre später, ist das Ausmaß der Folgen der Explosion und des Brands im Atomkraftwerk Tschernobyl nicht abzusehen. Ein Themenschwerpunkt auf Arte TV rekonstruiert den Weg der radioaktiven Wolke, die über Europa hinweg zog, und diskutiert die unmittelbaren, aber auch die bislang ungeahnten Folgen, die dieses Ereignis für den europäischen Kontinent hatte und bis heute hat. Neben diesem Themenabend zeigt Arte TV außerdem zwei Tage später die Dokumentation "Verstrahlt und vergessen – Tschernobyl und die Folgen"


Der Reaktor von Tschernobyl zwölf Jahre nach dem Unfall (Bild: Arte France)

Zehn Jahre nach dem Unfall wurde eine Karte der radioaktiven Cäsium-137-Niederschläge als Folge des Reaktorunfalls erstellt. Cäsium 137 ist ein Radionuklid mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren. Die Karte zeigt, dass die am stärksten betroffenen europäischen Länder weit auseinander und weit entfernt von der so genannten Gefahrenzone liegen. Regionen in Norwegen, Österreich, Italien, Griechenland und Frankreich sind ebenso verstrahlt wie weite Gebiete Weißrusslands und der Ukraine, dem Standort des Reaktors. Immer noch ist wenig bekannt über die tatsächlichen Folgen des Unfalls und über die Strahlungsrückstände im menschlichen Organismus, in der Natur und in der Nahrungskette. An vielen Orten werden heute wieder Atomkraftwerke geplant. Da es absolute Gefahrlosigkeit nicht gibt, müssen angesichts der von interessierter Seite eingesetzten Beruhigungsstrategie – Touristikunternehmen organisieren sogar Reisen nach Tschernobyl! – nach wie vor dringende Fragen öffentlich erörtert werden, beispielsweise: Was geschieht mit den veralteten Atomreaktoren? Und können die geplanten Atomkraftwerke wirklich sicherer gebaut werden?

Tschernobyl und Europa

Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor Nr. 4 des in der Ukraine gelegenen Atomkraftwerks von Tschernobyl. Als Folge bildete sich eine riesige radioaktive Wolke. Gut zehn Tage brannte der Reaktor, bis das Feuer gelöscht werden konnte. 70 Prozent der radioaktiven Wolke gingen in dem nördlich von Tschernobyl gelegenen Weißrussland nieder. Nachdem die radioaktiven Gase in eine Höhe von 2.000 Metern aufgestiegen waren, bildeten sich drei Teilwolken, die sich über Skandinavien, Mitteleuropa und den Balkanländern in Regenschauern entluden.


Die Opfer von Tschernobyl zwölf Jahre nach dem Reaktorunfall - Krebskrankes Mädchen in der Klinik (Bild: Arte France)

In Norwegen wurden bei den Rentieren, die sich von Flechten ernähren, hohe Cäsiumkonzentrationen festgestellt. Da die dort lebenden Samen in erster Linie Rentierfleisch verzehren, ist diese Bevölkerungsgruppe ebenso stark von Cäsium 137 belastet wie die Menschen, die in unmittelbarer Nähe von Tschernobyl leben. An vielen Orten der atomverseuchten Zonen Weißrusslands warnen noch heute Schilder vor dem Sammeln von Beeren und Pilzen und vor dem Fischen, doch auch im Bayrischen Wald sind Pilze und Wildschweine noch verstrahlt. In der Dokumentation "Tschernobyl und Europa" nehmen unter anderem Menschen, die sich mit den ökologischen und therapeutischen Folgen von Tschernobyl befassen, sowie Vertreter von Verbänden und Sachverständige der EU kritisch Stellung zum Verhalten europäischer Regierungsstellen angesichts der Katastrophe.

Die Dokumentation ergreift weder Partei für noch gegen die friedliche Nutzung der Atomkraft, sondern versucht eine nüchterne, geradezu "klinische" Bestandsaufnahme der Auswirkungen der Nuklearhavarie. Die Hauptdrehorte folgen dem Weg der radioaktiven Wolken. Sie liegen in Norwegen, Griechenland und Weißrussland, den Ländern, die am stärksten betroffen sind. Der GAU wird zwar in einigen Archivbildern gezeigt, aber der Großteil des Bildmaterials entstand neu. Mit Computeranimationen werden die Katastrophe und die Wege der radioaktiven Wolken zwischen dem 26. April und dem 9. Mai 1986 rekonstruiert.

Die Atomfalle

Die schweizer Dokumentation "Die Atomfalle" wurde im Jahr 1998 gedreht, also zwölf Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Sie zeigt die damalige Lage der Bevölkerung in Russland, Weißrussland und der Ukraine, die unmittelbar von der Havarie und ihren Folgen betroffen war und bis heute ist. Sie zeigt, wie sich zu diesem Zeitpunkt die Lebensverhältnisse von Millionen von Menschen, die Opfer des radioaktiven Niederschlags wurden oder die nach wie vor in verstrahlten Gegenden und von radioaktiv hoch belasteten Nahrungsmitteln leben, noch täglich verschlechtern. 26 Prozent der Wälder Weißrusslands und mehr als die Hälfte der Wiesen längs der Flüsse Dnjepr, Pripjet und Sosch liegen in der radioaktiv verseuchten Zone. Der Verzehr von in dieser Region gesammelten Beeren und Pilzen, ja bereits ein längerer Aufenthalt können lebensgefährlich sein.


Juni 1986: Ein Liquidator bereitet sich auf seinen Einsatz am hochverstrahlten Reaktor vor (Bild: Westdeutscher Rundfunk / Baum-Film)

Die Zahl der "Liquidatoren", der jungen Soldaten und Feuerwehrmänner aus der gesamten Sowjetunion, die in Tschernobyl im Einsatz waren, werden auf mehrere Zehntausend bis knapp eine Million geschätzt. Tausende von ihnen sind bereits gestorben, Tausende sind krank und viele setzten ihrem Leben selbst ein Ende. Die Internationale Atomenergiebehörde und die Weltgesundheitsorganisation bestätigen keinen systematischen Zusammenhang zwischen der Verstrahlung und den aufgetretenen Krankheiten, doch die Zahl der Opfer steigt, und man hat allen Grund, das Schlimmste für das genetische Erbe zukünftiger Generationen zu fürchten. Die Menschen sind Opfer einer sich lautlos vollziehenden, schleichenden Tragödie.

Drei Millionen Euro würden genügen, um die Organismen der 500 Millionen Einwohner von Radionukliden zu befreien, und einige zusätzliche Investitionen, um den sauren Boden wieder fruchtbar zu machen und zu verhindern, dass das radioaktive Cäsium und Strontium mit dem Grundwasser in die Gemüsegärten und auf das Weideland gelangen.

Verstrahlt und vergessen

Filmemacher Christoph Boekel erzählt in seinem Dokumentarfilm von den persönlichen Schicksalen der Menschen, die er bei seiner Arbeit in Russland an einem Film über die Schlachten des II. Weltkriegs kennengelernt hat und die unmittelbar von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl betroffen waren, was er seinerzeit völlig unterschätzte.


Mitino bei Moskau: Das Denkmal für die tödlich verstrahlten Feuerwehrleute, die den Brand des explodierten Reaktors von Tschernobyl löschten (Bild: Westdeutscher Rundfunk / Baum-Film)

Bei dem Versuch, die Katastrophe einzudämmen, sind Feuerwehrleute mehrfach tödlichen Strahlendosen ausgesetzt. Drei Wochen später sind tatsächlich fast alle von ihnen tot. Über das Ausmaß der Strahlenverseuchung dringen nur spärliche Informationen nach außen. Die frühsommerliche Hitze, unzureichende Schutzmaßnahmen und Unkenntnis setzen die Rettungskräfte größten Gefahren aus. Der radioaktive Fallout macht die direkte und weitere Umgebung Tschernobyls zur unbewohnbaren Zone. Ein gewaltiges, unbekanntes Gemenge radioaktiver Stoffe startet einen Angriff auf Menschen, Tiere und die Natur.

Tschernobyl, das ist der Krieg des 20. Jahrhunderts
Wladimir Gubarew

Filmemacher Christoph Boekel hat lange Jahre in Russland gelebt und Menschen kennengelernt, die Opfer der Atomkatastrophe wurden. Sein Dokumentarfilm zeichnet Schicksale nach, die auch seine eigene Familie betreffen, und lässt Augenzeugen zu Wort kommen, deren Leben durch die Katastrophe von Tschernobyl tief greifend verändert wurde.


Tonmeister Mischa Gapejew (re.) 1986 bei den Dreharbeiten zu dem Film "Die Glocke von Tschernobyl" vor der einbetonierten, hochstrahlenden Reaktorruine (Bild: Westdeutscher Rundfunk / Baum-Film)

Der junge Künstler Dmitrij Gutin war in den letzten Tagen seines Militärdienstes zum Bau einer Eisenbahnlinie in der hoch verstrahlten Zone um den explodierten Reaktor abkommandiert. Er starb nach langen Leidensjahren kurz vor seinem 40. Geburtstag. Wladimir Gubarew war Chefredakteur des Wissenschaftsteils der "Prawda", dem Zentralorgan der KPdSU. Als privilegierter Journalist durfte er kurz nach der Havarie in die "Zone" reisen und seine Beobachtungen veröffentlichen. Er hatte schon Erfahrung - durch seine Nähe zu den Mächtigen war er bei Atombombenversuchen zugelassen.

Die einfachste Methode, um den Brand in Tschernobyl zu löschen, wäre gewesen, gar nichts zu tun. Am 19., 20. Mai wäre der Reaktor ganz von selbst ausgebrannt, der ganze Graphit, das ganze Uran wären in die Atmosphäre gestiegen. Es hätte sich über ganz Europa verteilt; ungefähr vom Ural bis zum Atlantik. Es hätte alles gleichmäßig bedeckt. Das Strahlenniveau wäre auf das 10- bis 20fache angestiegen. Aber es hätte von selbst aufgehört. Darin lag das Widersprüchliche der Entscheidung, den Reaktor zu löschen und damit das ganze Plutonium, das ganze Cäsium an diesem Ort zu belassen und sich damit selbst gigantische Probleme für die Zukunft zu schaffen. Das begriffen alle. Aber das Wichtigste war, bloß nicht ganz Europa zu verseuchen. Das war die vordringlichste Aufgabe, die noch im Mai gelöst wurde.
Wladimir Gubarew

Filmemacher Christof Boekel hat seine spätere Frau Marina und den Tonmeister Mischa Gapejew 1987 bei einem Film über seinen Vater kennen gelernt. Gapejew arbeitete 1986 wenige Wochen nach der Explosion des Atomreaktors an einem Film über die Eindämmung der Katastrophe mit. Er ist einer der wenigen Überlebenden des damaligen Filmteams.

Arte TV (7)Themenschwerpunkt "Die Todeswolke"

Tschernobyl und Europa, Dokumentation, Regie: Dominique Gros, Frankreich 2006, 57 Minuten. Erstausstrahlung Arte TV, Dienstag, den 18. April 2006, 20.40 Uhr, Wiederholung: Mittwoch 19. April 2006, 14.40 Uhr

Die Atomfalle, Dokumentation, Regie: Wladimir Tchertkoff, Schweiz 1998, 47 Minuten. Arte TV, Dienstag, den 18. April 2006, 21.40 Uhr

Live-Diskussionsrunde, Moderation: Jürgen Biehle, Arte France, 15 Minuten. Arte TV, Dienstag, den 18. April 2006, 22.25 Uhr

Verstrahlt und vergessen, Tschernobyl und die Folgen, Dokumentation, Regie: Christoph Boekel, Deutschland 2006, 52 Minuten. Erstausstrahlung Arte TV, Donnerstag, den 20. April 2006, 22.25 Uhr

Links

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/RBMK
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Xenonvergiftung
(3) http://www.ippnw.de/index.php?/s,1,2,8,150/o,article,857/
(4) http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20647/1.html
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Zimmermann
(6) http://www.telepolis.de/r4/artikel/13/13955/1.html
(7) http://www.arte-tv.com

Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/r4/artikel/22/22436/1.html

 

18.04.06 12:12

2919 Postings, 8079 Tage SpukTja, mit Temelin an der CZ/Ösi-grenze

braucht´s auch nicht mehr viel und das kaputte Ding platzt :-((  

18.04.06 12:24

2919 Postings, 8079 Tage SpukInfo´s zu Temelin gibt´s

18.04.06 12:26

2919 Postings, 8079 Tage Spukverschenke das 1. ´

18.04.06 12:30

13436 Postings, 9068 Tage blindfishjetzt fehlt nur noch...

das dumme geschwätz von johannah & co...

:-((  

19.04.06 13:27

61594 Postings, 7847 Tage lassmichreinGurken von strahlendem Glanz...

Eine Frau besucht die Ausstellung zum 20. Jahrestag der Katastrophe (dpa) - Tschernobyl in der DDR: Gurken von strahlendem Glanz
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Eine Frau besucht die Ausstellung zum 20. Jahrestag der Katastrophe (dpa)
19. April 2006

Tschernobyl in der DDR: Gurken von strahlendem Glanz

Von Markus Geiler

Im Mai 1986 schien die SED-Führung die zähen Probleme bei der Versorgung mit Obst und Gemüse endlich bewältigt zu haben. Neben Weiß- und Rotkohlköpfen, verschrumpelten Möhren, madigen Äpfeln und keimenden Kartoffeln strahlten plötzlich in den Auslagen von HO und Konsum Blattsalat, Gurken und einzelne Zucchini im frischen Grün.

«Das war so dreist, dass es fast schon wieder gut war», erinnert sich Volker Winkler. Der heute 40-Jährige zog damals durch die Innenstadt von Leipzig, um die Resonanz des Volkes auf die eigens errichteten «Vitaminbasare» zu beobachten. Die Ostdeutschen schüttelten den Kopf, zeigten an die Stirn, grinsten, schimpften, meckerten und fluchten - aber sie kauften auch ein.

Immer noch sind Böden und Pflanzen verseucht (dpa) - Tschernobyl in der DDR: Gurken von strahlendem Glanz
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Immer noch sind Böden und Pflanzen verseucht (dpa)

Fatalistische Stimmung

«Insgesamt war die Stimmung ziemlich fatalistisch», erzählt Winkler, der damals beim staatlichen Wohlfahrtsverband «Volkssolidarität» für ältere Menschen Essen austrug. «Viele sagten, was soll's, wir wissen sowieso nicht, woran wir sind, und werden es wohl auch nie richtig erfahren. Warum dann nicht das Zeug kaufen, wenn es schon da ist?»

Woher das Gemüse stammte, in dessen Genuss die DDR-Bevölkerung plötzlich kam, war den meisten durchaus bewusst. Denn seit Tagen drehte sich im «Westfernsehen» alles nur noch um die Ereignisse im ukrainischen Tschernobyl, wo sich am 26. April die schwerste Reaktor-Katastrophe in der zivilen Nutzung der Kernenergie ereignet hatte.

Mit drei Tagen Verspätung die verharmlosende Nachricht

ARD und ZDF verfolgten die radioaktive Wolke auf ihrer Wanderung durch Europa. Eine Warnmeldung jagte die andere: vor Blattgemüse und Milch, vor Klassenfahrten in die DDR oder auch vor Spielplätzen und Sandkästen, die gesperrt werden sollten. Die Europäische Gemeinschaft erteilte sogar ein sofortiges Einfuhrverbot für östliche Frischwaren. Als besonders gefährdet galten Ost- und Süddeutschland.

In den DDR-Medien war von Katastrophen-Stimmung keine Spur. Erst am 29. April, drei Tage nach dem GAU, verbreiteten die SED-gelenkten Blätter eine Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS: «Im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine hat sich eine Havarie ereignet.» Ein Kernreaktor sei beschädigt. «Es wurden Maßnahmen zur Beseitigung der Folgen der Havarie ergriffen», hieß es lapidar.

Eine Meldung so groß wie eine Streichholzschachtel

«Die Meldung war etwa so groß wie eine Streichholzschachtel und stand auf Seite 5», erinnert sich Sebastian Pflugbeil, der heute Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz ist. Der Ex-Bürgerrechtler und spätere Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung Modrow hat die absurde Informationspolitik des SED-Staates nach dem GAU in einem Aufsatz detailliert beschrieben.

Die SED wollte das Problem kleinschreiben, berichtet der Physiker. Nur kurze Zeit später blies sie zum Gegenangriff auf Verunsicherung und Angst, die durch ARD und ZDF über die Mauer schwappten. Professor Günter Flach von der DDR-Akademie der Wissenschaften habe «absolutes Unverständnis» darüber geäußert, «wie man die technische Situation, die eingetreten ist, zu einer derartigen Kampagne nutzen kann, um die friedliche Nutzung der Kernenergie in der UdSSR zu verteufeln».

Geradezu grotesk nennt Pflugbeil das Fazit des damaligen Präsidenten des Staatlichen Amtes für Atomsicherheit und Strahlenschutz in der DDR, Professor Georg Sitzlack. «Jeder Schuster kloppt sich mal auf den Daumen, wenn das der Maßstab wäre, hätten wir keine Schuhe», sagte er vor westdeutschen Journalisten einen Monat nach dem Unfall.

Die Umweltbewegung wird aktiv

Die Dreistigkeit und offenkundigen Lügen sollten nicht ohne Resonanz bleiben. Die DDR-Umweltbewegung, die sich bis dahin mehr mit der Zerstörung der Landschaft durch den Braunkohletagebau als mit den Gefahren der Kernenergie beschäftigt hatte, war sensibilisiert und bildete schon bald eine Gegenöffentlichkeit.

Unter dem Dach der evangelischen Kirchen erschienen in den folgenden Jahren zwei viel beachtete Studien. Die erste hieß «Pechblende» und stammte von Michael Beleites, dem heutigen Landesbeaufragten für die Stasi-Unterlagen in Sachsen. Darin wurde erstmals über Ausmaß und Gefahren des Uranbergbaus in der DDR informiert.

Die zweite trug den Titel «Energie und Umwelt» und wurde im Auftrag des DDR-Kirchenbundes von Sebastian Pflugbeil erstellt. In ihr wurde die «Energie-Vision» der DDR hart kritisiert und der Tschernobyl-Unfall ausführlich beschrieben. «Ohne die Katastrophe wäre jedoch die Studie nie geschrieben worden», ist Pflugbeil noch heute überzeugt. (N24.de, epd)

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