Brautführer, Hochzeitslader, Progroder (Prokurator) - der Gstanzlsänger findet sich in allen Rollen wieder, ob bei der Vorbereitung und Einladung zur Hochzeit oder als „Conférencier“ durch den großen Tag oder, wie heute meist, als beides in einem. „Früher ist der Hochzeitslader mit seinen Sprüchen von Tür zu Tür gezogen, hat ein Sträußerl an die Tür geheftet und das Mahlgeld kassiert“, erinnert sich Heribert Lukas, der selbst schon „an die 200 Hochzeiten gemacht“ hat. Ein bisschen wehmütig registriert er die Veränderungen, die den Gstanzlsängern heute auf Hochzeiten das Leben schwer machen. „Die Besetzung der Musikkapellen mit Gitarre und Keyboard ist nicht gut geeignet - es fehlt ein Blasinstrument. Und oft mögen es die Kapellen auch gar nicht so, wenn ein anderer durch die Hochzeit führt. Auch die Zeiten, in denen die Gesellschaft andächtig hat zuhören können, sind vorbei.“ Das bestätigt Hermann Fleischmann: „Man tut sich schwerer als früher, die Aufmerksamkeit der Gäste zu gewinnen. Man sollte deshalb deftig, aber nicht zu lange singen, um die Aufmerksamkeit der Leute nicht überzustrapazieren. Und man muss ab und zu die Gstanzl-Melodie wechseln, um Abwechslung reinzubringen.“ Häufig, so bemerkt Heribert Lukas, heiße es heute am Telefon auch: „Hast du Zeit für ein bis zwei Stunden?“ Da bleibe für den Gstanzlsänger ja kaum Zeit, sich auf die Gesellschaft einzustellen. Ab und zu gelingt trotzdem ein Volltreffer. Lukas erinnert sich an eine Hochzeit, bei der einem der Gäste, einem kahlköpfigen Herrn, bei der Geschenkübergabe ausgerechnet ein Kamm aus der Hosentasche fiel. Sofort riet ihm Lukas, beim nächsten Mal doch einen Waschlappen einzustecken. „Entscheidend ist die Idee und die Spontaneität. Und a bisserl an Schneid.“ Das gelte umso mehr für Wettbewerbe: „Da musst du von dir überzeugt sein und das Gefühl haben: Heut’ bin ich hier der beste Mann.“ Wenn die Einstellung stimmt und die Tagesform passt - dann hat eben auch schon mal ein Neuling Chancen gegen Lokalmatadoren und Langzeit-Favoriten. „Für einen Wettbewerb ist so etwas nur gut“, meint Lukas. Um den Nachwuchs ist ihm deshalb auch nicht bange: „Es tauchen immer wieder junge Gstanzlsänger aus dem Nichts auf, und wenn sie ein wenig Talent haben und Gelegenheit zum Üben bekommen, dann entwickeln sie sich auch. Aber es muss jemand gut sein, wenn er auf Dauer bestehen will.“ Es schade aber eh nicht, wenn die Kunst nicht ein jeder beherrsche, meint Hermann Fleischmann, der gerade einen Wettbewerb in Neurandsberg (Gemeinde Rattenberg, Lkr. Straubing-Bogen) für den 15. November vorbereitet: „Es soll ja auch eine Rarität bleiben, die das Gstanzlsingen interessant hält.“ |