Der Erzpreis setzt die Stahlwerte unter Druck
Nippon Steel akzeptiert 71,5 Prozent Aufschlag
VOLLTEXT Börsen-Zeitung, 23.2.2005 rd Düsseldorf - Man könnte meinen, jemand habe das Ende des Stahlbooms ausgerufen. Am Dienstag gerieten die Stahlwerte unter heftigen Abgabedruck. Glimpflich kamen noch ThyssenKrupp mit einem Tagestief von 16,90 Euro (- 2,9 %) davon, da sich das Papier im Verlauf auf 17,14 Euro erholte. Arcelor büßten 3,5 % auf 17,89 Euro und Salzgitter 3,4 % auf 16,85 Euro ein.
Ausgelöst wurde der Schwächeanfall von der Meldung, dass Nippon Steel eine Preiserhöhung um 71,5 % für Eisenerzlieferungen vom weltweit größten Minenkonzern Companhia Vale do Rio Doce (CVRD) akzeptiert hat, der vor einigen Tagen mit einer Forderung von 90 % Preiserhöhung an die Öffentlichkeit getreten war. Die Furcht vor exorbitant verteuerten Eisenerzbezügen ließ die Stahlkurse purzeln.
Keine Messlatte für alle
Arcelor, der noch größte Stahlkonzern der Welt, versuchte, die Gemüter etwas zu beruhigen. In Luxemburg wurde darauf hingewiesen, dass die Vereinbarung zwischen Nippon Steel und der brasilianischen CVRD nur eine relativ kleine Menge an Eisenerz betreffe. Eine solche Vereinbarung dürfe nicht als Messlatte für die restliche Branche verstanden werden. Die Stahlunternehmen selbst sehen für ihre Preise keine großen Spielräume mehr. ThyssenKrupp verweist darauf, dass derzeit mit der CVRD und anderen Lieferanten neue Lieferverträge ausgehandelt werden. Ein Ergebnis sei noch nicht in Sicht.
"Absurdes" Verlangen
Arcelor hatte vor kurzem Preisforderungen von 50 % als "absurd" bezeichnet. Das Verlangen der CVRD wurde von allen europäischen Stahlherstellern als unberechtigt zurückgewiesen. Eine Preiserhöhung um 90 % würde den Erzbezug der deutschen Hersteller um etwa 1 Mrd. Euro und jede Tonne Rohstahl um 25 bis 30 Euro verteuern.
Die ThyssenKrupp Automotive AG hat die seit mehreren Wochen andauernden exklusiven Gespräche mit der Private-Equity-Gesellschaft Hg Capital über den Verkauf der Federn-Gruppe abgebrochen. Die Federn-Gruppe mit 350 Mill. Euro Umsatz war im Mai 2003 auf die Verkaufsliste gesetzt worden. Die anfangs erfolgversprechenden Gespräche seien zuletzt zunehmend durch unterschiedliche Auffassungen über "vertragswesentliche" Gesichtspunkte erschwert worden. Gemessen an der Größe des Geschäfts hätte ThyssenKrupp "wirtschaftlich nicht zu vertretende Risiken" eingehen müssen.
Ausgabe Nr. 37 vom 23.02.2005, Seite 10 - Unternehmen und Branchen - 572 Worte |