Altes Ägypten
Dass Gold im alten Ägypten ein wertvolles Material war, steht ausser Frage. Als Silber aufkam, machte es dem Gold zwar zunächst seinen Rang streitig, aber im Mittleren Reich (2055-1650 v. Chr.) war Gold dann wieder zum wertvollsten und überaus begehrten Material geworden. So überrascht es nicht, dass die älteste bekannte geologische Landkarte ein Lageplan der Gold-Minen undbechen-(Grauwacke-)Steinbrüche im Wadi Hammamat ist.
Die beim spätprädyn. Naqqada nahe der Ausmündung des Wadi Hammamat gelegene Stadt Ombos hiess damals Nebut („Goldstadt“) - vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie durch den Gold-Handel reich geworden war.Gold wurde sowohl in der Ost-Wüste als auch in Nubien gefördert, wo Inschriften aus frühdynastischer Zeit und dem Alten Reich (3100-2181 v.Chr.) existieren. In Privatgräbern des Neuen Reiches, so z. B. im Grab des Sobekhotep (TT63), finden sich zuweilen Darstellungen von Nubiern, die Gold als Tribut bringen. Während des Neuen Reiches (1550-1069 v. Chr.) gelangte es auch in Form von Tributzahlungen von Syrien-Palästina nach Ägypten, ungeachtet der Tatsache, dass Ägypten inzwischen mehr Gold besass als die levantinischen Stadtstaaten. Von ihren nahöstl. Nachbarn wurden die Ägypter um ihren ungeheuren Gold-Reichtuin beneidet, der in den Amarna-Briefen oft erwähnt wird. So heisst es z. B. in Brief EA19 des mitannischenu Herrschers Tuschratta: „Möge mir mein Bruder umbearbeitetes Gold in grossen Mengen schicken, und möge mir mein Bruder viel mehr Gold schicken, als er meinem Vater schickte. Im Lande meines Bruders ist Gold reichlicher vorhanden als Strassenstaub.“
Minen- und Steinbruchexpeditionen wurden unter militärische Bewachung durchgeführt, und viele der Arbeiter waren Strafgefangene. Die schwere und gefährliche Arbeit mag dafür gesorgt haben, dass sie für viele ein Todesurteil war. Das goldhaltige Gestein musste mühevoll zerkleinert und gewaschen werden, um das Metall zu gewinnen, das dann zur Verarbeitung abtransportiert wurde. Gold galt als das „Fleisch“ des Ra und der anderen Götter, ein göttliches Metall, das nie matt wurde. Als solches wurde es zur Herstellung von Götterbildern verwendet oder zum Vergolden von Götterstatuen; es schmückte Tempel und die Pyramiden von Obelisken und Pyramiden. Zur Königtitulatur gehörte der „Goldhorusname“, der den König mit der Sonne in Verbindung brachte, während die Göttin Hathor manchmal „die Goldene“ genannt wurde.
Diese Verbindung mit den Göttern machte Gold zum idealen Metall im Totenkult. Besonders imposant belegt ist dies in Maske und Särgen Tutanchamuns (1336-1327 v. Chr.), doch verlangte es auch unbedeutendere Privatleute nach vergoldeten oder zumindest gelb angemalten Masken. Die Sarkophagkammer im Königsgrab hiess „Goldhaus“, und an beiden Enden von Sarkophagen oder Särgen knieten häufig Isis bzw. Nephthys auf dem Hieroglyphenzeichen für G. (nebw). Einer Inschrift im Grab des Ij-Meri (5. Dyn.) in Gisa (G6020) zufolge wurde das nebw-Zeichen in einem tjeref genannten und bei Begräbnissen aufgeführten Paartanz von den Tanzenden nachgeahmt.
In Zeiten politischer Unruhe stellte die goldene Grabausstattung eine Verlockung für Grabräuber dar. So berichtet der Papyrus Abbot von der Schändung des Grabes Sobekemsaefs II., eines Königs der 17.Dyn. (1650-1550 v. Chr.): „Wir öffneten ihre Sarkophage und ihre Särge [...] und fanden die ehrbare Mumie dieses Königs, ausgerüstet mit einem Krummsäbel [...] Amulette und Goldschmuck waren an seinem Hals, und seine Goldmaske lag auf ihm. Die ehrbare Mumie dieses Königs war ganz und gar mit Gold befleckt, und seine Särge waren mit Gold geschmückt [...]. Wir nahmen das Gold an uns, das wir auf der Mumie dieses Gottes fanden, [...] und legten Feuer an ihre Särge.“ Gold konnte auch den Lebenden dienlich sein, und das von den Räubern eingeschmolzene Material wurde wohl im Tauschhandel verwendet, denn richtige Münzen gab es nicht.
Der hohe Wert des Goldes machte es zur geeigneten Belohnung für herausragende Persönlichkeiten, und Darstellungen zeigen bevorzugte Beamte des Neuen Reiches wie Maja und Horemher, die vom Pharao mit goldenen Halskragen belohnt werden. Erhalten sind viele Belege für die „Fliege der Tapferkeit“, eine meist aus Gold gefertigte militärische Auszeichnung.Das Gold des alten Ägypten wurde legendär und ging schliesslich in mittelalterliches Volkstum ein. Die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun führte dazu, dass die Presse des 20. Jh. ihr Augenmerk geradezu besessen auf das „Gold der Pharaonen“ richtete, oft auf Kosten archäologisch bedeutsamerer Entdeckungen.
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