HB BENDIGO. Ortstermin Bendigo, eineinhalb Stunden nordwestlich von Melbourne, 750 Meter unter der Erde: „Was hier im Quarz glitzert, das ist Gold“, sagt Geologe Matt Hernan (26), und richtet seine Helmlampe auf die feuchte Wand. Hernans Arbeitgeber Bendigo Mining hat das vor mehr als 50 Jahren eingemottete Goldbergwerk, einst eines der größten in Australien, wieder flott gemacht. Noch wird vor allem gesprengt und ausgehoben, aber von kommendem Jahr an will die Firma hier wie früher Gold gewinnen.
„Wir sind sehr optimistisch“, sagt Direktor Rod Hanson. „Die ganze Planetenkonstellation ist günstig: Inflation, Ölpreis und Zinsen gehen hoch, die Produktion in Südafrika sinkt, und die Asiaten, die immer reicher werden, neigen zum Goldhorten.“ Der neue Goldboom in Australien seit den 90er Jahren wird durch den rasant steigenden Goldpreis weiter angefeuert.
2003 überholte Australien die USA als zweitgrößter Produzent, bald könnte Südafrika an der Spitze abgelöst werden, meint „Gold-Guru“ Sandra Close, die die Industrie mit ihrer Consultingfirma Surbiton Associates seit mehr als 40 Jahren beobachtet. Alle alten Bergwerke sind wieder in Produktion gegangen. „Das Gestein, dass die Bergleute damals liegen ließen, weil es zu wenig Gold enthielt, lässt sich mit heutiger Technologie und bei diesen Goldpreisen profitabel ausbeuten“, sagt Close.
Der australische Anteil an der Weltproduktion von 2530 Tonnen liegt zur Zeit bei zehn Prozent, und damit noch knapp hinter Südafrika. Ohne eine Produktionsausweitung stieg der Exporterlös im vergangenen Jahr aber um 46 Prozent auf 10,3 Milliarden australische Dollar (6,5 Mrd Euro), berichtet das Analyse-Institut AbarEconomics.
Das Städtchen Bendigo entstand im großen Goldrausch Mitte des 19. Jahrhunderts. Wer hier besonders aktiv war, zeigen die Namen, die Goldgräber auf der Suche nach den großen Gewinn ihren Landstücken gaben: „Schwarzwald“ gab es, „Preußenkönig“ und „Teutonia“. 870 Deutsche registrierten hier zwischen 1863 und 1872 Schürfrechte. Bis zu Schließung der letzten Mine 1954 wurden in Bendigo mehr als 600 Tonnen Gold aus dem Boden geholt.
„Ich bewundere die alten Goldschürfer unglaublich, trotz unserer ganzen Technologie scheinen sie damals besser gewusst zu haben, welches Gestein das meiste hergibt“, sagt Hernan. Denn der erste Ansatz, einfach in den alten Schächten nach neuem Gold zu suchen, ging daneben. Eine Tonne fanden die Bergleute in acht Monaten - zu wenig, entschied die Bergwerksleitung.
Deshalb arbeiten sich die Sprengmeister jetzt in neue Tiefen vor. Bis auf 900 Meter wollen sie gehen. Hier unten ist es heiß und feucht. An vielen Ecken „regnet“ es durch das Gestein. Die riesigen Bohrmaschinen machen ohrenbetäubenden Krach. Hernan zeigt auf die Brusttasche des Overals: „Ohrstöpsel“ sagt er, was man beim Lärm nur von den Lippen ablesen kann. In einem Seitengang klettert er auf eine der geparkten Jumbo-Bohrmaschinen und zeigt die überdimensionalen Bohrer aus der Nähe. „Die Maschine bohrt die Löcher vor, in die die Sprengladungen kommen. Wenn alle Leute raus sind, wird gezündet.“
Bei jeder Sprengung wird der fünf Meter breite und fünf Meter hohe Schacht drei Meter länger. Die 250 Tonnen Steine einer Sprengung karren 40-Tonner weg, die über eine steile Rampe in etwa 30 Minuten den Ausgang erreichen. Die Firma schafft rund 160 Meter im Monat, insgesamt sind drei Kilometer Tunnel geplant. Ein Meter Schacht sprengen kostet knapp 2000 Euro.
Die alten Goldschürfer holten in den Glanzzeiten 17 Gramm Gold pro Tonne Gestein aus der Erde. Bendigo Mining würde schon bei neun Gramm einen ordentlichen Gewinn machen - das entspricht einem Goldklumpen von der Größe eines halben Golfballs auf einem 40-Tonnen-Lkw. |