Alles spricht dafür, dass man Griechenland nach den Wahlen 'fallen läßt' und zwar relativ unabhängig vom Wahlergebnis. Es ist entweder ein Sieg von Syriza, die das Sparpaket neu verhandeln wollen, oder der Nea Dimokratia, die es auch neu verhandeln wollen...
Nahezu nichts erbrachten dortige 'Reformen', außer Verarmung auf der einen Seite und weiterhin nicht-besteuerter Reichtum auf der anderen Seite, weiterhin unangetastete zig Privilegien. Die Wut einer Frau Lagarde auf die Eliten dieses Landes äußerte sich in der Bemerkung, es sei sinnvoller, afrikanischen Staaten als Griechenland zu helfen.
Das muß man sich vorstellen, in Anbetracht der üblichen Diplomatensprache, was sich hier im Laufe der Jahre als Meinung gebildet hat, auch vom Gefühl her. Für viele in der EU gut nachzuvollziehen bei einem solchen 'Staat'. Es wirkt aber hilflos, statt als EU in der Schweiz zu intervenieren, um Auskunft über griechische Milliardenkonten zu fordern.
Das Beispiel Griechenland zeigt die Misere der Euro-Landschaft. Extreme Unterschiede der Handelsbilanzen, ein starker Norden, ein schwacher Süden. Genau das richtige Opfer für US-Ratingagenturen. Denn mit ihrer Abwertung der Ratings verstärken sie die Probleme, die sie beschreiben. Sie schaffen gute und schlechte Euro-Länder und für jedes Land den entsprechenden Zins, fast 0% für Deutschland, fast 7% für Spanien.
Ein Riß geht durch den Euroraum. Die Zeit tickt. 3 Monate gibt Frau Lagarde noch dem Bemühen um Änderung. Danach wäre es mit der Währung vorbei, so ihre Andeutung, die ich für logisch und verständlich halte. Ich halte sie für kompetent und ehrlich.
Es ist wie ein Gummiband, das irgendwann reißt, wenn man immer mehr daran zieht. Dieses Ziehen kommt durch die Handelsdifferenzen. Der Ausgleich wäre nur möglich, wenn man entweder Zollschranken zuläßt oder unterschiedliche Währungen oder ein Transfersystem wie Eurobonds. Oder - als 'Alternative' - 'Fiskalunion', 'Schuldenbremse'.
Das wäre die Politik im Sinne von Frau Merkel. Aber was bedeutet das? Es bedeutet, dass Schuldenstaaten Staatsausgaben - vor allem im Sozialbereich - kürzen und Maßnahmen für die Absenkung der Löhne, Gehälter und Renten treffen. Je niedriger die Löhne, desto niedriger die Produktionskosten. Je niedriger die Staatsausgaben, desto niedriger der Bedarf an neuen Staatsanleihen. Die Verschuldung sinkt, in der Theorie.
Da aber eine niedrige Verschuldung bei einem niedrigen Rating teurer ist als eine hohe Verschuldung bei einem hohen Rating, zb. wie bei den USA, führt dieser Weg zu nichts. Es kommt hinzu, dass es eine Grenze für die ständige Absenkung des Lebensstandards gibt, nämlich das Verhungern. In Griechenland bei jeder Suppenküche nachvollziehbar.
Mit anderen Worten führt kein Weg an Transfersystemen, zb. Eurobonds, vorbei, da der Ausgleich von Handelsdefiziten durch Senkung des Sozialniveaus bei den Defizitländern höchstens kurzfristig wirken kann. Geschieht dies nicht, bricht der Euro auseinander. |