Der Kleiderkonzern Charles Vögele hat im ersten Halbjahr die miese Stimmung der Konsumenten zu spüren bekommen. Der Umsatz schrumpfte und der Gewinn brach ein. Dennoch schoss die Aktie nach oben, weil Analysten noch schlechtere Zahlen befürchtet hatten.
"Nach dem Rückgang im Vorjahr mussten wir auch in diesem Jahr einen weiteres Umsatzminus hinnehmen", sagte Finanzchef Felix Thöni am Dienstag vor den Medien in Zürich. Der Umsatz sei nochmals um 9,3 Prozent auf 636,3 Mio CHF gesunken.
Neben dem Umsatzrückgang schlugen auch der starke Euro und höhere Werbeausgaben negativ zu Buche. In der Folge sackte der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern, Amortisationen und Abschreibungen (EBITDA) von 84,2 Mio auf 54,9 Mio CHF ab. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte von 49,6 Mio auf 21 Mio Franken. Unter dem Strich brach der Reingewinn gar um 65 Prozent auf 6,1 Mio CHF ein.
Dennoch schoss die Aktie an der Börse nach oben. Denn Analysten hatten nach der Gewinnwarnung von Mitte Juni mit noch düstereren Zahlen gerechnet. Damals hatte der Konzern die Märkte geschockt und eine Verkaufswelle losgetreten. Der Kurs war von über 80 CHF zeitweise bis auf 34 CHF getaucht.
Bis Ende April seien die Umsätze nur leicht unter dem Vorjahr und damit innerhalb der eigenen Erwartungen gelegen, sagte Vögele-Chef Daniel Reinhard. Dann seien die Verkäufe aber eingebrochen: "Im Mai haben wir ein Minus von über 9 Prozent eingefahren", sagte Reinhard. Dieses konnte Vögele im Juni nicht mehr aufholen.
In der Schweiz rutschte der Umsatz um 10,6 Prozent auf 239,9 Mio CHF ab. Das Betriebsergebnis sank gar um 23,8 Prozent auf 24,4 Mio CHF. In Österreich fiel der Betriebsgewinn um mehr als Hälfte auf 3,6 Mio CHF.
Das grösste Sorgenkind bleibt allerdings Deutschland, wo sich der Betriebsverlust von 6,8 Mio auf 20,5 Mio CHF verdreifachte. "Da haben wir einen Rückschlag erlitten", sagte Reinhard. Er gehe davon aus, diese Zahlen korrigieren zu können. Bis 2006 wolle Vögele operativ die Gewinnschwelle erreichen. "Wir werden uns aus dem deutschen Markt nicht zurückziehen", sagte der Konzern-Chef.
Dagegen seien in Belgien und den Niederlanden Fortschritte gelungen. Dort verkleinerte sich der Betriebsverlust um 15,4 Prozent auf 13,7 Mio CHF.
Nach dem Einbruch von Mai und Juni zeichnete sich ab, "dass unsere Erträge für das gesamte Geschäftsjahr 2004 schlechter ausfallen würden als ursprünglich prognostiziert", hiess es weiter. Deshalb nahm der Konzern die EBITDA-Prognosen von 172 Mio auf 100 bis 130 Mio CHF zurück.
Auch das ursprüngliche Ziel, die Schulden unter 200 Mio CHF zu drücken, werde nicht erreicht. Ende Jahr dürfte Vögele mit 200 bis 282 Mio CHF in der Kreide stehen, sagte Reinhard. Der Umsatz werde im zweiten Halbjahr weiter sinken, wenn auch nicht im selben Ausmass wie im ersten Semester.
Dennoch stehe eine Strategieänderung nicht zur Diskussion, sagte der Konzernchef: "Wir haben Fehler gemacht." Diese hätten aber nichts mit der Strategie zu tun, sondern mit der Umsetzung. Das Shop-in-Shop-Konzept für Fremdmarken werde zwei Jahre lang getestet. |