HINTERGRUND: Agrarwirtschaft vom 'Zwang' zum technischen Fortschritt bestimmt 16 : 05 25.05.10 FRANKFURT (dpa-AFX) - In der Agrarwirtschaft steht in den nächsten Jahren vor allem ein Thema auf der Agenda: Angesichts niedriger Absatzpreise bei gleichzeitig steigenden Beschaffungs- und Betriebskosten sind die Bauern gezwungen, mit innovativen Produkten effizienter zu wirtschaften. "Den technologischen Fortschritt in der Agrarwirtschaft greifbar macht zum Beispiel der Trend hin zur elektronischen Steuerung von Landmaschinen", sagt Johann Schmalhofer, technischer Analyst und zugleich Landwirt. So sind derzeit etwa Erntemaschinen von Deutz ( Profil ) oder Agco auf dem Markt, die durch GPS- Steuerung besser ausgelastet werden und zugleich Diesel sparen. Und Saatguthersteller erzielten züchterische Fortschritte, indem sie durch Vermengung und Austausch von Sorten die Grundlage für qualitäts- und ertragsreichere Samen schaffen, die auch unter widrigen Bedingungen bestehen können. Auf lange Sicht müsse man sich dabei aber dennoch an den Einsatz von Gentechnik gewöhnen, sagt Jürgen Reck von der australischen Bank Macquarie. So hätten in den vergangenen 10 bis 15 Jahren die Anbauflächen weltweit um mehr als 40 Millionen Hektar ausgeweitet werden müssen, wenn die Landwirte auf den Einsatz von Gentechnik verzichtet hätten. Eine der größten Herausforderung für die globale Landwirtschaft jedoch ist laut Experten gerade die weltweit begrenzte Anbaufläche. Zwar zeichnet sich einer Studie des US-Landwirtschaftsministeriums zufolge ab, dass das Angebot an Agrarrohstoffen bis 2015 auf 2 ,4 Milliarden Tonnen steigen wird. 1960 wurden noch 1 ,6 Milliarden Tonnen produziert. Dieser Zuwachs aber ist an Bedingungen geknüpft, wie jüngst eine Studie der Vereinten Nationen zeigte. Demzufolge wird aktuell noch eine Fläche von 1 ,4 Milliarden Hektar des gesamten Agrarlandes weltweit für den Anbau von Getreide verwendet. Potenzial zur Erweiterung dieser Fläche auf 1 ,8 Milliarden Hektar bestehe aber nur dann, wenn genügend Kapital investiert werde. Verschärft wird das Problem des begrenzten Angebotes an Agrarland durch das hohe Wachstum aufstrebender Länder etwa in Asien, sagt Ekkehard Wiek von der Dr. Wiek FondsService GmbH. In dieser Region steige die Nachfrage nach höher qualitativen Lebensmitteln wie Fleisch- oder Milchprodukte, wodurch auch deutlich mehr Rohstoffe wie etwa Weizen benötigt würden. So erfordere etwa die Produktion von Fleisch einen sieben Mal höheren Energieeinsatz als der Anbau von Grundnahrungsmitteln. Probleme ergäben sich dann, wenn die Flächen zur Herstellung dieser höherwertigen Lebensmittel nicht zur Verfügung stehen. Dann kommt es auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen an. Von dem weltweit nötigen technischen Fortschritt profitieren Unternehmen wie die Saatgutproduzenten KWS Saat ( Profil ) oder Monsanto oder die Pflanzenschutzherstellern wie BASF ( Profil ), Bayer oder Syngenta . Der Markt wachse in den nächsten Jahren wohl um etwa zwei Prozent. "Ein weiterer entscheidender Faktor für die Zukunft der Agrarwirtschaft ist die Saatgut- Forschung, zum Beispiel mit Blick auf trockenheitsresistente Samen", sagt auch Andreas Korsa, Product Specialist Equities bei der Fondsgesellschaft DWS. Mit Blick auf Düngemittelhersteller wie K+S ( Profil ) wiederum ist Experten zufolge unter anderem zu berücksichtigen, wie hoch die Transportkosten zwischen den Lagerstätten und den Kunden ausfallen. Auch China ist hier einer der Zukunftsmärkte: Dort bestehe noch ein hoher Nachholbedarf in puncto Verbesserung der Effizienz, sagt Analyst Martin Hares von der KS Agrar GmbH. So müsse das Land pro Jahr 45 Millionen Tonnen Sojabohnen aus den USA und aus Brasilien importieren, um den Bedarf der heimischen Bevölkerung zu decken./la/zb/sk/tw --- Von Lutz Alexander, dpa-AFX --- Quelle: dpa-AFX |