das erste Mal schon in den 60er Jahren, also lange, bevor es mit dem Massentourismus los ging. Die Freundlichkeit der Einwohner hat mich damals überrascht und erfreut. Freundliche Leute überall, offen und den ausländischen Bewohnern zugewandt. Und ohne, daß da gleich auf Gegenleistungen spekuliert wurde. Ich bin mit Dorfbewohnern auf der Jagd gewesen, ich wurde von einem Ladenbesitzer, bei dem ich nur ein paar Batterien gekauft habe, in der Gegend herum gefahren und zum Essen eingeladen, etc.
Ich war damals ein regelrechter Türkei-Fan und stehe diesem Land auch jetzt noch recht positiv gegenüber. Daß der Massentourismus zu unerfreulichen Begleiterscheinungen auf beiden Seiten führt, ist klar. Die Türken wurden "geschäftstüchtiger" und übten sich im power-selling, viele Deutsche fahren heute vor allem hin, um irgendwelchen Ramsch billig einzukaufen. Dabei bietet das Land wesentlich mehr (und viel mehr als in #13 genannt wurde). Langweilig ist das Land bestimmt nicht, es sei denn, man verläßt die Hotelumgebung nicht, um ja nichts vom All-inclusive-Angebot zu versäumen. Es gibt kaum ein Land, in dem Stätten der Antike so gut (und oft noch unreguliert) zugänglich sind, wie die Türkei. Die kleinasiatische Küste war schließlich im Altertum griechisch und später auch römisch geprägt. Die Busverbindungen sind gut und preiswert.
Trotzdem werde ich mich in den nächsten Jahren mit Türkeireisen wohl eher zurückhalten. Das Verhältnis ist beschädigt. Die ehemals sehr deutschfreundliche Türkei ist jetzt in die Rolle des enttäuschten Liebhabers geraten. Das liegt an beiden Seiten. Aber diese Erkenntnis hilft nicht weiter. Die Vorstellung, in einem Land zu Besuch sein, in dem die großen Tageszeitungen möglicherweise gerade wieder mal mit üblen Verdächtigungen meinem Land gegenüber aufmachen, ist nicht angenehm.
Ich traue mich zur Zeit einfach nicht. Also werde ich es erstmal lassen - aber ich finde es schade.
Nebenbei: Ich bin nicht für einen EU-Beitritt der Türkei. Aber nicht, weil ich die Türken nicht mag, sondern weil ich sie mag. Man muß einfach sehen, daß sie kulturell anders geprägt sind als die meisten Europäer und ein derart enges Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen unnötige Konflikte erzeugen kann. Manchmal ist eine gewisse Distanz besser für die Freundschaft als hemmungsloses Umarmen und hohles Freundschaftsgetue ohne innere Beteiligung. Und solche hohlen Sprüche aus der politischen Ecke hat es leider recht viele gegeben. |