PSI Hauptversammlung, 8.6.2001 Die Hauptversammlung wurde um 10:15 eröffnet und endete bereits um 12:20. Während der Abstimmungen waren 3.011.251 der 10.126.160 stimmberechtigten Stimmen anwesend, das entspricht 29.74%
In dieser hohen Zahl sehe ich einen Grund für den schwierigen Handel von PSI in dieser Woche. Wahrscheinlich deutlich über 30% der Aktien waren um stimmberechtigt zu sein, in dieser Woche hinterlegt - also gesperrt. 10% ruhen nach wie vor im Mitarbeiter-Pool, 85% sind insgesamt im Streubesitz, ca 5% liegen bei GoldZack.
Die Hauptversammlung verlief sehr konzentriert. Es gab eine Vielzahl interessanter Einblicke. Ich moechte nur einige zusammenfassen.
Die Versammlung wurde von Dr.Andre Warner, Aufsichtsratsvorsitzendem, eröffnet. Er erklärte kurz die Formalien der Versammlung und übergab das Wort an Herrn Jaeschke. Dieser erläuterte den Jahres- und Quartalsbericht in freier Rede detailliert, übersichtlich, ehrlich und konservativ-dynamisch. Herr Jaeschke hat durch seinen Stil sicher ganz erheblich dazu beigetragen, daß PSI auch bei den anwesenden Journalisten deutlich von den NM-Blasen unterschieden werden konnte. Welten liegen zwischen ihm und Haffa, ihm und Dohmeyer etc.Jaeschke zur Bewertung von NM-Unternehmen:"es gibt nicht new Economy oder Old Economy. Es gibt nur One Economy. Und fuer jede Wirtschaft gelten die gleichen Regeln"
Herr Jaeschke ging sehr frueh auf die Kursentwicklung ein. Er projizierte die uns gelaeufigen relativen Entwicklungen von NEMAX-ALL, NEMAX-Software und PSI (die bei dem einen oder anderen von uns wahrscheinlich schon als Bildschirmschoner laufen), ruhte sich aber nicht auf der Erkenntnis aus, dass PSI sich deutlich besser als diese Indizes entwickelt hat. Jaeschke:"Ich will nicht vermitteln, dass ich damit zufrieden bin. Ich werde Ihnen vorstellen, was wir vorhaben, um auch den absoluten Wert der Aktie zu steigern"
Dazu gehoerten unter anderem folgende Punkte: *** klare Positionierung der PSI als Unternehmen fuer Ressourcen-Management *** der gesamte Vorstand wird in die Betreuung der Financial Community eingebunden *** Investor-Relations und Public-Relations werden in einer Abteilung zusammengefasst *** die direkte und indirekte Analystenbetreuung wird verstaerkt
Im konventionellen Ressourcen-Management wird eine Kapazitaet von 8% pro Jahr abgeschaetzt, Jaeschke sieht eher 4%. Es entstehe aber ein neuer Markt fuer den Handel mit Ressourcen und Ressourcen-Durchleitung. Hier sieht Jaeschke ein Potential von 30% pro Jahr. Er erwaehnte in diesem Zusammenhang die "voellig kostenlose" Unterstuetzung von Bruessel. Die Deregulierung arbeitet fuer PSI. PSI produziert bereits fuer Telekom, Gas, Elektrizitaet und hat Finger im Spiel bei Wasser, oeffentl.Personennahverkehr, Behoerden
Strategisch steht eine Konsolidierung im Produktgeschaeft und ein Wachstum im Systemgeschaeft an. Dies stehe im Gegensatz zu den IPO-Plaenen, sei aber unternehmerisch sinnvoll.
Interessant auch: der Gang an den Neuen Markt hat fuer PSI einen Wachstums- schub gebracht. Ganz deutlich sieht man das in Umsatz und Gewinn in der 30 jaehrigen Firmengeschichte. Der Boersengang war also nicht nur ein modisches Happening, sonder hat sich fuer PSI bis heute ausgezahlt. In diesem Zusammenhang aber auch ganz klare Worte von Jaeschke: Der Boersengang von UBIS ist komplett abgesagt. Da das Geld (eines Boersengangs) aber nicht ueberlebensnotwenig war, wird sich UBIS weiter aus dem eigenen Cash-Flow entwickeln.
PSI moechte in Zukunft weiter weg von "Produkten und Systemen", hin zu einem Software-Unternehmen fuer Ressourcenmanagement. Dieses teilt sich in drei Bereiche (die auch mit eigenen Vorstaenden versehen werden sollen): Energie (EMS), Gueter (Logistik), Information (e-Business). Dabei soll das RM ueber Unternehmensgrenzen hinweg geschehen, da die Einsparungs- und Optimierungsmoeglichkeiten innerhalb von Unternehmen weitgehend ausgeschoepft seien. Als Beispiel nannte Jaeschke die gesamte Kette: Kohle/Erz, Stahlwerk, Walzwerk, Formteile, Automobilindustrie... Ziel ist die Marktfuehrerschaft in Nischenmaerkten D,A,CH Die Marktfuehrerschaft soll technologisch sein (wie bereits bei Energiemanagement gegeben), vom Marktanteil sichtbar werden und sich im bench-marking widerspiegeln.
Auf der HV sollten 5 Punkte beschlossen werden, die im wesentlichen formal waren. Interessant insbesondere der Antrag auf Genehmigung von Kapital ohne Bezugsrecht. Das Ziel hier grob: Cash zu haben fuer weitere Unternehmensacquisitionen.
Nach dem beeindruckend klarsichtigen Vortrag von Herrn Jaeschke folgte die Aussprache. Diese hielt wesentliche Ueberraschungen bereit. 1.) es gab nur drei Wortmeldungen! 2.) der Ton war ueberaus freundlich.
Im Einzelnen. Kai Weigert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionaere: Die Kursentwicklung ist "nicht besonders prickelnd", auch wenn PSI im Vergleich gut abschneidet. PSI sei grundolide und wuerde konservativ und verlaesslich agieren. Die grundsaetzliche Positionierung stimme. wenn sich der Software-Sektor erholt, wird PSI ueberdurchschnittlich profitieren "weiterhin ein gutes Haendchen!" Drei Fragen: Goldzack Anteil laut Prospekt 8.5%, heute sprechen Sie von ca 5%. Wieviel denn nun? Veraenderungen im Vorstand, warum? Wie lange wird Herr Jaeschke zur Verfuegung stehen?
Dazu Jaeschke "vielleicht liegt das an der schlechten Beleuchtung im Saal, aber ich erkenne Sie garnicht wieder! Ich kenne Sie sonst als sehr kritisch" (Gelaechter) Zu Goldzack: Jaeschke wundert sich auch, weshalb von Goldzack keine verlaesslichen Aussagen zu bekommen sind. Er wird insistieren, welche zu bekommen. Zu den Aenderungen im Vorstand: Herr Stein wurde neu eingesetzt, weil es notwendig wurde, PSI nach aussen deutlicher (ueber die Aufgaben eines CFO hinaus) zu vertreten. Jaeschke selbst hat gerade fuer eine weitere Amtsperiode unterschrieben. Betont aber, dass er nur so lange bleibe, wie das Unternehmen davon profitiert. Er sieht sehr gute Leute in der zweiten Reihe, die Kontinuitaet garantieren koennen.
Wolfgang Vonnemann (?) von der DSW Zustimmung zu Weigert, relative Kursentwicklung zufriedenstellend. Fragen:1) Warum nicht aufs Systemgeschaeft konzentrieren? 2)PSIPenta kritisch im Vergleich zu SAP 3)Was passiert mit dem genehmigten Kapital 4) gibt es einen variablen Anteil der Vorstandsverguetung 5) "ohne besonderen Anlass gefragt" gibt es Geschaeftsbeziehungen zwischen Mitgliedern des Vorstands und PSI
Dr Warner: es gibt einen flexiblen Anteil in der Verguetung. Dies wird in Zukunft gesondert ausgewiesen. Es gibt keine Geschaeftsbeziehungen....
Jaeschke: Das reine Produktgeschaeft ist generell tot. Auch SAP habe mit ihrem Produkt keine Zukunft (obwohl das Produkt erstklassig sei). Es wird kein Geld zu machen sein, wenn die Software (wie bei SAP) von Zulieferern zusammengekauft und im Hause zu einem eigenen Produkt zusammengebaut werde. Der Markt will kein Produkt. Der Markt will Loesungen. "Daher entwickeln wir weiterhin unsere eigene Software. Wir wollen beim Maschinenbau und Autobau weiter zulegen, dafuer brauchen wir PSIPenta". Die F&E-Abschreibungen seien daher auch rein bilanztechnisch gewesen und bedeuteten keinen Abschluss der Entwicklungen von Penta. Zur Verwendung des genehmigten Kapitals: Jaschke sinngemaess: Dazu gebe ich Ihnen eine persoenliche Antwort - das Kapital werden wir einsetzen um Acquisitionen zu taetigen. In einer Ueberlebenskrise (von PSI) wuerde ich das Kapital aber auch anfassen - das steht aber nicht an."
Axel Fleischer: warum hat PSI einen Bereich Telekommunikation gegruendet. Jaeschke: Wir sind traditionell im Netzmanagement. Riesiges Potential. Erfolge in Q1 geben recht.
Keine weiteren Wortmeldungen!
Alle Punkte der Tagesordnung wurden mit ueberwaeltigender Mehrheit angenommen. Der kritischste Punkt (Kapitalaufnahme ohne Bezugsrecht der Aktionaere) verzeichnete immerhin 1,26% Ablehnung 98,6% Zustimmung Rest Enthaltung. |