Baden-Württemberg war einst so schwarz wie Bayern. Seit 1953 stellte hier durchgehend die CDU den Ministerpräsidenten, der Landesverband brachte Bundeskanzler (Kurt Georg Kiesinger), etliche Minister und als Kanzler gehandelte Personen hervor wie Lothar Späth. "Stuttgart 21" (S21) ist einer der Gründe, warum die CDU 2011 nach fast sechs Jahrzehnten an der Regierung die Macht an die Grünen abgeben musste. Erst im Land, dann auch noch im Stuttgarter Rathaus. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hatte mit seiner harten Linie gegen Demonstranten Wähler verprellt. Die CDU wurde damals von vielen als arrogant und abgehoben wahrgenommen. Von diesem Trauma hat sich die Partei bis heute nicht erholt. Noch immer rangieren die Grünen in Umfragen mit 30 Prozent vor der auf 27 Prozent geschrumpften CDU. Susanne Eisenmann, CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021, versucht deshalb ausdrücklich, einen Neuanfang zu verkörpern. "Fenster auf und durchlüften", hat sie bei ihrer Nominierung gefordert. Sie betont, dass auch sie für eine Politik des Zuhörens stehen will, ein Begriff, den die Grünen zur Abgrenzung gegen Mappus verwendet haben. Die Grünen konnten nach dem Wahlsieg 2011 ihren ersten Ministerpräsidenten überhaupt stellen, Winfried Kretschmann. Die Grünen-Ergebnisse gelten der Partei als Beleg dafür, dass man Volkspartei kann.
Zehn Jahre Bauarbeiten, zehn Jahre Streit
|