http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,521089,00.html 03.12.2007 Kreditkrise erfasst mehr Menschen als gedacht Gefährlicher Nepp mit Subprime-Krediten: Einer Zeitung zufolge drehten Bankberater im großen Stil auch finanzstarken Kunden die hochverzinsten Risikoverträge an. Nun kommen die geprellten Schuldner wegen der fallenden Immobilienpreise schwer in Bedrängnis. 
New York - Bei dem Geschäft mit den hochverzinsten sogenannten Subprime-Krediten wurde dem "Wall Street Journal" zufolge viel Schindluder getrieben: Eigentlich sind sie für Schuldner mit besonders geringer Bonität gedacht. Doch das Blatt berichtet auf Basis einer umfangreichen Datenanalyse, die Kredite seien auch oft an relativ finanzstarke Kunden vergeben worden, die eigentlich Anspruch auf günstigere Kreditkonditionen gehabt hätten. Sie seien von Kreditvermittlern regelrecht in teurere Darlehen hineingetrieben worden. AFP
Leerstehende Immobilie: Steigende Zinsen, fallende Preise Die Vermittler lockten dem Blatt zufolge mit einfacheren und schnelleren Bewilligungen, weniger Eigenkapital und niedrigeren Startzinsen. Die hohen Lasten durch die im Laufe der Jahre stark steigenden Zinsen und die strengen Tilgungsregeln hätten die Berater hingegen heruntergespielt oder gänzlich verschwiegen. Im Jahr 2006 sind laut "Wall Street Journal" mehr als 60 Prozent der teuren zweitklassigen Hypothekenkredite an Kunden vergeben worden, denen eigentlich weitaus bessere Darlehenskonditionen zugestanden hätten. Zwei Jahre zuvor habe dieser Anteil erst bei 40 Prozent gelegen, berichtet die Zeitung. Von Vorteil seien die teuren Darlehen aber nur für die Vermittler gewesen: Sie erhalten der Zeitung zufolge für die Vergabe eines Hochzinskredits deutlich höhere Provisionen als wenn sie reguläre Kredite vermitteln. Die geprellten Kunden bringen sie jetzt heftig in Bedrängnis: Weil die Zinsen automatisch ansteigen, die Häuserpreise aber gleichzeitig fallen. Moody's stuft milliardenschwere Kreditpapiere herab Bei der Ratingagentur Moody's stehen im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise derweil weltweit Kreditpapiere im Gesamtwert von mehr als 100 Milliarden Dollar auf dem Prüfstand. Die Neubewertung der von ausgelagerten Zweckgesellschaften ("Structured Investment Vehicles" - kurz: SIV) vieler Großbanken ausgegebenen Anleihen, die auf schwach besicherten Immobiliendarlehen basieren, könnte zu weiteren großen Wertverlusten am Finanzmarkt führen. Seit der Kreditkrise sind die Papiere praktisch unverkäuflich und daher im schlimmsten Fall wertlos. Die SIV-Gesellschaften hielten in ihren Büchern zuletzt mehr als 300 Milliarden Dollar an Wertpapieren. Insgesamt nimmt Moody's aktuell 20 solcher Zweckgesellschaften unter die Lupe. Die in den nächsten Tagen drohende Herabstufung zahlreicher Papiere wäre eine der umfangreichsten seit Beginn der Turbulenzen an den Kreditmärkten. Die Urteile von Ratingagenturen sind für Investoren eine wichtige Orientierung bei ihrer Anlageentscheidung. Je schlechter das Rating ausfällt, desto riskanter und weniger wert sind die Papiere. Die ausgebenden Banken müssen dann höhere Zinsen bezahlen, um sie risikobereiten Investoren schmackhaft zu machen. Mit zahlreichen Neubewertungen durch Moody's wird im Laufe der Woche gerechnet. Bereits in den vergangenen Tagen stufte die Agentur Papiere im Gesamtwert von einigen Milliarden Dollar zurück. Moody's hatte die Überprüfungen Anfang November gestartet. Seither habe sich der Markt für die Papiere der Zweckgesellschaften weiter deutlich verschlechtert, hatte Moody's Freitag mitgeteilt. Die Ratingagenturen sind im Zusammenhang mit der Kreditkrise massiv in die Kritik geraten. Sie hätten die auf schwach besicherten Hypotheken beruhenden Wertpapiere zu lange deutlich zu gut benotet, lauten die Vorwürfe von Investoren, Politikern und Medien. ssu/dpa |