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Bankbilanzen: Tricksereien, die Sie kennen sollten... von Alexander Hahn
Wenn Sie meine Kolumnen schon länger lesen, dann wissen Sie, dass ich bereits seit der Finanzkrise immer mal wieder darüber geschrieben habe, welche neuen Tricksereien sich inzwischen in der ein oder anderen Bankbilanz befinden.
Ziel dabei ist natürlich, nach außen hin gut auszusehen und irgendwelche "Stresstests" erfolgreich zu bestehen.
Das Verfahren läuft dabei meist ähnlich ab. Eine Regierung verkündet mit wichtigtuerischem Habitus, dass man jetzt die Banken "überprüfen" wolle. Und natürlich spielen die Banken das Schauspiel für die Massen mit. Hintenrum läuft aber meist etwas ganz anderes: Die Politik verbiegt sich für die Banken devot und bis zum Abbruch. Dies kann bedeuten, dass die Tests völlig lächerlich von ihren Anforderungen her gestaltet werden. Oder man gibt den Banken Freiheiten beim Bilanzieren, die in ihrer Summe sicherlich kaum noch sachlich zu rechtfertigen sind.
Die amerikanische Nachrichtenagentur für Wirtschaft Bloomberg schilderte hier letztes Jahr ein sehr interessantes und nach wie vor aktuelles Beispiel. Auf den ersten Blick sieht dieser Bilanztrick wie eine kleine, fast schon beiläufige Änderung aus. Und die meisten Leute stören sich nicht daran. Wer jedoch genauer hinsieht, der erkennt die Tragweite.
Worum geht es also?
Umbuchungen in den Bankbilanzen: Klein auf den ersten Blick - aber mit erheblichen Konsequenzen! Ein momentan sehr beliebtes Vorgehen bei vielen amerikanischen Banken ist die Umbuchung von Vermögenspositionen aus der Kategorie "available for sale (AFS)" (=verfügbar zum Verkauf) hin zu "held-to-maturity (HTM)" (=wird gehalten bis Fälligkeit).
Wie bereits erwähnt fällt dies auf den ersten Blick nicht sofort groß auf. Doch für die Banken ist dies ein sehr effektives Mittel, um Verluste zu verschleiern.
Nehmen wir zur Veranschaulichung ein Beispiel.
Sagen wir, die XY Bank kauft eine Anleihe oder ein ähnliches Wertpapier mit Fälligkeitsdatum. Gewöhnlich wird dieses Papier gekauft, um damit einen Gewinn zu erwirtschaften. Wird das Geld jedoch gebraucht, um etwa Kunden auszuzahlen, dann muss das Papier natürlich verkaufbar sein. Aus diesem Grund müsste die Bank die Position als "available for sale" führen. Schließlich leben wir in einem Teilreservesystem und unsere Banken haben niemals genug Geld zur Hand um jeden Kunden direkt auszubezahlen. Stattdessen werden stets nur Reserven für einen Teil vorgehalten.
Gehen wir nun aber davon aus, das gekaufte Papier verliert an Wert. Das gefällt der Bank natürlich nicht und wer möchte sich schon hinstellen und erklären, warum er Verluste macht. Aber anstatt mit offenen Karten zu spielen, gehen viele Banken dazu über, hier einfach eine Art Umbuchung in der Bilanz durchzuführen. Man führt die Verlustposition ab jetzt einfach als HTM, also als Position, die man bis Laufzeitende angeblich halten wolle.
Das wäre in etwa so, als ob Sie sagen würden "Mir egal, wie viel Wert mein Papier verliert. Ich werde es sowieso sehr lange und bis Laufzeitende halten."
Doch das entspricht natürlich nicht der Wahrheit. Diesen Luxus hat eine Bank nicht, denn wir sprechen hier ja von Kundengeldern, welche die Bank ihren Kunden bei Bedarf entsprechend zurückzahlen muss. Es kann sich also kein Banker guten Gewissens hinstellen und erklären, die Bank halte die faulen Anleihen eben für die nächsten 30 Jahre und mehr.
Aber das interessiert die entsprechenden Banken nicht.
Die US-Großbank JP Morgan etwa machte reichlich von der obigen Umbuchung Gebrauch. Innerhalb eines Jahres wuchsen die Hypothekenpapiere, die als HTM geführt wurden, von 10 Millionen US-Dollar auf 17 Milliarden US-Dollar. Wir sprechen hier also nicht über ein paar unbedeutende Ungenauigkeiten. In diesem Beispiel geht es um einen Faktor von 1700. Und das in einem Jahr.
Doch das ist nicht alles. In den USA gibt es weitere, von den US Behörden munter abgenickte Verfahren.
Schummeleien bei der Risikogewichtung Ein weiteres fragwürdiges Beispiel findet sich im Bereich der Risikogewichtung. Hier gaben die zuständigen amerikanischen Behörden die folgende Maxime heraus:
Wenn eine bestimmte Anlage Merkmale hat, die sie mehrere Risikokategorien zugehörig macht, dann ist sie der Kategorie mit dem kleinsten Risikogewicht zuzuordnen. (Quelle: The Federal Financial Institution Examination Council).
Damit haben die Banken natürlich eine traumhafte Bandbreite an Möglichkeiten, ihre tatsächlichen Risiken weitaus kleiner darzustellen, als sie es in Wirklichkeit sind.
Ein Banker muss nun einfach entscheiden, dass eine Anlage "Merkmale" einer Anlage mit niedrigerer Risikoeinstufung hat, und schon ist die Falschdarstellung der eigenen Investments komplett.
Fazit: Nichts gelernt aus der Krise. Banken und Politik machen weiter gemeinsame Sache Ich bringe es kurz und knapp auf den Punkt. Schon die letzte Finanzkrise wurde gemeinsam durch Politik und Finanzindustrie ausgelöst. Hieraus hat man offenbar nichts gelernt.
Seit der Finanzkrise haben die Banken neben den ganzen als "Rettungspaketen" veruntreuten Steuergeldern von der Politik immer wieder neue Mittel erhalten, ihre Bilanzierungen zu "dehnen" und "anzupassen", so dass es inzwischen extrem schwierig geworden ist, überhaupt zu einer objektiven Bewertung der Gesundheit einer westlichen Bank zu gelangen.
Ich kann Ihnen daher nur empfehlen, dies stets zu berücksichtigen, wenn Sie mit einer Bank zu tun haben. Setzen Sie hier keinesfalls alles auf eine Karte und beachten Sie, dass Sie mit Ihren Investments sowohl "Papierwerte" als auch echte Sachwerte sinnvoll abdecken. Gold und Silber gehören in physischer Form zur Basisabsicherung in jedes Portfolio.
Denn nicht nur die Bankbilanzen stinken zum Himmel, sondern auch aus dem EZB-Tower dürfte es bald so richtig qualmen, so sehr lässt der "ehemalige" Goldman Sachs'ler Draghi dort zur Zeit die Druckerpressen laufen.
Und das alles hauptsächlich dafür, damit sich ein paar wenige Profiteure des aktuellen Finanzsystems, das wir weltweit haben, weiter bereichern können. Vielleicht sehe ich das aktuell ja ein wenig zu schwarz. Aber wenn hier die breite Masse der Bevölkerung einmal aufwachen sollte und vielleicht eines Tages sogar mal nichts mehr zu verlieren hat, möchte ich nicht in der Nähe sein... |