Früher war es so, dass die Stahlproduktion ein ziemlich guter Frühindikator für die gesamte Konjunktur war. Zog die Stahlproduktion an, konnte man ziemlich sicher sein, dass es danach auch mit der Produktion von Autos, Maschinen etc aufwärts ging. Dadurch entstanden zusätzliche Arbeitsplätze, wodurch der private Konsum angekurbelt wurde. Usw. Und wenn die Stahlproduktion in die Knie ging, folgte alsbald auch die Konjunktur generell. So war es jedenfalls früher - und früher war die Welt viel einfacher.
Stahlproduktion ist sehr vorleistungs- und kapitalintensiv. Löhne etc. spielen eher eine Nebenrolle. Vorleistungen sind Erze und Energie bzw. Energieträger - und weil die Anlagen viel kosten, schlagen noch die Abschreibungen zu Buche. Bei Energie hat man in Deutschland stetige Preissteigerungen erlebt, zuletzt besonders drastische. Das macht der Stahlindustrie - wie auch der Chemiebranche - schwer zu schaffen. Bei Stahl kommt noch hinzu, dass aus politischen Gründen nun auf sog. klimaneutrale Produktion umgestellt werden soll. M. E. sind die Verfahren aber überhaupt noch nicht ausgereift und ziemlich teuer. Die noch bestehende Regierung hat zwar mit hohen Subventionen gewunken - überzeugend war das aber nicht.
Kurzum: Die Stahlproduktion in Deutschland ist nicht mehr nur ein konjunkturelles Abbild, sondern inzwischen stark politischen Einflüssen unterworfen. Inzwischen sind die Standortbedingungen für Branchen wie diese hierzulande eher schlecht. Das gilt für das Preisniveau bei Energie wie fafür, dass die Politik meint entscheiden zu müssen, welche Produktionen gewünscht sind.
Kurzum: Die Stahlindustrie ist hierzulande kein Zykliker mehr. Für ihre Entwicklung ist immer weniger die Nachfrage nach ihren Produkten entscheidend, sondern die Vorstellungen der Politik darüber, was gut ist für Ziele, die weit außerhalb des Wirtschaftlichen liegen. Das gilt für Deutschland wie für die EU.
Aber wenn Politiker meinen, tiefgreifend in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen zu müssen, dann werde ich einen großen Bogen bei meinen Anlagen um solche Länder machen.
Nichts gegen Stahlaktien. Gehören in ein ausgeglichenes Depot. Aber bitte nix aus Deutschland oder der EU. Bessere Alternativen: CMC oder Reliance.
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