Donnerstag, 11. Juni 2009 Sächsische Zeitung
Arise-Chef: 30 neue Jobs bis Jahresende Von Gabriele Naß
Dem Produktionsstart der Bischofswerdaer Solarfabrik Arise Technologies Deutschland GmbH vor einem Jahr folgte wenig später die Wirtschafts- und Finanzkrise. Nun schwächen ungeahnte Absatzprobleme das geplante und notwendige Wachstum. Die Auslastung der im Frühjahr 2008 in Betrieb gegangenen ersten Fertigungslinie lag im Mai bei unter 50 Prozent, zuvor mussten die Maschinen, die sonst sieben Tage die Woche laufen, kurzzeitig angehalten werden. In seiner Existenz sei das junge Unternehmen aber nie gefährdet gewesen. Mit der kanadischen Mutterfirma Arise Technologies Corporation und Banken, insbesondere der Commerzbank, stehe man die Krise durch, sagte Geschäftsführer Sjouke Zijlstra der SZ.
Arise setzt darauf, dass die Nachfrage jetzt wieder steigt. Bevorzugter Markt für das Unternehmen istDeutschland, weil er der größte ist. Jedoch sei auch insbesondere Nord-Amerika verstärkt ein Thema, vor allem nachdem Präsident Obama einen Wandel in der Energiepolitik seines Landes angekündigt hat. Bisher allerdings lässt der Absatz die Auslastung der ersten Linie weiter stagnieren. Im Juli wird sie zwar voraussichtlich auf über 50 Prozent steigen. Aber noch Mitte Mai hoffte das Unternehmen auf einhundert Prozent Auslastung im Juli.
Gemeinsam mit der kanadischen Mutterfirma arbeitet Arise in Bischofswerda an zukunftsträchtigen Technologien für die Herstellung von Solarzellen mit über 20 Prozent Wirkungsgrad. Sjouke Zijlstra bestätigte auf Nachfrage, dass die Produktion eigenen hochwertigen Siliziums ab kommendem Jahr in Kanada vorbereitet wird und dort auch ein erster Solarpark aufgebaut werden soll. Mit drei Säulen –Herstellung von Silizium, Herstellung von Solarzellen und Projektierung von Systemen – sei das Unternehmen unabhängiger. Eigenes Silizium beeinflusse zudem positiv die Kostenstruktur. Vor allem erreiche man damit jene Qualität beim Grundstoff, mit denen Solarzellen marktführend mit über 20 Prozent Wirkungsgrad herzustellen sind.
Bei Arise Technologies in Bischofswerda findet jetzt die Abnahme der zweiten Produktionslinie statt. Der Anlauf verschiebt sich allerdings auf voraussichtlich Oktober dieses Jahres. Grund laut Geschäftsleitung: Der Hauptkunde lässt sich die Monozelle, die auf Linie 2 produziert wird, zuerst zertifizieren. Und Arise optimiert, um diesen Kunden erfolgreich bedienen zu können, die Technologie. „Wir passen das Vorderseitengrid an“, sagt Sjouke Zijlstra. Mit Grid sind metallische Leiterbahnen gemeint, die nötig sind, um die an der Oberfläche einer Solarzelle gesammelten Ladungsträger abzuleiten.
Acht Fertigungslinien bis 2012
Die Arise Technologies Deutschland GmbH Bischofswerda kündigte bei Gründung an, zwei Produktionslinien pro Jahr aufbauen zu wollen – zwölf bis 2012. Angesichts des vor allem krisenbedingt schleppenden Wachstums geht man jetzt noch von acht Linien bis 2012 aus. Entsprechend wächst der Personalbedarf. Zurzeit arbeiten im Werk 88 Frauen und Männer, größtenteils in der Produktion als höher qualifizierte Operator und Instandhalter. Bis Jahresende sollen 30 Facharbeiter dazu kommen.
Arise stellt jeden fest ein, verzichtet auf Zeitverträge. „Wir brauchen motivierte Mitarbeiter, denn wir verlangen von ihnen hohes Denkniveau und ein hohes Maß an Flexibilität. Im Ergebnis ist der Einfluss unserer Mitarbeiter auf die Qualität sehr hoch“, sagte Sjouke Zijlstra.
Geschäftsführer Sjouke Zijlstra mit Solarzellen, dem Produkt der Arise Technologies Deutschland GmbH. Produziert wird in der Firma in einem komplett automatisierten Arbeitsgang „flowline“, also ohne dass die Wafer (Vorprodukt der Solarzelle) zu einer Station gebracht, dort bearbeitet und dann zur nächsten Station befördert werden müssen. Nur wenige in der Branche trauen sich diese empfindliche, aber effiziente Art der Produktion zu, heißt es in Fachkreisen. Foto: Steffen Unger
Der Kommentar: Auf ein Wort Arise hat in der Krise Rückhalt Gabriele Naß
über die aktuelle Entwicklung der Solarfirma Arise Aktionäre der Arise Technologies Deutschland GmbH Bischofswerda, selbstredend auch Mitarbeiter und deren Familien, mögen unruhig geworden sein, als der Absatz an Solarzellen im Dezember einbrach. Und sie werden weiter unruhig sein, denn der Markt hat sich auch im Frühjahr nicht wesentlich erholt. Doch die gute Nachricht mitten in der Krise ist: Arise steht. Geld fließt, auch wenn die Einnahmen aus der Produktion mangels Absatz unter Plan liegen.
Bei Arise agiert das Management zusammen mit der kanadischen Mutterfirma allem Augenschein nach besonders in den schwierigen Zeiten überzeugend. Überzeugend genug, so dass der wichtigste Geldgeber, die Commerzbank, zum Unternehmen steht. Das ist in diesen Tagen nicht selbstverständlich. Dass sich der Markt bald beleben muss, wissen alle Arise-Verantwortlichen aber auch – nur zu gut. |