Transrapid-EinigungEin teurer SpaßNach dem "Durchbruch" jetzt der "endgültige Durchbruch": Dem Transrapid zum Münchner Flughafen steht angeblich nichts mehr im Weg, weil die Finanzierungslücke in der ersten Kostenplanung geschlossen ist. Ein Kommentar von Wolfgang Roth |
Die Frage ist jetzt: Wie fest ist ein Festpreis? Die Industrie hat zugesichert, dass das Prestige-Projekt der bayerischen Staatsregierung nicht mehr als 1,85 Milliarden Euro kosten werde. Was heißt zugesichert? Gibt es eine bindende Vereinbarung, dass die nach aller Erfahrung unvermeidlichen Kostensteigerungen während der Planungs- und Bauphase nur von dem Konsortium getragen werden? Das ist unwahrscheinlich, die Aktionäre der Unternehmen würden sich bedanken. Letztlich, auch das lehrt die Erfahrung, zahlt es der Steuerzahler. |
Wenn der scheidende Ministerpräsident Edmund Stoiber recht hat, wenn also dieser Schritt nun nicht mehr rückgängig zu machen ist, dann bekommt der Flughafen eine sündteure Anbindung. Der Transrapid ist eine faszinierende Technik und die Bahn wird auch so manchen Fahrgast anziehen, der gar nicht in einen Flieger einsteigt. Ein "technologischer Leuchtturm", wie es heißt. Seine Strahlkraft ist allerdings begrenzt. Wenn die Magnetschwebebahn wirklich ein so zukunftsweisendes und bezahlbares Verkehrssystem wäre, hätte die Strecke in Schanghai schon Nachahmer gefunden.
Alle, die mit dem Transrapid dahingehuscht sind, erzählen von einem interessanten Erlebnis. Interessant ist aber auch eine Fahrt im Riesenrad. Ein verkehrspolitisches Leitprojekt ist der Transrapid aber gerade nicht. Ziel einer modernen Verkehrspolitik muss es sein, möglichst viele Güter und möglichst viele Menschen von der Straße auf die Schiene zu bekommen. |
Im Nahverkehr werden Mittel fehlen Was Bund und Land für dieses Projekt investieren, fehlt aber im Nahverkehr, auf den regionalen und nationalen Schienenstrecken, wo mit einer solchen Summe viel mehr auszurichten ist. Das Argument, Berlin würde dafür nicht so viel lockermachen wie für den Transrapid und Bayern würde bei einem Scheitern auf Bundesmittel verzichten, die es sonst nie bekäme, dieses Argument zeigt das Grundproblem. Man finanziert Leuchttürme, knausert aber beim Netz in der Fläche.
EU-Gelder sind auch in der Kalkulation. Es wäre aber äußerst befremdlich, wenn in Brüssel für eine 37 Kilometer lange Strecke an der Stadtperipherie Mittel aus dem Fördertopf für transeuropäische Netze fließen würde. Die Schwebebahn kann auf einer solchen Länge gerade noch ihr Höchsttempo erreichen, bevor sie wieder langsamer werden muss.
Es ist ein teurer Spaß. |
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m5/muenchen/...902/134645/article.html Mein Senf dazu: Bei allem, was für die Forschung vom Transrapid schon ausgegeben worden ist, find ich es auch schade, dass er jetzt über diese kurze, von Haus aus unrentable 10-Minuten-Strecke wieder "zurück in die Spur" gebracht werden soll. Seine technologischen Stärken könnte er doch nur auf weitaus längeren, hoch frequentierten Verbindungen von Ballungszentren "ausspielen". |