Helsinki – Nachdem der türkische Präsident Erdogan seine Blockade beendet hat, steht einem Nato-Beitritt Schwedens nun nichts mehr im Weg. Das skandinavische Land solle „so bald wie möglich“ aufgenommen werden, kündigte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg an. Finnland ist der Nato bereits im April beigetreten – nach dem schnellsten Aufnahmeverfahren überhaupt und ebenfalls als Reaktion auf den Ukraine-Krieg. Die Aufnahme der zwei nordischen Staaten könnte die europäische Sicherheit künftig entscheidend prägen – und Russland zunehmend verärgern.
Russland lehnt eine Expansion der Nato strikt ab. Mit dem großangelegten Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Wladimir Putin den Ländern jedoch einen Grund gegeben, der Nato beizutreten. Die Mehrheit der Bevölkerung Schwedens hatte einen Beitritt zuvor jahrzehntelang abgelehnt. Fast zwei Drittel der Schweden sollen den Beitritt heute befürworten. Auch Finnland hatte bis zuletzt versucht, eine eher neutrale Rolle zwischen Nato und Russland einzunehmen. Sowohl Schweden als auch Finnland verfügen über schlagkräftige Armeen, die die Nato deutlich stärken. Für Russland wäre das ein militärischer Nachteil, sagte der Politologe Gerhard Mangott dem Deutschlandfunk. Im Ernstfall könnte Finnland 280.000 Soldaten mobilisieren, bei gerade einmal 5,5 Millionen Einwohnern. Schweden ist personell bei weitem nicht so gut aufgestellt. Laut dem „Global Firepower Index“ liegt die Mannstärke bei rund 38.000 Personen. Dafür verfügt Schweden aber über moderne Ausrüstung, insbesondere „eine moderne Luftwaffe aus eigener Produktion“, sagte Simon Koschut, Experte für Internationale Sicherheitspolitik, im Gespräch mit der Deutschen Welle. Auch seien sie nach ihrer Beteiligung an mehreren Nato-Missionen kampferprobt und geben immer mehr Geld für die Streitkräfte aus.
Alle Ostsee-Staaten in der Nato – bis auf RusslandVor allem geografisch werden die Karten zwischen der Nato und Russland neu gemischt. Fast die gesamte Ostseeküste würde der Nato angehören, wenn Finnland und Schweden beigetreten sind – mit Ausnahme der Küste Russlands, inklusive der Millionenstadt St. Petersburg, sowie der russischen Exklave Kaliningrad.
Der Beitritt Finnlands und Schwedens erlaubt es der Nato, Luft- und Seemanöver über größere Gebiete der strategisch wichtigen Ostsee abzuhalten. Mehr militärische Präsenz in der Ostsee könnte Litauen, Lettland und Estland stärken. „Die Hauptmission der Nato ist es, Russland von den baltischen Staaten fernzuhalten“, sagte Christopher Skaluba, Direktor im Bereich Sicherheit der US-Denkfabrik Atlantic Council, der Washington Post.
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