Köln, 21. Mai (Reuters) - Ein vom Finanzdienstleister MLP mit der Prüfung angeblicher Bilanztricks beauftragter Experte der Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte & Touche sieht im umstrittenen Weiterverkauf von Lebensversicherungspolicen an Rückversicherer kein risikoreiches Geschäft. "Das ist ein ganz normaler Vorgang", sagte Kurt Wolfsdorf, Geschäftsführer des zu Deloitte gehörenden Beratungshauses B+W Deloitte, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters in Köln. "Auch ein Einbruch des Neugeschäftes würde sich nicht auf das Ergebnis aus der Rückversicherung auswirken", fügte er hinzu. Die Prüfung der Verträge sei aber noch nicht abgeschlossen. Wolfsdorf, der bis 1999 Vorstandschef von Axa Leben (Colonia, Nordstern) war und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Aktuarsvereinigung (DAV) ist, soll den MLP-Aktionären auf der Hauptversammlung am Dienstag in Mannheim die Korrektheit der Geschäfte und Bilanzen bestätigen. Diese war jüngst in einem Medienbericht angezweifelt worden. Der Aktienkurs von MLP geriet darauf kräftig ins Trudeln. Die Heidelberger MLP verkauft einen Teil der mit hohen Provisionen versehenen Berufsunfähigkeits- und fondsgebundenen Lebensversicherungen an Rückversicherer weiter, um die Abschlussprovisionen nicht selbst finanzieren zu müssen. Leben-Policen amortisierten sich für die Unternehmen erst nach zehn bis 15 Jahren, bei Riester-Produkten sogar erst nach 15 bis 20 Jahren, so dass die Provisionen junge, stark wachsende Lebensversicherer erheblich belasteten, erläuterte Wolfsdorf. Deshalb habe MLP Rückversicherungsverträge in großem Umfang abgeschlossen. "Daran ist nichts Ungewöhnliches", fügte der Versicherungsmathematiker hinzu. Diese seien nach seinen Erkenntnissen auch in der Bilanz vorschriftsmäßig verbucht. Nach dem Modell zahlt der Rückversicherer eine Provision an den Erstversicherer, womit dieser die Abschlussprämien an seine Vermittler finanziert. Der Rückversicherer erhalte dafür einen Teil der laufenden Versicherungsbeiträge. Das Unternehmen sei also nicht auf einen sich stetig vergrößernden Vertragsbestand angewiesen. Eine Rückzahlung der Provisionen wäre nur bei einer Kündigung der Versicherung vonnöten, sagte Wolfsdorf. Das berge aber ebenfalls kein Risiko, weil dann auch die Vermittler ihre Provisionen rückerstatten müssten. "MLP hat ohnehin eine sehr geringe Stornoquote", erklärte er.
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