Einiges davon (unten fett) hatte ich gestern auch in meinem Kommentar geschrieben.
FTD, 10.10.05
General Motors räumt Risiken durch Delphi-Pleite ein von Tim Höfinghoff, New York
Die Pleite des größten US-Autozulieferers Delphi wird schmerzhafte Folgen für den krisengeplagten Autokonzern General Motors (GM) haben. GM, weltgrößter Autobauer und ebenfalls in finanziellen Schwierigkeiten, steht als ehemaliger Mutterkonzern von Delphi für Pensionszahlungen in der Pflicht.
GM räumte ein, dass die Delphi-Pleite "operative und finanzielle" Risiken mit sich bringen wird. Die finanziellen Lasten für GM können bis zu 11 Mrd. $ betragen.
Allein im ersten Halbjahr 2005 hatte GM einen Verlust von 1,4 Mrd. $ erwirtschaftet. Dem versucht der Konzern durch einen radikalen Sparkurs zu begegnen. Die Delphi-Pleite kommt deshalb zum ungünstigsten Zeitpunkt: Bei der Abspaltung von Delphi im Jahr 1999 hatten die beiden Unternehmen vereinbart, dass GM die Pensionszahlungen für Delphi übernimmt, falls der Autozulieferer vor 2007 zusammenbricht. Bereits seit seiner Ausgliederung steckt Delphi wegen hoher Löhne und Pensionszahlungen in der Krise.
Delphi beantragt Gläubigerschutz
Nach wochenlangen Diskussionen über die eigene Zukunft hatte Delphi am Samstag bei einem New Yorker Gericht Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Rechts beantragt: In den ersten sechs Monaten des Jahres hatte Delphi einen Nettoverlust von 741 Mio. $ angehäuft. Im vergangenen Jahr verbuchte Delphi einen Verlust von 4,8 Mrd. $. Die Schulden stiegen auf inzwischen 22,2 Mrd. $.
Delphi beschäftigt weltweit etwa 185.000 Mitarbeiter. Der Großteil der 50.600 Angestellten in den USA ist in der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) organisiert. Für die UAW ist die Insolvenz ein herber Rückschlag. Denn Delphi kann nun ohne die Zustimmung der Gewerkschaft die Kosten drastisch senken und das Unternehmen reformieren. Dazu gehört, Tausende Stellen abzubauen und die Löhne spürbar zu kürzen: "Wir werden uns jedes Geschäftsfeld genau ansehen ", sagte Delphi-Chef Robert Miller. Er kündigte an, die Produktion in den USA während des Insolvenzverfahrens drastisch zu reduzieren. Dabei soll die Produktion mit einer Kreditlinie von 4,5 Mrd. $ finanziert werden. Zudem will Delphi US-Firmenteile verkaufen. Weitere Einzelheiten nannte Miller nicht.
Die Delphi-Pleite ist die größte Insolvenz in der Geschichte der US-Automobilindustrie. Dabei ist die Lage von Delphi typisch für die Probleme in der gesamten US-Autobranche. Die Autoteilelieferanten stehen unter massivem Druck der großen Konzerne wie GM, Ford und DaimlerChrysler. Die Konzerne verlangen günstige Einkaufspreise in Zeiten, in denen sie selbst immer weniger Fahrzeuge verkaufen. In diesem Jahr haben bereits der Fahrzeuginnenraumausstatter Collins & Aikman sowie Karosseriebauer Tower Automotive Insolvenz angemeldet.
Zulieferanten von Insolvenz bedroht
Zwar will Delphi seine Geschäfte weiterführen und sich bis spätestens Mitte nächsten Jahres sanieren. Doch nun könnten zahlreiche der 3500 Delphi-Zulieferanten ebenfalls in die Insolvenz getrieben werden. Der US-Autobauer Ford hatte bereits 23 Betriebe von seiner ehemaligen Autoteiletochter Visteon zurückgenommen, um sie zu sanieren und eventuell wieder zu verkaufen.
Delphi-Vorstandschef Miller übernahm sein Amt erst im Juli dieses Jahres. Er gilt als harter Sanierer und hatte die Möglichkeit der Insolvenz für Delphi bereits Anfang September ins Spiel gebracht. In den vergangenen Wochen verhandelte Miller nicht nur mit GM, sondern auch mit der UAW. Dabei suchte er Zugeständnisse von beiden Seiten: Dem ehemaligen Mutterkonzern GM wollte Miller eine finanzielle Hilfszusage in Höhe von 6 Mrd. $ abringen, die Arbeitnehmervertreter sollten hingegen Zugeständnisse machen, um die Kosten für Pensionen und Krankenversicherungen kräftig zu drücken. GM lehnte diese Maßnahmen jedoch als ungeeignet ab.
Problematisch wird Delphis Situation auch für den staatlichen Pensionsfonds Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC), der selbst mit einem Defizit zu kämpfen hat und einspringen soll, wenn insolvente Unternehmen die Pensionen für ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können. Derzeit sind fehlen dem Autozulieferer etwa 4,3 Mrd. $, um die Pensionen ehemaliger Mitarbeiter zu bezahlen.
Kritiker werfen Miller vor, die Pensionslasten nun auf den PBGC-Fonds abwälzen zu wollen und damit die Kosten letztlich den US-Steuerzahlern aufzubürden. Als Miller zu Beginn des Jahrzehnts noch beim Stahlunternehmen Bethlehem Steel war, wählte er bereits diese Variante, um Kosten zu drücken.
Außerdem dürfte die Delphi-Entscheidung zum Insolvenzverfahren auch dadurch beschleunigt worden sein, dass vom 17. Oktober an das Insolvenzrecht in den USA verschärft wird. Danach wird es für Unternehmen schwieriger sein, unter den Schutz von Kapitel 11 zu schlüpfen. Außerdem müssen sie sich schneller um ihre Reorganisation kümmern und können nicht mehr wie bisher mehrere Jahre unter dem Gläubigerschutz agieren. |