Guten Morgen !
Auch mit etwas Abstand zur Meldung von gestern, die mich doch sehr enttäuscht hat, muss ich einräumen, dass ich die maue Reaktion der Märkte auf die sehr schlechten Nachrichten nicht wirklich nachvollziehen kann.
Im Prinzip muss ich ich meine bisher sehr positive Einstellung zum Unternehmen schon hinterfragen.
Ich finde es erstens sehr ungewöhnlich, dass ein Unternehmen kurz vor Fertigstellung des Jahresabschlusses entdeckt, dass die beiden bekannten Problemunternehmen noch etwas schlechter abschneiden als gedacht. Insgesamt ist das dann bedauerlicherweise schon die dritte Prognoserücknahme für das GJ 2014/2015. Ursprünglich war man von einem Gewinn zwischen 17,5 und 18,5 Mio Euro ausgegangen (das war die Prognose vom letzten Juni, die demnach zu einem Zeitpunkt abgegeben wurde, zu dem das operative Geschäftsjahr der Tochterunternehmen schon fast zur Hälfte rum war), dann von 17,5 Mio Euro, fünf Monate später von 14,5 bis 15 Mio Euro und nun sollen es 12,5 Mio Euro werden.
Für mich ist aber nicht nur der Zeitpunkt der letzten Prognoseänderung ungewöhnlich sondern auch die Tatsache, dass die drei Gesellschaften MAE, Protomaster und Frank, die ja in der Meldung wieder explizit genannt werden, mit ihrem Gesamtumsatz von ca. 75 Mio Euro im GJ 13/14 einen derart exorbitanten Einfluss auf den Jahresüberschuss haben sollen. Im Prinzip wurde die Gewinnprognose um 1/3 zurückgenommen- der Umsatzanteil der genannten Gesellschaften liegt aber nur bei ca. 16% !!!
Entweder segeln da auch noch ein paar andere Gesellschaften eher unter den prognostizierten Ergebnissen her oder bei den genannten Gesellschaften liegt deutlich mehr im Argen als man bisher gedacht hat.
Was ich auch nicht wirklich verstehe ist, dass es ganz offenbar kaum oder gar keine größeren Gesellschaften gibt, die bei Gesco deutlich besser als gedacht "performen". Auch bei einer Holding muss man sicher immer damit rechnen, dass mal das ein oder andere Beteiligungsunternehmen nicht so gut läuft, nur sollte man meinen, dass die Ergebnisauswirkung nicht so exorbitant groß ist wie bei einem Einzelunternehmen, weil es ja immer auch Tochterunternehmen geben sollte, die ein höheres Ergebnis erzielen als geplant. Wenn ich also lese, dass die niedrigen Energiepreise die Firma SVT (Umsatz 13/14 52 Mio Euro) belasten und dass man deshalb erneut nicht an die 18 Mio Euro JÜ aus dem GJ 13/14, gar nicht zu reden von den 20 Mio plus x in den Jahren davor, rankommt, dann fehlt mir der Hinweis, dass es ja eigentlich nach aller Logik auch Unternehmen geben müsste, die von den niedrigen Energiepreisen profitieren.
Bei Gesco geht es in den letzten Jahren im Ergebnis tendenziell stets bergab und Sondersituationen in den Unternehmen führen immer nur zu Prognoseänderungen nach unten.
Das mag auch daran liegen, dass Gesco ohne jeden Zweifel zu abhängig ist von drei oder vier großen/größeren Unternehmen. Dörrenberg alleine steht für 35% des Umsatzes (ob das Unternehmen aus der eher problematischen Stahlbranche Gewinn macht und wie hoch- oder wohl eher wie niedrig- die Marge dort ist, weiß ich nicht). SVT, MAE und Frank stehen zusammen für weitere 26% der Umsätze. Und wenn es dann in diesen drei Unternehmen nicht läuft, dann können die Kleinunternehmen im Portfolio noch so gut abschneiden, das bringt der Holding dann unterm Strich kaum was.
Das Problem ist, dass Gesco beim Abbau der Abhängigkeiten kaum bzw. gar nicht vorankommt. Die letzten Übernahmen waren eher sehr klein- bezogen auf Umsatz und Gewinn- und ein Teil der Verhandlungen ist auch gescheitert. Vielleicht (ich kann das als Außenstehender ja nicht beurteilen) ist die Gesco da dann auch zu vorsichtig, zu konservativ. Ich habe eigentlich immer die Indus AG wegen ihrer Bilanzpolitik kritisiert und die Gesco wegen ihrer deutlich konservativeren Bilanzierung von Übernahmen (kaum Einstellungen in die Firmenwerte) gelobt. Dabei bleibe ich auch. Aber es ist nicht zu leugnen, dass die Indus bei den Übernahmen der Gesellschaft deutlich agressiver und damit "marktwirksamer zu Werke geht als die Gesco und sich eben in erheblicher Größenordnung Umsatz und Ebit hinzukauft- Jahr für Jahr.
Zudem stellt die Indus AG eine "Strategie" ins Schaufenster, mit der sie dem Markt mitteilt, in welchen Bereichen man wachsen will und wieviele Übernahmen man sich für jedes Jahr vornimmt.
Etwas Vergleichbares würde auch der Gesco AG gut tun (das bedeutet dann ja auch nicht, dass man die konservative Bilanzierung aufgeben müsste). So etwas wie "Strategie Gesco 2020" könnte man schonmal in die Öffentlichkeit kommunizieren. Dabei sollte man dann als Ziel ausgeben, einen Umsatz von, sagen wir mal, 250 Mio Euro bis 2020 zuzukaufen und man könnte die Zielbranchen nennen. Das wäre dann zwar eine erhebliche Steigerung des Umsatzes um 55%, aber erstens sind die Darlehenskonditionen am Markt derzeit noch günstig für Fremdfinanzierungen und zweitens zeigen ja die letzten Jahre und der Forecast für das laufende Jahr, dass man dringend aus der Abhängigkeit der derzeitigen großen Umsatzträger raus und das Portfolio auf mehr Beine stellen und ausgewogener gestalten muss (das gilt mMn auch für den derzeit doch etwas stark auf den Automobilbereich ausgerichteten Branchenmix).
Der Eindruck, dass man bei Gesco derzeit eine Baustelle nach der anderen aufmachen muss (nun ist man so langsam mal mit MAE und Protomaster fertig, schon kommen Probleme bei der SVT hoch) und das Unternehmen sich nicht wirklich entwickelt (und da würde dann auch eine einzelne Übernahme eines Unternehmens mit 10 Mio Euro Umsatz nix ändern) darf sich an der Börse nicht wirklich festsetzen, wenn man keinen empfindlichen Kursrückgang riskieren will.
Aber wie schon gesagt, derzeit reagiert der Kurs ja noch gelassen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Analysten ihre Kursziele und Handlungsempfehlungen aufrechterhalten können, denn die sind mehrheitlich davon ausgegangen, dass Gesco im laufenden GJ die Zahlen aus dem Jahr 13/14 mindestens wieder erreichen kann (ich übrigens auch;) ) und so wie es derzeit aussieht, wird Gesco da ja "deutlich" drunter bleiben. Mal sehen ob und wie der Kurs dann reagiert.
Ich persönlich halte Gesco schon seit einigen Jahren und habe den Bestand sukzessive aufgebaut. Derzeit sehe ich auch (noch?) keine Veranlassung zu handeln, weil ich (noch?) hoffe, dass der Vorstand die Probleme in den Griff bekommt und auch die strukturellen Schwächen des Unternehmens beseitigt. Zum derzeitigen Kurs sehe ich aber auch keine Notwendigkeit, den Bestand aufzustocken, womit ich vor ein paar Tagen noch "geliebäugelt" hatte. Das EpS für 14/15 dürfte irgendwo bei 3,80 Euro liegen, damit liegt das KGV derzeit bei knapp 20. Das wäre in gewisser Weise noch hinnehmbar, wenn das laufende Jahr dann wieder deutlich besser werden soll. Dies entnehme ich der Nachricht von gestern aber nicht unbedingt. Es soll zwar besser werden aber, soweit ich die Nachricht richtig lese, eben auch deutlich unter den 18,1 Mio von 13/14- insofern vermute ich mal ein EpS von 4,50 Euro oder sowas in der Gegend, was einem KGV von immer noch stolzen knapp 17 entsprechen würde. Das in Kombination mit der Gefahr, dass auch im laufenden Jahr die Prognose wieder angepasst werden muss, der Frage ob man bei MAE und Protomaster nun wirklich alles im Griff hat, der Frage danach, wie nachhaltig SVT denn nun von den niedrigen Energiepreisen betroffen ist und den aufgezeigten strukturellen Problemen und Abhängigkeiten macht mich dann schon etwas vorsichtig.
Das ist aber natürlich nur meine Meinung und keine Handlungsempfehlung!
Einen schönen Tag noch
Huta |