News-Überblick Hier finden Sie alle aktuellen Nachrichten zu verschiedenen Themen zeitlich sortiert. News - 27.09.06 20:45 Pfaff geht 2007 an die Börse
Der Nähmaschinenhersteller Pfaff geht aller Voraussicht nach im kommenden Jahr an die Frankfurter Börse. "Wir haben vor etwa zehn Tagen den Wertpapierhandelsprospekt bei der BaFin eingereicht", sagte Albert Wahl, Vorstand des Finanzinvestors und Pfaff-Eigners GCI, der FTD.
"Der Börsengang ist für 2007 vorgesehen - voraussichtlich für das zweite Halbjahr." Er steht unter dem Vorbehalt, dass Pfaff bis dahin mindestens zehn Prozent operative Rendite erreicht.
Damit würde der Kaiserslauterer Traditionskonzern eine Wiedergeburt am Kapitalmarkt erleben. Das Unternehmen war einst einer der führenden Nähmaschinenanbieter der Welt, leidet inzwischen aber unter der Billigkonkurrenz aus Asien. Der Niedergang in den 90er Jahren führte zwischenzeitlich zur Insolvenz und mehreren Besitzerwechseln. Von ehemals 10.000 Mitarbeitern sind noch gut 700 übrig, die Gesellschaft wurde von der Börse genommen. Ende 2005 kaufte die Münchner Beteiligungsgesellschaft GCI Management das Unternehmen von der italienischen Familie Mare und der Bank Efibanca.
Der bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingereichte Prospekt sieht im ersten Schritt eine Kapitalerhöhung außerhalb der Börse vor. "Wir planen ein Private Placement an ausgewählte institutionelle Investoren, die die Umstrukturierung begleiten", sagte Wahl. Sie sollen dann zusammengenommen bis zu zehn Prozent an Pfaff halten. Im zweiten Schritt solle dann das IPO kommen, also der öffentliche Börsengang. Im Frühjahr wird das Unternehmen Investmentbanken zum Pitch einladen - also zur Bewerbung für das Mandat, den Börsengang zu begleiten.
Mehrheit zunächst behalten
GCI trennt sich nicht auf einen Schlag von seinem Engagement. Wie groß die erste Tranche ausfällt, soll sich im März oder April entscheiden. "Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir zunächst die Mehrheit behalten", sagte Wahl.
Die Pfaff-Eigentümer vor GCI hatten einen drastischen Stellenabbau am Stammsitz eingeleitet, zu Gunsten des Produktionsstandorts in Shanghai. GCI sparte weitere Kosten ein - allerdings bisher weniger durch Stellenabbau - und stellte auch Investitionsmittel bereit. So soll im Norden Kaiserslauterns ein Werk für 20 Mio. Euro entstehen.
Für dieses Jahr erwartet Pfaff 70 bis 75 Mio. Euro Umsatz, für 2007 zwischen 85 und 90 Mio. Euro, erläuterte Wahl. Dieses Jahr solle die Marge auf Basis des Ergebnisses vor Steuern und Zinsen (Ebit) bei vier Prozent liegen, kommendes Jahr bei wenigstens zehn Prozent. "Das ist die Eingangsvoraussetzung - ohne diese Marge gibt es kein Angebot. Aber es sieht so aus, dass wir das erreichen werden", sagte Wahl.
Umbauplan bis Ende des Jahres
Um diese Steigerung zu schaffen, soll das Management bis Ende des Jahres den weiteren Umbauplan vorlegen. "Die Restrukturierung ist noch nicht abgeschlossen. Es wird noch die eine oder andere Anpassungsmaßnahme geben", sagte Wahl. Zu vermuten ist, dass am Stammsitz weitere Stellen abgebaut werden. Der GCI-Manager wollte das nicht kommentieren. Wenn Arbeitsplätze wegfielen, werde das sozialverträglich geschehen, sagte er nur.
Auf Grund früherer Vereinbarungen hat die Belegschaft eine Beschäftigungsgarantie bis Sommer kommenden Jahres. Einschnitte würde es vermutlich im Geschäft mit Nähmaschinen für den Massenmarkt geben. Pfaff konzentriert sich in der deutschen Produktion zunehmend auf Spezialmaschinen - zum Beispiel Schweißmaschinen, die die Nähte in Spezialtextilien wie dem regendichten Goretex fertigen. Pfaff werde in jedem Fall auch künftig neben Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung Produktion betreiben, sagte der GCI-Manager. GCI Management ist ein in München ansässiger börsennotierte Finanzinvestor. Er spezialisiert sich auf Beteiligungen an kleineren Unternehmen, die im Auf- oder Umbau stecken.
Quelle: Financial Times Deutschland |