Furcht vor Preiserhöhungen durch Euro

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Furcht vor Preiserhöhungen durch Euro
Von Peter Ehrlich, Berlin, und Peter Norman, Brüssel

Eine Mehrheit der Deutschen befürchtet wegen der Einführung des Euro-Bargeldes Preissteigerungen.

Nach einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Inra in Mölln für die Financial Times Deutschland rechnen 61 Prozent der Befragten damit, dass die Unternehmen bei der Umstellung zum Jahreswechsel Preissteigerungen durchdrücken wollen. Gegenüber April nahm die Zahl derjenigen, die Preissteigerungen befürchten, um acht Prozentpunkte zu.

Das Ergebnis deckt sich mit Erhebungen der EU-Kommission, nach denen 64 Prozent der Bürger in der aus zwölf Staaten bestehenden Euro-Zone vermuten, sie könnten Opfer von missbräuchlichen Preisumstellungen werden. EU-Währungskommissar Pedro Solbes forderte daher am Montagabend von den Finanzministern der Euro-Staaten eine politische Botschaft und Maßnahmen gegen verdeckte Preiserhöhungen.


Vorbild könnte Frankreich sein, wo Industrie, Handel und Verbraucherschützer in der vergangenen Woche vereinbart hatten, alle Einzelhandelspreise vom 1. November 2001 bis zum 31. März 2002 unverändert zu lassen. Eine ähnliche Selbstverpflichtung hatte der deutsche Einzelhandel schon Ende 1997 abgegeben.


"Es ist im Interesse des deutschen Einzelhandels und seiner Kunden, dass im Zuge des Bargeldaustauschs die Verkaufspreise stabil bleiben", heißt es darin. "Das führt zu einem Preismoratorium während der Umstellungsphase", sagte Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Einzelhandels. In den vergangenen Wochen waren auch Befürchtungen laut geworden, dass viele Händler bereits im Vorfeld der Umstellung Preiserhöhungen versuchen könnten.



Über die Hälfte gegen den Euro


In Deutschland begrüßt laut FTD/Inra-Euro-Umfrage nur eine Minderheit von 29 Prozent der rund 1000 Befragten die Einführung des Euro, 51 Prozent lehnen sie ab. Persönliche Vorteile erwarten gar nur 18 Prozent, während 60 Prozent ablehnend oder deutlich ablehnend auf diese Aussage reagierten. 46 Prozent stimmten der Aussage zu, sie könnten sich nur schwer an das Verschwinden der D-Mark aus dem Alltag gewöhnen.

Den wichtigsten Vorteil sehen die Deutschen beim Reisen. 79 Prozent sind der Meinung, Reisen in Europa werde durch die gemeinsame Währung erleichtert. Einen Vorteil für die deutsche oder europäische Wirtschaft sieht nur eine Minderheit. So glauben 22 Prozent, dass der Euro die deutsche Wirtschaft ankurbelt, 28 Prozent rechnen mit Vorteilen für die europäische Wirtschaft. 42 Prozent nehmen an, dass die Nachbarländer mehr vom Euro profitieren. Immerhin 29 Prozent rechnen damit, dass ihr eigenes Vermögen an Wert verliert. Nur eine Minderheit von zehn Prozent will allerdings künftig bei Geldanlagen in andere Währungen flüchten.


Generell stehen die Ostdeutschen der seit Anfang 1999 gültigen Währung skeptischer gegenüber als die Westdeutschen. Besserverdienende haben ein größeres Vertrauen in den Euro als Geringverdiener.



Informationsstand der Deutschen


Verbessert hat sich in jüngster Zeit der Informationsstand der Deutschen über die Einführung des Bargeldes Anfang 2002. 52 Prozent gaben an, sie fühlten sich ausreichend darüber informiert, im April waren es noch 43 Prozent gewesen. 26 Prozent fühlen sich noch schlecht informiert, 21 Prozent äußerten sich neutral. „Zum verbesserten Informationsstand könnten die Schlafmünzen-Aktion mit Günter Jauch und die größere Zahl von Veröffentlichungen beigetragen haben“, sagte Hans-Peter Drews von Inra.

93 Prozent der Befragten wussten, dass das Bargeld 2002 eingeführt wird, 85 Prozent nannten auch den Monat Januar. 32 Prozent konnten den Umrechnungskurs von 1,95583 DM für einen Euro genau oder fast genau nennen, weitere 28 Prozent nannten 2 DM oder knapp 2 DM als Kurs. 52 Prozent gaben an, sie wollten sofort alles Bargeld wechseln.

Nur 25 Prozent der Befragten nehmen an, dass der Euro genau so stabil sein wird wie die Mark, 42 Prozent glauben das Gegenteil.

Nachdem der Euro gegenüber dem Dollar in der vergangenen Woche auf sein Jahrestief gefallen war und auch gestern wieder unter 0,85 $ pro Euro lag, belebte sich auch die politische Diskussion über die Gemeinschaftswährung. CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz machte die Wirtschaftspolitik von Kanzler Gerhard Schröder für die Euro-Schwäche verantwortlich und kündigte an, den Euro zum Wahlkampfthema zu machen.

Volkswirte großer Banken halten ein weiteres Absacken des Euro auch unter das im vergangenen Jahr erreichte Rekordtief von 0,8231 $ für möglich. Am Montag wurde die Währung zeitweise dadurch stabilisiert, dass Bundesbankpräsident Ernst Welteke Interventionen am Devisenmarkt allgemein als möglich bezeichnet und auf die großen Devisenreserven Europas hingewiesen hatte.

 

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