Saarbrücken / Moskau. (SE) Die Yukos-Affäre hat mit Sicherheit weitreichendere Hintergründe als es auf den ersten und zweiten Blick aussieht. Es könnte sich sehr wohl um einen Fall Clearstream-Menatep-Yukos handeln, in den einige Geheimdienste, mehrere Länder, der höchste Geldadel und weitere Gruppen und Organisationen verwickelt sind, darunter aus deutscher Sicht das Bundeskanzleramt, Gerhard Schröder, die Schlapphut-Fraktion in Pullach, die Deutsche Bank und die Deutsche Börse AG. Wer wann wen in wessen Auftrag und in welcher Absicht über den Tisch gezogen hat und über die Klinge springen ließ, deutet sich zwar an, doch könnte es noch einige Überraschungen geben ähnlich wie die, daß hinter Wladimir Putins Überraschungscoup via Baikal Finans Group ausgerechnet China als Geldgeber stand. Das finanzpolitische wie geostrategische Beben blieb nicht aus. Amerika wird sich in einigen Bereichen neu orientieren müssen, denn mit einer möglichen Allianz aus Rußland, China, Indien und einigen anderen Ländern dürfte die Vision vom wirtschaftsimperialistischen Global Playing des amerikanischen Großkapitals deutlich korrigiert werden müssen. Es gibt offenbar noch etwas anderes auf dieser Welt als die Amerikanisierung, wie sie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion mit ihren Satelliten ungezügelt und ohne Gegengewicht über die Bühne gehen konnte. Und von hier aus ist es nicht mehr weit zur Erkenntnis, daß mit Yukos eine weltpolitische Zäsur, wenn nicht gar eine Korrektur eingeleitet wurde. - Lesen Sie nun den fünften Teil unserer Yukos-Serie:
Russlands geopolitische Niederlagen, wie zuletzt in Georgien und der Ukraine, könnten bald vergessen sein. Mit Putin scheint Russland erstmals seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1992 wieder die Initiative in der Hand zu haben und über ein effektives nichtmilitärisches Netzwerk zu verfügen, das als politisches Instrument eingesetzt Amerikas Wirtschaftsimperialismus Grenzen setzen könnte.
In Deutschland bliebe die Frage zu klären, ob die Saarbrücker BND-Affäre mit Backes und Strebel im Mittelpunkt ein Alleingang der Schlapphut-Fraktion aus Pullach war – oder ob es sich dabei um eine konzertierte Aktion zwischen BND, CIA und Washington sowie dem Bundeskanzleramt gehandelt hat. Vieles deutet auf die zweite Möglichkeit hin. Aufklärung tut Not, nachdem der „Schuss“ offensichtlich nach hinten losgegangen ist und vor allem Washington, möglicherweise aber auch Berlin, im Zusammenhang mit der Yukos-Affäre eine empfindliche Niederlage erlitten haben, die mittelfristig negative Auswirkungen auf das deutsch-russische Verhältnis und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern haben könnte.
Ein Zusammenhang zwischen der Clearstream- und der Yukos-Menatep-Affäre ist nach den bis jetzt vorliegenden Informationen nicht mehr auszuschließen. In beiden Äffären haben wir es mit identischen „Spielern“ zu tun: Da wäre zunächst Backes, der bereits in der Clearstream-Affäre eine dubiose Rolle spielte. In seinem „Enthüllungsbuch“ über das Clearingunternehmen tauchte bereits die Menatep-Bank auf, die von Backes – wahrscheinlich sogar zu recht – verdächtigt wurde, Geldwäsche betrieben zu haben. Zunächst schien das die Amerikaner allerdings nicht sonderlich zu stören. Noch 1999 wurden entsprechende Berichte der New York Times weitgehend ignoriert und Chodorkovsky hofiert. Erst als der amerikanische Ölkrieg um Yukos sich der Übernahme-Phase näherte, das inzwischen weitgehend amerikanische Yukos-Management von Chodorkovskys Abtretungsvertrag erfuhr – oder Chodorkovsky damit gar bewusst eine Falle gestellt haben könnte – spielten die Amerikaner mit Hilfe des BND Putin konspirativ Belastungsmaterial gegen Chodorkovsky zu.
Jetzt wäre noch die Frage nach der Ursprungsquelle des Chodorkovsky belastenden Materials zu stellen, das via Backes und den deutschen BND konspirativ nach Moskau übermittelt wurde.
Deutsche Bank, Deutsche Börse – Namen erster Güte
In beiden Affären – bei Clearstream wie auch im Falle von Yukos und Menatep – spielen die Deutsche Bank bzw. die Deutsche Börse AG eine Rolle, wenn auch wie üblich im Hintergrund und von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Zunächst profitierten die Deutsche Börse AG und die Bundesrepublik von Backes’ „Enthüllungsbuch“. Denn die darin aufgestellten und von der Luxemburger Justiz inzwischen als haltlos bezeichneten Behauptungen führten zum Sturz von Clearstream-Chef André Lussi, der ein Gegner eines zu großen Einflusses der Deutsche Börse AG bei Clearstream war. Nach Lussis Sturz war für die Deutsche Börse AG der Weg frei geworden, Clearstream als Tochter zu 100 Prozent zu übernehmen. - Die Hintergründe des Sturzes von André Lussi sind übrigens bis heute ungeklärt.
Die Deutsche Bank wiederum führte das Bankenkonsortium an, das die Clearstream-Übernahme durch die Deutsche Börse AG begleitet hat und stand auch bei der Moskauer Yukos-Auktion mit zehn Milliarden Dollar im Hintergrund bereit. Als „Global Player“ ist die Deutsche Bank außerdem eng mit dem US-Markt verbunden, nicht erst seit der Übernahme des amerikanischen Unternehmens Bankers Trust. Aber auch die Deutsche Börse AG kommt ohne amerikanische Unterstützung nicht aus. Wie die Financial Times am 25. Januar 2005 berichtete, ist Strippenzieher hinter der Deutschen Börse AG bei den Übernahmeverhandlungen der London Stock Exchange (LSE) der Amerikaner Wayne Moore von Goldman & Sachs. Das amerikanische Unternehmen verfügt über beste Beziehungen zum Weißen Haus und gehört zu den größten Investmentbanken der Welt.
Nach der Übernahme der ursprünglich luxemburgischen Clearstream durch die Deutsche Börse AG befanden sich die geheimen Clearstream-Daten über alle grenzüberschreitenden Transaktionen (für die sich die USA schon im Zuge der Aufdeckung von Finanzströmen international operierender Terrorgruppen interessiert hatten) nunmehr unter der Kontrolle der Deutschen Börse AG und Deutschlands. Angesichts der engen Verbindungen der Deutschen Börse wie der Deutschen Bank mit den USA, vor allem aber angesichts der geopolitischen und geostrategischen Bedeutung der von den USA seit langem angestrebten Kontrolle des russischen Ölmarkts, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Chodorkovsky belastenden Dokumente aus den Computeranlagen von Clearstream stammen und von den USA bei der Schlacht um Yukos via Backes und den deutschen BND eingesetzt wurden.
sind aber doch etwas viel Vermutungen! |