Shell gibt Ölsandprojekt in Kanada auf und schreibt 2 Mrd USD ab
Von Chester Dawson
CALGARY (Dow Jones)--Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell bricht den Bau eines Ölsandprojektes in Westkanada ab und muss deswegen eine Abschreibung über 2 Milliarden US-Dollar in die Bücher nehmen. Der Bau des Ölsandprojektes Carmen Creek, das pro Tag 80.000 Barrel fördern sollte, werde nicht fortgesetzt, teilte die Royal Dutch Shell plc mit. Gründe seien das unsichere Geschäftsumfeld und Bedenken, dass die Pipelinekapazität nicht ausreiche, um das Rohöl an die Märkte zu liefern.
"Wir nehmen Änderungen im Portfolio-Mix vor, indem wir unsere langfristigen Upstream-Optionen weltweit überprüfen und die Erschwinglichkeit und Exposition in der aktuellen Welt niedrigere Ölpreise managen", erklärte Shell-CEO Ben van Beurden in einer Mitteilung. "Das zwingt Shell zu harten Entscheidungen."
Der Konzern, der mit seinen Ölsand-Förderanlagen 250.000 Barrel Öl pro Tag generiert, hatte 2013 erstmals Pläne für das Carmen Creek-Projekt angekündigt, das 2017 in Betrieb genommen werden sollte. In diesem Jahr allerdings hatte Shell den geplanten Start bereits um zwei Jahre auf 2019 verschoben und Probleme mit den Kosten und der Konstruktion der Anlage angedeutet.
Carmen Creek ist nicht das erste noch unentwickelte Ölsand-Projekt, das aufgegeben wird. In diesem Jahr haben bereits drei große kanadische Energiekonzerne Pläne für neue oder erweiterte Projekte wegen Kostenproblemen verschoben. Das wirft die Frage auf, welcher Teil der kanadischen Ölsande, die immerhin als die weltweit drittgrößten noch unerschlossenen Rohöl-Quellen gelten, profitabel gefördert werden kann.
Die französische Total SA und die norwegische Statoil ASA haben sogar schon vor dem Ölpreiseinbruch Projekte auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Denn die Ölgewinnung aus Ölsanden gehört zu den teuersten und wird deshalb von den niedrigeren Preisen besonders hart getroffen. Schwierig ist zudem der Zugang zu den Märkten, weil Pipelines fehlen, und die Unsicherheit mit Blick auf eine möglicherweise striktere Regulierung der Kohlendioxidemissionen in Kanada.
Shell wird die Verträge für Carmen Creek und einen Teil der Ausrüstung behalten, um die Optionen für dieses Geschäft weiter zu prüfen. Die Abschreibung in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar werden im dritten Quartal gebucht. Zudem verringern sich die nachgewiesenen Vorkommen des Konzerns dadurch um rund 418 Millionen Barrel. Das Projekt gehört Shell zu 100 Prozent.
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October 28, 2015 01:45 ET (05:45 GMT) |