voll ausschöpfen, obwohl der Jahresstart nicht gut ist.
Lufthansa-Chef Spohr will die Staatshilfe nicht voll ausschöpfen Der Lufthansa-CEO glaubt an einen starken Sommer und ein schnelles Comeback der Luftfahrtkonzerne. Dabei gehen die Verkehrszahlen deutlich zurück. Jens Koenen leitet das Büro Unternehmen & Märkte in Frankfurt. Jens Koenen 21.01.2021 - 16:41 Uhr Kommentieren Jetzt teilen Der CEO von Europas größter Airline-Gruppe setzt große Hoffnungen auf das Sommergeschäft. Quelle: dpa Carsten Spohr Der CEO von Europas größter Airline-Gruppe setzt große Hoffnungen auf das Sommergeschäft.
(Foto: dpa) Frankfurt Lufthansa-Chef Carsten Spohr geht derzeit davon aus, dass das Unternehmen die Staatshilfen in vollem Umfang abrufen muss. „Ich persönlich glaube nicht, dass wir die kompletten neun Milliarden Euro benötigen“, sagte Carsten Spohr bei einer virtuellen Diskussion der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol.
Spohr hatte bereits zu anderen Gelegenheiten deutlich gemacht, dass man bisher erst drei Milliarden Euro der Hilfen gezogen und davon erst einen kleinen Teil aufgebraucht habe. Die größte europäische Airline-Gruppe ist mit einem Liquiditätspolster von gut zehn Milliarden Euro ins Jahr gestartet.
Gleichzeitig steckt die Luftfahrt in einem absoluten Tief, wie Daten von Eurocontrol zeigen. Gab es am 11. Januar noch 9842 Flüge in Europa, sackte die Zahl bis zum 17. Januar auf 8397 ab. Verglichen mit dem Wert ein Jahr zuvor sind das nur noch 35,5 Prozent der Flüge in Normalzeiten.
„Wir befinden uns an einem Tiefpunkt, den wir seit dem Stopp im vergangenen April nicht gesehen haben“, sagte Eamonn Brennan, der Chef von Eurocontrol. Auch der der Februar werde sehr schwach sein. Er sehe erst eine Erholung nach Ostern, so Brennan.
THEMEN DES ARTIKELS Lufthansa Coronavirus Carsten Spohr Fluggesellschaften Europäische Union Führungsstrategien Europa BDI Auch bei Lufthansa spürt man dieses Tief. Laut Eurocontrol absolvierte die Gruppe am Mittwoch dieser Woche lediglich 204 Flüge, das ist ein Minus von 86 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Tag des Vorjahres. Das wirft die Frage auf, ob Lufthansa nicht doch noch stärker auf die Finanzhilfen zugreifen muss als geplant.
Virus-Mutation bremst den Luftverkehr Zumal die Aussichten wenig rosig sind. Aus Sorge vor der raschen Ausbreitung der hochansteckenden Corona-Mutationen wird in der Politik gerade über neue Grenzschließungen diskutiert. Erste Länder sind bei dem Thema bereits vorgeprescht. Die Niederlande etwa verbieten ab kommenden Samstag Flüge von Passagiermaschinen aus Großbritannien, Südafrika und Südamerika.
Nicht nur für die Airlines, auch für die Industrie ist das ein riesiges Problem. Der grenzüberschreitende Warenverkehr müsse weiter funktionieren, warnte am Donnerstag Siegfried Russwurm, der Präsident des Industrieverbandes BDI, eindringlich: „Wir brauchen dringend eine einheitliche Teststrategie der EU-Länder, statt jeweils Test-Hürden vor der Grenze bei der Einreise aufzustellen.“
Doch Spohr ist ungeachtet dieses neuerlichen Rückschlags zuversichtlich, dass das Geschäft spätestens im Sommer wieder anziehen wird. 2021 werde das Jahr der Erholung werden, da sei er sich sicher. „Zwischen dem zweiten und dritten Quartal werden wir erste Effekte der Impfungen sehen. Das wird für eine deutliche Erholung ab dem Sommer sorgen“, sagte der oberste Lufthanseat. Dieses Jahr könne ein sehr interessantes Jahr in der Luftfahrt werden.
Für Lufthansa selbst sieht Spohr die große Chance, als Marktführer aus der Krise zu kommen. „Wir wollen effizienter in unserer Struktur werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Gleichzeitig könne man die Flotte schneller modernisieren, weil der Konzern mit deutlich weniger Flugzeugen in die Zeit nach der Pandemie starten werde.
Lufthansa will Marktführer bleiben Nachholbedarf sieht der Luftfahrt-Manager dagegen noch beim Thema Sparbeitrag der Belegschaft. „Ich bin froh, dass wir mit den Piloten einen Krisentarifvertrag schließen konnten, und dass wir bei der Kernmarke Lufthansa alle Piloten an Bord halten können“, so Spohr. Aber er hätte sich ein noch weiterreichendes Abkommen gewünscht. Auch für die Piloten wäre es sicher besser zu wissen, wie es langfristig weitergehen werde, statt nur zu wissen, dass der Job bis März nächsten Jahres sicher sei.
Spohr erwartet, dass die weltweit zwölf großen Airline-Konzerne – drei in den USA, drei in China, drei am Bosporus und am Persischen Golf sowie drei in Europa – auch in zehn Jahren noch da sein werden. Lufthansa zähle in Europa natürlich dazu. Aber er prognostizierte eine Verschiebung im Ranking der umsatzstärksten Fluggesellschaften.
Aktuell stehen hier auf den ersten vier Plätzen die drei großen US-Anbieter und Lufthansa. „In einigen Jahren werden auch chinesische Airlines unter der Spitzengruppe sein“, glaubt Spohr. Gleichzeitig sieht er klare Vorteile bei den Airlines, die wie Lufthansa mehrere Drehkreuze (Hubs) betreiben.
Nach der Krise werde man zwar zunächst viel Verkehr sehen, der über die großen zentralen Drehkreuze gehe. „Langfristig werden wir dann aber mehr Verbindungen direkt von Flughafen zu Flughafen haben. Dann werden die großen Hubs Probleme bekommen“, so Spohr: „Deshalb halten wir an unserer Multihub-Strategie fest.“
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