Janet Yellen meinte also diese Woche – nach den miserablen Arbeitsmarktzahlen letzten Freitag –, man solle die einzelnen Arbeitsmarktzahlen nicht so ernst nehmen. Warum sollte man dann eigentlich ihre darauf beruhenden Zinsanhebungsprognosen ernst nehmen? Das dachten sich wohl die Edelmetalle und ignorierten Yellens ›Zinsanhebung-jederzeit-und-alles-ist-gut‹-Geschwafel. Was kommt eigentlich nach dem Glaubwürdigkeitsverlust und vor allem: wie lange noch laufen die Märkte der Karotte nach, die die FED ihnen vor der Nase hinhält? Charttechnik: Silber: zeigt nach dem letztwöchigen Tages-EMA-50-›touch down‹ eine imposante grüne Wochen-Kerze, die den Grundstein zum Angriff auf ein neues Jahres-Hoch legt. Ziel: die Wochen-EMA-200 (derzeit bei ca. USD 19). Dabei gilt es das ›falling window‹ (rot) bei ca. USD 17,6 zu überwinden. Gold: konnte im Wochenchart die EMA 200 zurückerobern. Auch hier ist das Ziel ein neues Jahres-Hoch. Yellen und auch ein schwaches China verhalfen Gold zu einer erneuten Unterstützung bei ca. USD 1.246 (›rising window‹, grün). Barrick: 2 Tage lang korrigierte Barrick die Super-Kerze vom Freitag, um dann nach der Yellen-Rede am Mittwoch mit einem weiteren ›rising window‹, dem mittlerweile 6. Fixseil, wieder nordwärts zu drehen. Freitag zu Handelsbeginn ging es dann ganz rasant Richtung Lager 1 bei USD 21,7. Dort allerdings scheint sich eine sensible Zone zu befinden, die zahlreiche Investoren nach einer 3-jährigen Buchverlust-Durststrecke wohl genützt haben dürften, ihre Papiere endlich wieder loszuwerden und so stiess sich Barrick bei USD 20,44 mit einem neuen lokalen Hoch kräftig den Kopf an, zumal auch von Gold kein nennenswerter Impuls mehr kam. Im Monatschart ist hier auch die EMA 50, die den Weg zusätzlich versperrte. Gold hat nun an Momentum verloren, könnte in eine Seitwärts- bzw. Korrekturphase übergehen und Barrick dabei mitreissen. Korrekturziele: 5. und 6. Fixseil sowie EMA 50 und die durch die beiden letzten lokalen Tiefs gebildete Aufwärtstrendlinie (grün strichliert). Also ein lokales Hoch diesesmal mit bitterem Beigeschmack, nur geringfügig über dem vorhergehenden. Die kommende Widerstandszone bei Lager 1 dürfte jedoch eine zähe sein und verlangt womöglich eine gleitende Annäherung bzw. mehrmaliges Anlaufen zur Überwindung. Danach aber geht die Party los: Kein Widerstand bis knapp 29 USD. Welche Kraft in dem Wert steckt, erkennt man daran, dass seit Jahresbeginn der Abstand zur EMA 200 im Tageschart ein riesiger ist und er bislang nicht die Möglichkeit hatte, diesen Abstand in Form einer Korrektur zu vermindern. Das aber ist gleichzeitig auch ein Gefahrenpotential: sollten massiv schlechte Nachrichten für Gold od. Barrick eintreffen, wird die EMA 200 dem Kurs schneller nahe sein, als es einem lieb ist. Deshalb wichtig: immer einen Stopp setzen. Bei diesem Aufwärtstrend gehört er nach Erreichen eines neuen lokalen Hochs immer auf das letzte lokale Tief (od. besser ein wenig darunter) gesetzt. Positiv zu erwähnen bei Barrick ist, dass sich nun beide Monats-EMAs nach jahrelanger Abwärtsneigung in eine waagrechte Bewegungsrichtung gewandelt haben. Freitag hat sich aufgrund der oben beschriebenen Besonderheit dieser Zone ein Shooting-Star ausgebildet. Ein Alarmsignal. Sollte sich Montag eine rote Kerze unterhalb der Freitags-Kerze einstellen, ergibt das einen Evening-Star, eine Top-Umkehr. Knapp darunter befindet sich ja das 6. Fixseil. Ob es der Belastung standhalten kann, hängt auch und vor allem vom Gold ab. Prinzipiell ist dazu zu sagen, dass solche ›rising windows‹ oder auch ›up gaps‹ ideale Einstiegspunkte sind, da hier beim Traden der Bewegung der Stop sehr eng gesetzt werden kann. Daher auch häufig die schönen Anstiege nach einem solchen ›rising window‹. Manchmal kommen diese Anstiege auch erst mit etwas Verzögerung, wenn die äusseren Faktoren die Märkte verunsichern. Zerstört werden solche Fenster dann auch nur, wenn von aussen schlechte Nachrichten kommen. Oftmals werden diese ›rising windows‹ nach den darauf erfolgten Anstiegen in Form der Korrekturbewegung testweise angelaufen und bei positivem Umfeld kehrt der Kurs spätestens hier wieder nach Norden um. Die Breite eines Fensters hat übrigens keine Aussagequalität über ihre Stärke der Unterstützung. Bei USD 21,45 – so dieses per Monatsschlusskurs überwunden wird – geht die Party dann richtig los. Dann kommen die anderen grossen Haie ins Becken. George hat ja schon mal den Anfang gemacht. Fazit: Jeder erdenkliche Funken kann bei allen obigen Werten einen schönen Schub nach oben auslösen, die Indikatoren und Charts bieten dafür auf allen Zeitebenen eine hervorragende Grundlage. Dieser Funken kann von Nachrichten od. aber auch durch Fonds, Investoren, etc. kommen, die einmal kräftig zulangen. Den Rest erledigt dann der Chart, da hier Kursmarken in Reichweite sind, die den Kurs jetzt noch drosseln, aber bei Zufuhr eben von äusserer Energie werden dann die im Kurs gespeicherten Kräfte entfesselt. Nach unten sind alle Werte – bis auf Silber – recht gut mit einem ›rising window‹ abgesichert; Silber hängt ein wenig in der Luft: hier gab es kein ›rising window‹. Yellens und ihrer Kollegen Aussagen dienen – so kommt mir vor – in der letzten Zeit lediglich als Bewegungserzeuger in den Märkten – zur Freude der Trader. Die Investoren hingegen dürften dem Inhalt dieses realitätsfernen Gelabers nicht mehr allzusehr Glauben schenken.
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